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Erfolglose Suche

Walter Pörnbacher sollte eigentlich jetzt in Pension gehen, aber der Primar der Pädiatrie am Krankenhaus Innichen hat seinen Dienst um weitere zwei Monate verlängert. Einen Nachfolger hat man immer noch nicht.

von Silke Hinterwaldner

Der Sanitätsbetrieb Bruneck sucht immer neue Leute: Ärzte, aber auch Pflegepersonal sind in allen Spitälern Mangelware. Im Bezirk Pustertal fehlt es vor allem an Kinderärzten: Das hat zur Folge, dass viele kleine Patienten heute schon von den Pädiatern in den Krankenhäusern von Bruneck und Innichen versorgt werden.

Für Innichen gilt: Den ersten Kinderarzt gibt es erst in Olang, die Patienten im oberen Pustertal müssen also in das Krankenhaus nach Innichen. Noch gibt es dort eine pädiatrische Abteilung und eine Ambulanz, die von einem Primar geführt wird. Walter Pörnbacher hat diesen Job Jahrzehnte lang federführend übernommen, er ist fast täglich im Spital unterwegs und kommt auch, wenn es in den Nachtstunden einen Notfall gibt. Nur: Walter Pörnbacher geht eigentlich mit Anfang August in Pension. Der Sanitätsbetrieb sucht zwar seit Oktober vergangenen Jahres einen Nachfolger, bisher  aber konnte dieser nicht gefunden werden. Das mag auch damit zu tun haben, dass keine neue Primarstelle ausgeschrieben ist, sondern lediglich nach einem leitenden Arzt gesucht wird. Fakt ist: Bisher hat sich niemand bereit erklärt, diesen Job zu übernehmen.

Wie geht es also weiter?

Zumindest bis Ende September scheint es keine größeren Probleme zu geben: Primar Pörnbacher hat seinen Dienst um zwei Monate verlängert. „Vor allem“, sagt Verwaltungsdirektor Walter Amhof, „um einen guten Übergang zu ermöglichen.“ Das heißt: In rund zehn Tagen greift für die Kinderärzte am Krankenhaus Bruneck ein neuer Dienstplan. Sie müssen die Strukturen in Innichen dann mitbetreuen. In den ersten beiden Monaten wird Pörnbacher sozusagen die Einlernphase begleiten – böse Zungen behaupten, dass auf diese Weise vor allem die touristische Hochsaison gut überbrückt werden soll.

Mit dem Austritt von Pörnbacher wird die Primarin der Pädiatrie in Bruneck, Walburga Cassar, die Leitung der Struktur in Innichen übernehmen. Cassar selbst wollte auf Nachfrage der TAGESZEITUNG zu ihrem erweiterten Aufgabenfeld nicht Stellung beziehen. Aber intern traut man ihr durchaus zu, die schwierige Situation zu meistern.

Was gravierend  bleibt, ist der Mangel an Kinderärzten. Bisher war nicht nur die Abteilung in Innichen unterbesetzt, sondern auch jene in Bruneck. In den vergangenen drei Monaten sind in Bruneck ein Vollzeit-Arzt und ein Mediziner in Teilzeit dazugekommen, aber noch immer sind nicht alle Stellen besetzt. Trotzdem müssen die Brunecker jetzt auch noch den Job in Innichen übernehmen. „Wir können nur hoffen“, sagt Amhof, „dass jetzt niemand wegfällt und im besten Fall noch jemand dazukommt.“

Fraglich bleibt, welche Dienste in Innichen tatsächlich aufrecht  bleiben: derzeit gibt es dort eine Abteilung für die stationäre Aufnahme und eine Ambulanz. „In Innichen oder in Bruneck ändert sich für die Patienten mit dieser Umstellung nicht viel“, verspricht Walter Amhof. Jetzt brauche es nur etwas Geduld, um die neue Situation möglichst gut zu meistern.

„Das ist alles keine echte Lösung“, kritisiert hingegen Maria Elisabeth Rieder, Abgeordnete von Team Köllensperger. Man sollte unbedingt einen Arzt, der fix in Innichen vor Ort ist, finden. Würde man die Stelle als Primariat ausschreiben, könnte sich wohl leichter ein Interessent finden. Und sie sagt auch: „Es muss endlich Schluss sein mit der Geheimniskrämerei. Man soll den Leuten von vorne herein klipp und klar sagen, wie es weitergeht.“

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Kommentare (6)

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  • andreas

    TK kann leicht schlau sein, wenn sich keiner finden lässt. Natürlich kann man alle mit Geld zuschütten und Primarstellen mit über 200.000 Euro vergeben, sobald die kleinsten Schwierigkeiten auftreten, ist aber nicht im Sinne des Erfinders.
    Den Leuten klipp und klar sagen wie es weitergeht scheint eher schwierig zu sein, wenn man nicht weiß wer und ob sich jemand bewirbt. Es ist eigentlich nicht Sinn der Politik, die Leute unnötig aufzuhetzen.

    Dass im Pustertal hunderte Leute für einen Hausarzt anstehen, obwohl eigentlich für jeden einer da wäre, ist sowieso etwas eigenartig. Wenn man aber immer nur hört wie schlecht alles ist und wir übermorgen wohl alle sterben müssen, wird solche Panikmache wohl der Grund dafür sein.

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