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„Alte Waffen“

Karl Peter Schnittler als Zeuge im Rainer-Prozess (Foto: Aus dem Buch „Der Mordfall Waldner“)

Karl Peter Schnittler spricht im Gefängnis eine Stunde lang über seine Waffensammlung. Sein Verteidiger sagt: „Von den Vorwürfen wird wenig übrigbleiben“.

von Thomas Vikoler

Der Schulamts-Beamte Karl Peter Schnittler hat bewegte Tage hinter sich: „Es geht im psychisch nicht gut“, berichtet sein Vertrauensverteidiger Martin Ganner nach dem Termin am Donnerstag im Bozner Gefängnis, die Haftprüfung zur Festname des 62-Jährigen am vergangenen Sonntagabend.

Nach seiner Festnahme musste Schnittler wegen körperlicher Beschwerden sogar ins Krankenhaus gebracht werden. Die folgenden Tage verbrachte er in einer Arrestzelle des Bozner Gefängnis, wo er am Donnerstag von Voruntersuchungsrichter Emilio Schönsberg eine gute Stunde lang verhört wurde.

Schnittler berichtete über seine Affinität zu Waffen und räumte ein, dass er einige der insgesamt 80 von den Ermittlern beschlagnahmten Stücke hätte melden sollen.

Laut dem Tatverdächtigen handelt es sich größtenteils um Waffen bzw. Waffenteile aus dem Nachlass des Vaters und des Bruders.

„Es handelt sich um alte, teilweise unbrauchbare Waffen. Von den Vorwürfen gegen Schnittler wird am Ende wenig übrigbleiben“, ist Verteidiger Ganner überzeugt.

Also allein Waffendelikte, die sich mit einer vergleichsweise geringen Strafe abhandeln ließen. 1999 hatte Schnittler infolge des Prozesses zum Mordfall Christian Waldner einen gerichtlichen Vergleich über sieben Monate Haft wegen Waffenhandels abgeschlossen, er hatte Peter Paul Rainer eine Pistole und ein Gewehr verkauft.

Der Eintrag in das Strafregister ist inzwischen gelöscht worden.

Der Vorwurf des internationalen Terrorismus bzw. des Anschlags auf die demokratische Ordnung, wie sie im Festnahmeprotokoll aufschienen, sei im aktuellen Verfahren inzwischen vom Tisch, erklärte Verteidiger Ganner nach dem gestrigen Termin im Gefängnis. Im U-Haft-Antrag der Staatsanwaltschaft schienen sie jedenfalls nicht (mehr) auf. „Schnittler ist entsetzt über den Terrorismusvorwurf, er hat ihn entschieden zurückgewiesen“, so Ganner.

Wie kam es überhaupt zu dem Polizeieinsatz am Sonntagmorgen in Schnittlers Villa Elsa in Meran/Obermais?

Anwalt Ganner sagte nach dem Haftprüfungstermin, dass Schnittlers Untermieter Max Leitner die Polizei verständig habe. Wie berichtet, wohnt der Ausbrecherkönig seit 2020 – mit Unterbrechungen – in der Villa Elsa.

„Schnittler hat ihn und seinen Nachcousin Hans Schörghofer gutwilligerweise bei sich aufgenommen. Er wollte aber, dass sie ausziehen, weil sie ihm in den vergangenen Monaten das Leben schwergemacht haben, was auch dazu geführt hat, dass er zuletzt gesundheitlich angeschlagen war“, sagt der Verteidiger.

Leitner selbst wirf Schnittler vor, ihn mit einem Beil und einem Schwert attackiert zu haben. Er habe sich aber mit Hilfe eines Stuhls retten können.

Verteidiger Ganner beantragte zusammen mit seinem Kollegen Erwin Dilitz gestern die Enthaftung Schnittlers und in untergeordneter Hinsicht Hausarrest. Voruntersuchungsrichter Emilio Schönsberg behielt sich die Entscheidung vor.

Am Abend gab Schönsberg seine Entscheidung bekannt: Schnittler bleibt in U-Haft.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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