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„Ich bin zuversichtlich“

Foto: lpa

Schülertransporte, Lehrermangel und die Angst vor neuen Coronabeschränkungen. Vor dem Schulstart am Montag sind noch einige Fragen offen. Wie Bildungslandesrat Philipp Achammer diese Herausforderungen angehen will.

Tageszeitung: Herr Achammer, am Montag beginnt für rund 90.000 Schüler wieder der Unterricht. Wie blicken Sie auf den Schulbeginn?

Philipp Achammer:  Es gibt ein großes Durchschnaufen. Die Erleichterung merkt man vielen an, weil der Schulstartviel normaler als in den letzten zwei Schuljahren ist. Die letzten beiden Jahre waren stark von den schwierigen und teils komplizierten Covid-Beschränkungen geprägt. Das ist der normalste Schulstart seit Herbst 2019. Es ist positiv, dass das eingehalten wurde, was versprochen wurde, sodass wir ohne Tests und ohne Masken starten. Im Zweifelsfall können wir regional handeln. Wir haben gelernt, nichts voraussehen zu können. Wir glauben zwar, dass der heurige Winter nicht so schlimm wird, sollten wir uns aber täuschen, können wir so lokal eingreifen und das ist deutlich besser als einheitlich oder national einzugreifen.

Werden also künftig die Schulen selbst entscheiden, ob es Massentests, Fernunterricht oder ähnliches braucht?

Das werden die Schulen beziehungsweise die Landesschuldirektion in Absprache mit dem Sanitätsbetrieb entscheiden. Es gibt eine Zwei-Phasen-Vorgabe vom Staat, wonach selbst bei einer erhöhten pandemischen Situation Handlungsspielräume vorhanden sind.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass auch im Winter lokal über Maßnahmen entschieden werden kann?

Ich bin im Moment recht zuversichtlich. Sowohl auf staatlicher Ebene als auch im europäischen Raum sind einige Sachen im Umdenken. In mehreren Ländern gibt es nun den Standard, bewusst Maßnahmen aufzuheben. Nichtsdestotrotz haben wir gesehen, dass es unvorhergesehene Situationen gegeben hat. Wir müssen darauf vorbereitet sein. Eines was die Schulen gelernt haben, ist, flexibel zu werden. Insgesamt bin ich aber optimistisch eingestellt.

Abgesehen von der Erleichterung, gibt es vielleicht auch Bedenken von Seiten der Schüler, Eltern und Lehrern?

Was ich vor allem gehört habe ist, dass man mit Normalität bereits zufrieden ist. Bei der Eröffnungskonferenz habe ich aufgefordert, Mut zur Lücke zu zeigen. Man muss den Jugendlichen und Kindern, an denen diese Zeit nicht spurlos vorübergegangen ist, Zeit und Raum zum Durchschnaufen schenken. Ich glaube, sie brauchen alle die Gruppe und Kontakte, sie brauchen dafür Zeit.

Abseits von Corona sind einige Fragen offen. Insbesondere die Schülerverkehrsdienste sind an manchen Schulen nach wie vor noch nicht geklärt. Werden diese Dienste gewährleistet?

Wir sind dazu im regelmäßigen Austausch mit der Mobilität. Ich hoffe, dass es gelingt, diese Transporte aufrecht zu erhalten. Ich bin mir bewusst, dass die Mietwagenunternehmer schwierige Zeiten hinter sich haben. Dazu zählen Ausfälle von Fahrten aufgrund der Pandemie, Ausgleichszahlungen, die nur teilweise gelungen sind. Ich hoffe dennoch, dass es gelingt, den Dienst flächendeckend anzubieten. Wir haben mit den Ausgleichszahlungen versucht, Initiativen zu setzen, die zur Beruhigung beitragen, der Dienst muss aufrechterhalten werden, denn er ist enorm wichtig.

Ein weiteres Problem ist der Lehrermangel, immerhin dürfen aber ungeimpfte Lehrer zurückkehren. Führt das zu einer Entspannung hinsichtlich des Personalmangels?

Natürlich haben die Lehrer, die suspendiert wurden, gefehlt, aber man konnte sie im letzten Jahr ersetzen. Viel mehr Sorgen bereiten uns die starken Renteneintritte, also die demografische Entwicklung. Es gibt starke Jahrgänge, die bereits in die Rente eingetreten sind oder noch eintreten. Allerdings kommen weniger junge Fachkräfte nach. Direktoren berichten mir, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird und es immer mehr Direktberufungen braucht. Wir werden uns einiges überlegen müssen, wie wir jene, die bereits in den Schulen arbeiten, behalten und jene, die noch nicht ausreichend qualifiziert sind, qualifizieren. Das Thema wird uns noch stark beschäftigen, allerdings viel mehr in den nächsten Jahren.

Einige Schulen sind aufgrund des nationalen Wiederaufbauplanes PNRR zu viel Geld gekommen. Wie wird dieses Geld nun eingesetzt?

Das stimmt, einige Schulsprengel sind zum Teil zu verhältnismäßig hohen Mitteln gekommen, die sie für die Digitalisierung verwenden sollen. Es gibt Schulsprengel, die 100.000 Euro erhalten haben. Solche Summen muss man natürlich gezielt, gut und mit einem Konzept investieren. Das habe ich auch bei der Eröffnungskonferenz betont. Einige der wenigen positiven Dinge der Pandemie ist der Digitalisierungsschub der Schule. Sowohl was die Kenntnisse als auch die Ausstattung betrifft, hat sich die Sachlage quasi über Nacht verbessert.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • enfo

    Wir haben gerade eine Inflation und das viele Geld gibt man für Maschinen aus, anstatt dem Menschen die da arbeiten zu geben. Das sagt doch alles über die Qualität der Schulleitung in Südtirol aus

  • unglaublich

    LehrerInnenmangel? Ja klar, der wird sich sogar noch verstärken. Die indiskutabel Bezahlung der Lehrer/innen (nur Griechenland und einige Ostblockstaaten haben geringere Löhne) zerstört die Motivation der Gruppe die so wichtige Wertschätzung von Seiten der Gesellschaft für diese so wichtige Arbeit.

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