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Der Online-Kaufrausch

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Die Poste Italiane haben in Südtirol mehr als doppelt so viele Pakete verarbeitet als im Jahr zuvor. Wie der stationäre Handel auf den Druck von Amazon und Co. reagiert.

von Markus Rufin

Mit Mausklick zum perfekten Weihnachtsgeschenk. Das Online-Shopping ist nicht mehr wegzudenken. In Südtirol steigt die Zahl der Pakete jährlich an.

Die Poste Italiane hat nun eine beeindruckende Statistik für Südtirol veröffentlicht. Dieser zufolge stieg die Zahl der von Poste Italiane verarbeiteten Pakete im November 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 132 Prozent an. Innerhalb eines Jahres haben sich die zugestellten Pakete also mehr als verdoppelt. Auch in der Weihnachtszeit gab es einen merklichen Anstieg. Täglich werden 25 Prozent mehr Pakete verarbeitet als im restlichen Jahr. Um diese „Paket-Spitze“ zu bewältigen, stellt Poste Italiane vor den Weihnachtsfeiertagen vorübergehend 20 Mitarbeiter mehr ein.

Laut Poste Italiane habe man auch in anderen Provinzen einen ähnlich hohen Anstieg verzeichnet. Im gesamten Nordosten beträgt die Zunahme an Paketen 54 Prozent. Hauptverantwortlich für diesen Anstieg ist der Marktführer Amazon, doch vermehrt gesellen sich andere Online-Händler dazu. In einem Jahr hat sich die Anzahl der nicht von Amazon stammenden Pakete, die in Südtirol verarbeitet wurde, um 145 Prozent erhöht. Darunter machen Pakete von chinesischen Händlern wie Temu oder Shein den größten Anteil aus.

Doch längst haben auch die Südtiroler Händler verstanden, dass sie auf den Online-Handel angewiesen sind. „Der Online-Handel ist ein Mitbewerber, dem wir uns stellen müssen“, weiß hds-Präsident Philipp Moser. „Mittlerweile gibt es viele lokale Betriebe, die selbst Online-Handel betreiben. Die Corona-Zeit hat die Entwicklung verstärkt, in Südtirol ist diese also längst Realität.“

So richtig erklären kann sich auch Moser den rasanten Anstieg nicht, schließlich gebe es keine Anzeichen dafür, dass die Kauflust der Südtiroler zugenommen hat. Bei der Inflation und der Lohn-Debatte müsste eigentlich das Gegenteil der Fall sein. Der hds-Präsident gesteht aber ein, dass der Druck von Amazon und Co. groß ist: „Online kauft man dort ein, wo es am günstigsten ist.“ Besonders bei elektronischen Geräten und Spielen bemerken die Kaufleute einen Rückgang, da der Kunde unabhängig vom Händler immer dasselbe Produkt bekommt.

Bedenklich sei die steigende Zahl der Online-Shopper laut Moser nicht: „Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren. Wir reden mit den Kunden, wir beraten ihn und er kann die Ware sofort mitnehmen.“

Solange man sich mit der Herausforderung befasse, werden lokale Betriebe weiterhin gut wirtschaften. Online-Shops und lokale Geschäfte werden künftig nebeneinander existieren, zeigt sich der hds-Präsident überzeugt: „Durchsetzen werden sich jene Kaufleute, die den Kunden zuvorkommend bedienen. Der Kunde muss gerne einkaufen. Das wird sich zum einen auf die Einkaufszentren und zum anderen auf die Nahversorgung fokussieren. Dazwischen wird es schwierig.“

Ein Haushaltsgeschäft in einer durchschnittlichen Gemeinde habe unter dem Druck des Online-Handels mehr zu leiden als ein Lebensmittelgeschäft im Dorf. Das bedeute aber nicht, dass man daran nichts ändern könne. „Man muss den Markt analysieren und schauen, was man verändert, damit das Geschäft wieder funktioniert. Man kann die Angebote erweitern oder sich auf eine Nische fokussieren und dort der große Spezialist sein. Nur weil es schwierig ist, heißt das nicht, dass Betriebe keine Zukunft haben.“

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