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„Wir haben das unterschätzt“

Foto: Valentina Gallina

Am Sonntag beginnt die Eishockey-WM in Bozen. Italien setzt sich dabei den Aufstieg in die Top-Division zum Ziel. Im Vorfeld spricht Sportdirektor Stefan Zisser über den Druck.

Tageszeitung: Herr Zisser, am Wochenende beginnt die Eishockey-WM in Bozen. Die Vorfreude ist sowieso groß. Der Druck auch?
Stefan Zisser: Ja, auf jeden Fall. Es passiert nicht oft, dass Spieler vor einem heimischen Publikum eine Weltmeisterschaft spielen dürfen. Doch auch der Druck ist groß. Wir sind uns dessen bewusst und haben uns sowohl körperlich als auch mental gut vorbereitet.

Wie ist die Stimmung bei den Fans? Rechnen Sie mit einem großen Andrang?
Natürlich, es hat ein bisschen gedauert, aber ich spüre jetzt einen gewissen Hype bei Kollegen und Bekannten. Fast jeder hat mich in den letzten zwei Wochen darauf angesprochen. Ich hoffe die Vorfreude der Mannschaft schwappt auch aufs Publikum über, denn eine Heim-WM ist nur dann toll, wenn man die Unterstützung der Fans hat, die die Mannschaft entsprechend antreiben.

Die Vorbereitungsspiele – speziell jenes gegen Südkorea – waren nicht gerade überzeugend. Italien hat sich erst in der Overtime gegen den Außenseiter durchgesetzt. Bereitet Ihnen dieses Ergebnis Sorgen?
Natürlich haben wir uns andere Resultate erwartet, Fakt ist aber, dass zwischen den sechs Mannschaften bei dieser WM kein großer Unterschied besteht. Zuvor hat man das sicherlich unterschätzt. Von unserer Seite müssen wir das Ergebnis positiv sehen. Wir haben erkannt, was fehlt und es gibt uns die Möglichkeit, an gewissen Dingen zu arbeiten. Das haben wir jetzt getan und hoffen, dass die Anweisungen, die an die Mannschaft gegeben wurden, von den Spielern umgesetzt werden. Wenn das gelingt, werden wir unsere Ziele erreichen.

Das Ziel ist natürlich der Aufstieg. Was muss besser funktionieren, damit der Aufstieg erreicht wird?
Wer solche Turniere bereits gespielt hat, weiß, dass es eine herausfordernde Arbeit ist. Bei Fünf Spielen in sieben Tagen hat man nicht viel Zeit Veränderungen und Umstellungen vorzunehmen. Das Reglement sagt, dass man 20 Feldspieler und zwei Tormänner mitnehmen darf. Auch das spielt eine große Rolle beim Turnier. Es ist wichtig, dass man gut startet und dass die Mannschaft eine Mannschaft ist. Es wird bei einer WM nicht immer alles gut gehen, umso mehr braucht es also einen Mannschaftsgeist. Es wird wahrscheinlich auch schwächere Spiele geben, aber die Mannschaft muss einen Weg finden, zusammenzuhalten und nach vorne zu schauen. Das kann man durchaus mit einer Playoff-Serie vergleichen, doch selbst dort hat man mehr Zeit. Den Prozess, den wir vor eineinhalb Jahren gestartet haben, ist ein guter. Man muss jetzt daran glauben und überzeugt sein. Für uns gelten die gleichen Ziele wie für Slowenien, Ungarn und die anderen Mannschaften. Die Konkurrenz ist sicherlich hart, den Luxus, ein Spiel zu versemmeln, gibt es nicht.

Das klingt nach einer schweren Aufgabe
Ja, aber es ist nicht unmöglich. Meine Aufgabe ist es, das Ganze realistisch einzuschätzen. Die Realität ist nun mal, dass wir heuer nicht Favoriten sind. Das galt vielleicht vor zwei Jahren, aber es sind zwei Mannschaften von der Top-Division abgestiegen.

Wird Damian Clara die Mannschaft verstärken?
Damian Clara wird heute (am Freitag, Anm. d. Red.) zur Mannschaft stoßen.

Clara ist nicht die einzige Personalie, die im Kader diskutiert wurde. Allgemein gab es einiges an Unverständnis, wie zum Beispiel für die Nicht-Einberufung von Pascal Brunner. Womit hängen die Entscheidungen zusammen?
Detailliert werde ich auf die Frage nicht eingehen. Wie vorhin gesagt haben wir nur Platz für 20 Feldspieler. Es braucht einen Mix von gewissen Attributen. Bei der Auswahl schaut man, wie der Spieler unter der Saison gespielt hat, wie er das Trainingslager gemacht hat und vieles mehr. Letztendlich sind wir zu diesem Schluss gekommen, es haben Kleinigkeiten den Ausschlag gegeben. Bei einem so reduzierten Roster muss man aber genau darauf achten.

Inwiefern kann die Heim-WM als Generalprobe für das prestigeträchtigere Olympia-Turnier in zwei Jahren betrachtet werden?
Eigentlich kann man die beiden Turniere gar nicht vergleichen. Das Niveau bei Olympia wird sicherlich höher sein. Wenn überhaupt ist es eine Generalprobe dafür, wie es ist, vor heimischem Publikum mit dem Trikot der Nationalmannschaft zu spielen.

Wagen Sie eine Prognose? Wird der Mannschaft der Aufstieg gelingen?
Wer Sport betreibt, betreibt ihn, um erfolgreich zu sein. Das ist auch unser Ziel. Wenn wir den Prozess beobachten, den wir in den letzten eineinhalb Jahren zurückgelegt haben, gibt der uns dafür gute Möglichkeiten. Nichtsdestotrotz haben die anderen Mannschaften auch Prozesse hinter sich und sind da, um zu gewinnen. Wir wollen auf jeden Fall das Ziel erreichen.

Interview: Markus Rufin

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