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Auf nach Europa!

TAGESZEITUNG-Herausgeber Arnold Tribus zum Jahresbeginn: Was uns 2018 geprägt hat und was uns 2019 erwartet.

von Arnold Tribus

Während alle zurückblicken, wollen wir wieder nach vorne schauen (siehe Print-Ausgabe der TAGESZEITUNG), aber nicht außer Acht lassen, was uns das abgelaufene Jahr gebracht hat.

Zum ersten Mal seit geraumer Zeit war 2018 auch für unser von Gott gesegnetes Land ein Jahr der Katastrophen, die wir aber im wesentlichen alle gut gemeistert haben, was den vielen Freiwilligen zur Ehre gereicht, den Feuerwehren, dem Zivilschutz, der Forstbehörde etc. Wir können doch stolz darauf sein, dass unsere Leute sofort da sind, eingreifen, aufräumen, alles herrichten, während man andernorts auf den Staat wartet, der nicht kommt.

2018 war ein Wahljahr, für unser Land ein wichtiges, denn es ging darum, den Landtag zu erneuern, das höchste demokratische Gremium in unserem Lande, der Ort der Selbstverwaltung und der Autonomie, unser Hohes Haus, in das die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes ihre Vertreter entsenden, die verschiedene politische Meinungen vertreten, aber trotzdem aufgerufen sind, für das Wohl der Bürger zu wirken.

Die SüdtirolerInnen haben mit ihrer Wahl ihr Vertrauen in den amtierenden Landeshauptmann erneuert, auch wenn es ein paar Tausend Stimmen weniger waren, war das Vertrauen groß, ja enorm, ein Beweis, dass er seine erste Legislaturperiode gut gemacht hat, seine Reformen greifen, eine Legislatur, die ja nicht leicht für ihn war, schließlich hatte er einen beliebten und auch sehr erfolgreichen Vorgänger, der es sich zudem auch nicht nehmen ließ, seine Meinung zum Wirken seines Nachfolgers zum Besten zu geben.

Aber diese Wahl brachte für unser Land auch einen Paradigmenwechsel, was die Zusammensetzung der Landesregierung betrifft. Bisher regierte in Bozen die Volkspartei immer mit den Christdemokraten, später mit den Sozialisten, dann kamen die Mittelinks-Listen, schließlich der PD, man hatte zu diesen Mittelinksregierungen immer ein besonders positives Verhältnis, weil man sich mit diesen auch in Rom gut verstand und auf diese Weise auch eine Reihe von Durchführungsbestimmungen unter Dach und Fach gebracht werden konnten.

Wie auf gesamtstaatlicher Ebene kam auf italienischer Seite auch in Südtirol die Wende: Die Italiener wählten Lega, der PD verlor, was uns nun eine Lega-SVP-Regierung bringt. Noch ist das zwar nicht 100-prozentig sicher, aber man geht mal davon aus, dass es schlussendlich doch dazu kommt, auch wenn der Landeshauptmann weiterhin Bauchweh hat und Roberto Calderoli, der nationale Bezugspunkt der hiesigen Legisten, die SVP zappeln lässt, er ist im Augenblick zu mächtig, um sich von der SVP vorschreiben zu lassen, was die Lega tun muss.

Es begann mit dem Wertekatalog, es endete mit den Senatswahlkreisen. Was das Abkommen im Detail bringt, wird sich zeigen, es schien alles eitel Wonne, aber wenn die Legisten so zufrieden sind, heißt das, dass der Vertrag auch die Handschrift der Lega haben wird, was einen klaren Rechtsruck bedeuten wird.

Bei den politischen Wahlen hat die ganze Republik eine Wende erlebt, das Ende einer Ära, das Ende der Regierungen, die sich aus traditionellen Parteien zusammensetzen. Zum ersten Mal wurde eine Protestpartei, die Bewegung der 5 Sterne, mit 30 Prozent der Stimmen zur stärksten Partei Italiens, eine Partei, die angetreten ist, die alten Parteien von der Macht zu vertreiben, eine Partei, die dem Establishment Vaffanculo ins Gesicht rief. Verpisst euch.

Und diese Herren sind heute mit dem Lega-Populisten und Sovranisten Matteo Salvini an der Regierung, obwohl sie sich im Wahlkampf wüst beschimpft und eine gemeinsame Regierung ausgeschlossen hatten. Macht verbindet.

Im neuen Jahr 2019 stehen wieder Wahlen an, und zwar ebenso wichtige, weil es darum geht, in welche Richtung das alte Europa sich entwickelt. Di Maio verkündigt täglich, man werde sie alle vertreiben, die Alten in Europa, Juncker und alle Merkel-Hörigen, man werde auch dort die Macht übernehmen. Um Gottes Willen.

