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Wird Fleisch teurer?

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Zahlreiche Metzgereibetriebe haben derzeit mit hohen Energiekosten und Preissteigerungen zu kämpfen. Wird deshalb bald das Fleisch teurer?

von Sylvie Debelyak

Südtirols Unternehmen haben derzeit mit den gewaltigen Preissteigerungen zu kämpfen. Besonders betroffen davon sind dabei die Metzgereien. Südtirol zählt insgesamt 127 Metzgereibetriebe mit rund 1.042 Beschäftigten. Im Gegensatz zu anderen Betrieben haben sie nicht die Möglichkeit, den enormen Energiekosten auszuweichen – immerhin müssen beispielsweise die Kühlzellen auch über Nacht laufen.

Klaus Kofler, Obmann der Berufsgemeinschaft der Metzger beim lvh (Wirtschaftsverband für Handwerk und Dienstleister), erklärt, was diese erhöhten Kosten für die Metzgereibetriebe bedeutet: „Bei uns geht natürlich so gut wie alles mit Strom. Angefangen bei der Wurstherstellung über die Warenausstellung im Geschäft bis hin zu den Kühlzellen, die natürlich auch über Nacht laufen müssen, damit die Ware gut erhalten bleibt. Es muss alles klimatisiert und gekühlt oder gar eingefroren werden. Wenn hier die Stromkosten plötzlich derart in die Höhe schießen, macht das für uns Metzgerei-Inhaber natürlich einen großen Unterschied.“

Kofler ist selbst Metzgereimeister und im gleichnamigen Familienunternehmen „Koflers Delikatessen“ mit zwei Detailgeschäften in Meran und einem in Unsere Liebe Frau im Walde tätig. Daher hat er die Auswirkungen der enormen Energiekosten selbst erfahren: „Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Energiekosten mehr als verdoppelt. Vor einem Jahr haben wir für Strom etwa 18 Cent pro Kilowattstunde bezahlt, jetzt sind wir bei 40 Cent.“ Selbst für jene, die die Energie aus Photovoltaikanlagen beziehen, seien die Kosten immer noch bemerkenswert hoch.

Diese Mehrkosten würden die meisten Metzgerei-Inhaber aktuell noch mit Eigenmitteln finanzieren. „Was sollen wir tun? Wir können die Kühlzellen nicht einfach abschalten oder gar nicht mehr arbeiten“, sagt Kofler. Doch finanziell tragbar sei das ganz und gar nicht mehr.

Darüber hinaus sind nicht nur die Energiekosten gestiegen, sondern auch die Preise für beispielsweise Treibstoff oder Nahrungsmitteln haben sich erhöht. Somit sind auch die Zulieferer vom Fleisch teurer geworden, sie haben diese Mehrkosten ebenso zu tragen. Allein das Schweinefleisch sei daher von Mai bis jetzt um 27 Prozent gestiegen.

An der Qualität des Fleischs hätte sich jedoch nichts geändert. „Das können wir uns nicht leisten, an der Qualität einzusparen.“ Vielmehr schaue man, beispielsweise die Verpackungskosten zu reduzieren, indem man größere Einheiten in Vakuum einpackt.

„Wegen der steigenden Inflation mussten wir natürlich auch unsere Preise etwas erhöhen, aber leider nicht in diesem Ausmaß, wie wir es brauchen würden“, erklärt der Metzgerei-Obmann. „Man kann diese Mehrkosten nicht alle sofort an den Kunden abwälzen.“ Trotzdem würde es in absehbarer Zeit sicherlich zu weiteren Preissteigerungen kommen. „Wenn es so weitergeht, wird es ziemlich schnell auch für den Endkonsumenten noch mehr zu spüren sein“, so Kofler.

Finanzielle Unterstützung, beispielsweise von Seiten der Regierung, erhalten die Metzgerei-Betreiber nicht. „Die Politik könnte sicherlich etwas tun. Immerhin zahlen wir auch einen beträchtlichen Anteil an Steuern auf Strom. Hinzu kommt, dass in Südtirol ohnehin mehr Strom produziert wird, als wir überhaupt verbrauchen können“, zeigt sich Kofler enttäuscht. Metzgerei-Betreiber würden sich von der Politik unerhört und allein gelassen fühlen.

Laut dem Metzgermeister habe es zwar noch keine Metzgerei gegeben, die aufgrund der aktuellen Preissituation ihren Betrieb eingestellt hat, dennoch sei die Stimmung unter den Betreibern getrübt: „Die Herstellung, alles was man für die Produktion einkauft, jedes Gewürz, jeder Vakuumbeutel, jeder Karton, jeder Liter Diesel, jede Kilowattstunde Strom, jedes Papier – alles ist preislich immens gestiegen und steigt weiterhin. Man bekommt auch keine Angebote mehr, die länger als eine Woche gültig sind.“

Klaus Kofler versucht trotz allem, positiv in die Zukunft zu blicken: „Wir werden es überleben müssen. Einige Metzgerei-Betreiber produzieren einfach weniger oder lassen manche Artikel von ihrem Warenbestand weg. Jeder versucht auf seine Art und Weise, Einsparungen vorzunehmen. Aber wir werden nicht drum herumkommen, nach und nach werden wir das auch den Kunden aufrechnen müssen.“

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Kommentare (10)

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  • andreas

    „Metzgerei-Betreiber würden sich von der Politik unerhört und allein gelassen fühlen.“

    Treibstoff ist für alle günstiger und beim Rest, werden meines Wissens alle „allein gelassen“.
    Kauft euch einen Hund, wenn ihr euch einsam und allein gelassen fühlt..
    Fehlt nur noch, dass sie sich über mangelnde Wertschätzung beklagen, das ist auch gerade Mode.

    Ich finde die Preise dieser „Fleischbotiquen“, wie sich neuerdings nennen, jetzt schon etwas überzogen und sehe es auch nicht als „Einkaufserlebnis“ an, 40-50-60 Euro für ein kg Fleisch zu zahlen, auch wenn die Kuh vom Besitzer täglich massiert und ihr eine gute Nacht Geschichte vorgelesen wurde.

  • robby

    Mir kommen gleich die Tränen.

  • equalizer

    Mehr oder weniger alle Bereiche Wirtschaft setzen mit ihrem Gejammer (dieses Mal trifft es die Energiekosten) wieder einmal die Politik unter Druck. Dabei ist Folgendes zu bedenken: die Energiekosten sind nur ein Teil der Erfolgsrechnung und beeinflussen die Gesamtkosten, je nach Branche, mit maximal 10%. Kein Schaden entsteht deshalb, weil diese Mehrkosten in die Verkaufspreise eingerechnet werden. Den schwarzen Peter kriegt der Endverbraucher, der die großzügigen und zum Teil ungerechtfertigten Preissteigerungen bei jedem Einkauf schmerzlich zu spüren bekommt.

  • sougeatsnet

    Nur höhere Preise und niedrigere Personalkosten können die Situation retten. Selbst für Veganer wird das Gemüse teurer. Am besten, man produziert sich diese Dinge selbst. Meine Heizkosten (Holz, aus dem eigenen Wald) sind überhaupt nicht gestiegen. Fehlt nur noch, dass ich meinen eigenen Strom erzeuge. Das böse Erwachen für viele fleißige Preistreiber wird schon noch kommen.

  • rubhel

    Autonom. A Fackl, a Holz, a Gartl und a Zukunft mehr brauchts nett

  • treter

    Aufs Fackl war besser verzichten, der Rescht isch ok!

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