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Nach dem Sturm

Rund 800.000 Kubikmeter und damit über 50 Prozent der geschätzten Gesamtschadholzmasse sind einige Monate nach den großen Waldschäden von Ende Oktober aufgearbeitet.
Dies geht aus dem aktualisierten, nunmehr fünften Situationsbericht der Landesabteilung Fortwirtschaft zur Aufarbeitung des Sturmtiefs Vaia hervor.

2100 Waldeigentümer in 86 Gemeinden betroffen

Anerkennung für das Geleistete kommt vom Landesforstdirektor Mario Broll, der den 2100 betroffenen Waldeigentümern in 86 Gemeinden mit der Aufarbeitung und dem Abtransport einer so großen Menge in wenigen Monaten „eine bemerkenswerte Leistung“ attestiert. Er ist überzeugt: „Gemeinsam sind wir stark, wie der Zusammenhalt in der Forst-Holz-Kette zeigt“. Nun gelte es, die Aufmerksamkeit nicht zu verlieren: „Wir haben die Hälfte der Arbeiten gut bewältigt. Jetzt steht die schwierigere Hälfte an“. Dabei sei immer auf die Arbeitssicherheit zu achten!

Schadfläche von fast 6000 Hektar

Die landesweiten Erhebungen, auch mit Hubschraubern, der konzentrierten Schadensflächen sind mittlerweile abgeschlossen: Die südtirolweit von den Windwurfereignissen betroffene Fläche beträgt insgesamt 5918 Hektar, das sind 1,7 Prozent der Waldfläche. 1463 Windwurfflächen wurden digitalisiert, von einer Mindestgröße von rund 20 Quadratmetern bis zu 280 Hektar. Betroffen waren vorwiegend Fichten- oder FichtenTannen-Bestände, nur neun Prozent sind Lärchen– und Zirbenbestände.

1,5 Millionen Kubikmeter Sturmholz

Nach dem Windwurf angelegte Materialseilbahnen, im Bild im Ultental. Foto: LPA/Amt für Forstplanung/Abteilung Forstwirtschaft

Die Forstinspektorate haben Schätzungen der Sturmholzmengen vorgenommen und in ganz Südtirol eine Holzmenge von 1,5 Millionen Vorratsfestmetern Sturmholz verzeichnet (1 Vorratsfestmeter entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse ohne Zwischenräume in der Schichtung). Zwei Drittel dieser Holzmenge ist auf die Forststationen Welschnofen, Deutschnofen, Kaltenbrunn und St. Vigil in Enneberg verteilt. Diese Menge entspricht dem zweijährigen landesweiten Hiebsatz, der nachhaltig jährlich einschlagbaren Holzmenge. In manchen Gebieten ist der Verlust am Hiebsatz sehr groß, etwa im Latemar mit einem 16-Jahre-Hiebsatz.

Forstwege und Straßen öffnen, Schutzwälder sanieren

Um die betroffenen Windwurfbereiche sicher erreichbar zu machen, mussten als Sofortmaßnahme Forstwege und ländliche Straßen geöffnet werden. Dazu setzten die Forstinspektorate 124 Projekte in 70 Gemeinden um.

In der Folge geht es darum, Bodenstabilität und Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und wiederherzustellen. Dazu wurden in Objekt- und Standortschutzwäldern in 41 Gemeinden rund 7,4 Millionen Euro in 158 Projekten investiert. Die acht betroffenen Forstinspektorate haben die forstlichen Schutzmaßnahmen gemeinsam mit den Grundeigentümern nach Priorität gereiht.

463 gemeldete Materialseilbahnen

Zum Abtransport des Sturmholzes wurden schon bald Materialseilbahnen errichtet: Bis Mitte Mai wurden 463 Linien gemeldet, die von 66 Schlägerungsunternehmen betrieben wurden. 300 davon wurden bereits wieder abgetragen. Daes sich dabei um Luftfahrthindernisse handelt, müssen sie laut gesetzlicher Vorgaben gemeldet werden, um die Sicherheit für Hubschrauber- und Flugzeugpiloten zu erhöhen.

20 Kurse zur sicheren Aufarbeitung von Windwurfholz

Die Aufarbeitung von Windwurfholz zählt zu den gefährlichsten Arbeiten im Wald, da die umgeworfenen Stämme unter starker Spannung stehen. Die Forstschule Latemar hat deshalb ohne Teilnahmegebühren seit Jahresbeginn bis Mitte Mai 20 Kurse organisiert; dabei wurden 112 Teilnehmern Grundregeln für sicheres Arbeiten und geeignete Schnitttechniken vermittelt.

Über eine Million Baumpflanzen aus den Forstgärten

Die Forstgärten des Landesforstdienstes haben umgehend reagiert und die Zapfengewinnung von Fichte und Lärche gestartet: 9,5 Kilogramm Fichtensamen und 17,5 Kilogramm Lärchensamen haben sie im Frühjahr ausgesät. Die Forstinspektorate rechnen in den nächsten Jahren mit einem zusätzlichen Pflanzenbedarf – über die Normalproduktion hinaus – von 150.000 bis 200.000 Pflanzen pro Jahr. Zwischen den Jahren 2020 und 2025 planen sie 1.017.800 neue Bäumchen ein: 487.700 Fichten, 372.000 Lärchen, 47.000 Zirben, 10.000 Kiefern, 101.100 Laubhölzer. Das weitere Vorgehen hängt auch von der Naturverjüngung durch selbstständige Saat in den kommenden ein bis zwei Jahren ab.

Wissenschaftliche Studien mit Uni Bozen

In Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen und in Absprache mit interessierten Grundeigentümern vergleicht die Abteilung Forstwirtschaft auf langfristigen Versuchsflächen Waldbestände unterschiedlichen Alters und Windwurfflächen mit natürlicher und künstlicher Verjüngung und untersucht, wie die beschädigten Waldflächen auf Niederschläge reagieren und wie unterschiedlich sie mit Erosion, Wasserabsorption und Nährstoffverlust reagieren.

Borkenkäfer-Beobachtung mit Uni Padua

In sturmgeschädigten Gebieten besteht große Gefahr einer Massenvermehrung von Holzbrütern. Die Abteilung Forstwirtschaft hat in die Wege geleitet, ihr ohnehin bereits kapillares Monitoringnetz der Forstschädlinge speziell für Fichtenborkenkäfer weiter zu verdichten, begleitet durch das Institut für Entomologie der Universität Padua. In Südtirol ermittelt das Forstpersonal mit insgesamt 100 Fallen mit Lockstoff mögliche Massenvermehrungen und kann daraus die entsprechende Waldbehandlung ableiten.

Bekanntlich war Sturm Vaia Ende Oktober mit Böen von bis zu 130 Kilometern pro Stunde über Europa hinweggefegt und hatte auch in Südtirol ein Bild der Zerstörung hinterlassen. Die Abteilung Forstwirtschaft erstellt dazu regelmäßig einen ausführlichen Situationsbericht. Die fünfte Auflage umfasst 68 Seiten mit zum Teil neuen Daten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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