Es geht darum, ob das Erfolgsbuch Europa weitergeschrieben wird oder ob wieder die Nationalstaaten die Oberhand gewinnen, ob uns das Europa des Wohlstandes erhalten bleibt, des Nie wieder Krieg, der Liberalität und der Menschenrechte, der offenen Grenzen, der gemeinsamen Währung, der gemeinsamen Werte.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (43)

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  • andreas

    In der heutigen Zeit kann nur ein starkes vereintes Europa das Ziel sein, welches sich gegen USA und China behaupten kann. Den einzelnen Staaten fehlt einfach die Größe, auch den Briten, um in der Welt eine relevante Rolle zu spielen. Heutzutage werden Wirtschaftsverträge mit Staatenbündnissen und nicht mit einzelnen abgeschlossen.
    Dass Europa nicht von einem Tag auf den anderen zusammenwächst bzw. die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede kompensiert werden können, war klar.
    Macron hätte Ansätze, wie die Staaten sich aneinander annähern könnten, noch werden die Vorschläge von den Deutschen, auf Grund ihrer wirtschaftlichen Stärke, abgelehnt. Doch auch dies wird sich ändern, wenn die deutsche Autoindustrie zu kriseln beginnt und die Exporte durch verschiedene Maßnahmen, wie z.B. Schutzzölle anderer Staaten, zurück gehen.

    Da die USA das Interesse verloren hat, Europa militärisch zu unterstützen und auch eine Destabilisierung des Nahen Osten in Kauf nimmt, um Europa zu schaden, gibt es eigentlich keine Alternative dazu, als dass Europa gemeinsam eine schlagkräftige Armee aller Staaten auf die Beine stellt.

    Die beiden Kasper Di Maio und Salvini können sich also ihr „Italiener zuerst“ sparen, da Italien im Weltgeschehen so gut wie keine Rolle spielt und Italien ohne EU innerhalb kürzester Zeit zahlungsunfähig wäre.

    • leser

      Ach anderle
      Du verstehst wieder einmal die zusammenhänge perfekt
      Staaten wie grossbritannien spielen weltweit eine sehr grosse rolle zwar nicht als wirtschaft sondern vuelmehr als joungleur und spielwuese der steuerhinterzieher für due konzerne und despoten. Wobei diese finanzhalunken besten mit den komplizen wie z.b. Franfurt. Zürich usw. Vernetzt sind um diese strukturen aufrecht zu erhalten gibt es eben das problem mit dem brexit, der wohl nie geschehen wird genau aus diesem grund du heini
      Die wirtschaftliche macht liegt nicht in der autoproduktion du superanalytiker genauso wie die welt sich nicht um südtirol dreht

      • noando

        der finanzmarktplatz london zählt zu den wichtigsten. rein die hardware welche notwendig ist, die londoner börse in betrieb zu halten, können andere europäische börsen nicht aufweisen – noch nicht. ob die finanzwelt der grund sein könnte, dass der brexit abgebrochen wird, wage ich zu bezweifeln. ich glaube der brexit wird kommen.

        die briten sind wichtig, die deutschen sind wichtig, die franzosen sind wichtig usw. aber mit dem trompeter, oder dem hockeystar auf augenhöhe sprechen zu können, muss europa geeint agieren.

        • andreas

          Kein größerer Staatenbund bzw. Staat hat großes Interesse daran, mit den Briten ein Handelsabkommen zu schließen und der Wall Street kann es nur Recht sein, wenn sie London als größten Finanzplatz wieder überholen.

          Ob die Briten eine Steueroase werden, wird sich zeigen, ich würde mal sagen, dass Europa und die USA dies nicht dulden.

          Die Frage, ob der Brexit abgewendet werden kann, stellt sich nicht, es geht in den nächsten 3 Monaten nur mehr darum, in welcher Form.

          • andreas

            @leser
            Diskutiere doch bitte mit deinen Brüdern im Geiste goggile, yannis, gestiefelterkater und kurtl.
            Mir ist dein undefinierbares Geschreibsel komplett wurscht.

          • leser

            Anderle
            Was sagst du dazu dass die EU mit unserem geld die finanzierung von 350 milliarden für die wallschen vorbeteitet
            Ist super oder

  • noando

    ach gott, die europe-hater. ihr könnt mit dem brexit gut beobachten, welche positiven auswirkungen ein eu-ausstieg mit sich bringt. erheiternd war hier auch einmal zu lesen: merkel hat schuld am brexit.

    aber klar, wer den wald vor lauter bäumen nicht mehr sehen kann, versteht bei europa nur bahnhof. deshalb: sinnlos hier zu argumentieren.

    reformen ja, aber schlussendlich können wir uns alle glücklich schätzen, in der eu zu leben.

  • george

    Schimpfparade auf Europa von euch, mehr könnt ihr nicht! Was zu tun sei um es zu verbessern wisst ihr und könnt ihr ja auch nicht. Ihr werdet noch ehestens ganz schön in eure Wäsche schauen, wenn ihr Europa weiterhin so demontiert. Aber dann werdet ihr plözlich nach europäischen Zusammenhalt und Hilfe schreien. Außer, ihr beginnt schnellestens jetzt damit, gemeinsam ein solideres Europa zu bauen.

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