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Das letzte Gipfele

Jahrelang hat Rudolf Cerbaro den Flüchtlingen im Fischerhaus gespendete  Lebensmittel gebracht. Jetzt hat er enttäuscht und frustriert damit aufgehört: Weil die Caritas aus Sicherheitsgründen Süßspeisen abgelehnt hat, deren Haltbarkeitsdatum nur wenige Tage überschritten war.  

von Silke Hinterwaldner

Rudolf Cerbaro war 15 Jahre lang Bürgermeister in Vintl. 2010 hat er dann nicht mehr kandidiert, aber für die Gesellschaft setzt er sich immer noch aktiv ein. Unter anderem sammelt er ehrenamtlich in Geschäften und Bäckereien Lebensmittel ein, die für Bedürftige zur Verfügung gestellt werden. Diese Waren verteilt er dann einmal in der Woche – seit einigen Jahren gehört auch das Fischerhaus in Vintl zu den Abnehmern.

Dort sind Flüchtlinge untergebracht, vor allem aus Afrika. „Diese Dinge“, sagt er, „wurden immer dankend angenommen. Fleisch und Wurstwaren habe ich nicht überbracht, um die Muslime nicht in Verlegenheit zu bringen. Am Anfang wurde auch Weißbrot geliefert, jedoch dann abgelehnt, weil die Angst bestand, es könnte Schweinefett enthalten.“

Das heißt: Man hat durchaus darauf zu achten versucht, welche Lebensmittel gebraucht und gemocht werden. Aber dann, an einem Tag im November, machte Rudolf Cerbaro im Fischerhaus eine bittere Erfahrung. „Seit damals“, sagt er, „habe ich aufgehört, weil es zwecklos ist. Ich war einfach frustriert und tief enttäuscht.“

Was war passiert? Cerbaro hatte zwei große Behälter mit Essen im  Gepäck, die er im Fischerhaus abliefern wollte. Darin enthalten waren dieses Mal vor allem Süßspeisen, verpackte Brioche und Croissants (siehe nebenstehendes Bild), die in der Regel lange genießbar sind, auch über das aufgedrückte Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus. Was dann passierte, erzählt Rudolf Cerbaro:

„Als ich die Behälter öffnete, fragte mich der anwesende Caritas-Mitarbeiter: „É merce scaduta? Non possiamo accettare.“ Im ersten Moment war ich baff. Ich kontrollierte die Haltbarkeit und stellte fest, dass sie vor einigen Tagen abgelaufen war. Ich war jedoch der Auffassung, dass diese verpackten Süßwaren noch ohne weiteres genießbar waren.“

Cerbaro wurde dann zum Direktor des Hauses vorgelassen, der ihm erläuterte, dass es den Mitarbeitern im Haus tatsächlich untersagt ihn, Lebensmittel zu verteilen, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist. Unabhängig davon, was es ist und ob diese Dinge noch unbedenklich genießbar wären.  „Außerdem“, erzählt Cerbaro weiter, „sagte er mir, dass Afrikaner Süßigkeiten nicht mögen. Dieser Aussage möchte ich widersprechen, denn in den vergangenen Jahren wurden Süßigkeiten jeglicher Art sehr gerne entgegengenommen.“

Seit diesem Tag macht Rudolf Cerbaro bei seiner  wöchentlichen Lebensmittel-Auslieferung nicht mehr Halt im Fischerhaus. „Sollten diese Lebensmittel dann etwa in der Mülltonne landen?“, fragt er sich. Und: „Wenn das die neue Betreuungsmethode der Caritas ist, dann betrachte ich meine Aufgabe als beendet.“ All diese Dinge hat der Altbürgermeister von Vintl nicht für sich behalten. Er wollte aufmerksam machen darauf, dass man sich weniger um Bürokratie kümmern, sondern vielmehr mit Hausverstand an die Dinge herangehen sollte. Cerbaros Kritik richtet sich insofern nicht gegen die Bewohner des Fischerhauses, sondern vielmehr gegen die etwas realitätsferne Regelwut der Einrichtung. Deshalb hat er bereits Mitte Dezember einen offenen Brief an die Zuständigen bei der Caritas und in der Landesabteilung für Soziales geschickt.

Allerdings hat er seitdem weder von den Mitarbeiterin im Fischerhaus noch von den Chefs in Bozen etwas gehört (das Antwortschreiben von Caritas-Direktor Paolo Valente ist allerdings unterwegs – siehe nebenstehenden Kasten).

Stellt sich nur noch die Frage: Was ist aus den leckeren Gipfelen geworden? Rudolf Cerbaro hat sie natürlich nicht entsorgt. Er hat sie bei einer klösterlichen Gemeinschaft abgegeben, wo man sie dankend angenommen – und wohl auch gegessen hat. „Von den einheimischen notleidenden Familien“, erklärt Cerbaro, „werden die Lebensmittel geschätzt und die Haltbarkeit ist nie beanstandet worden.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (41)

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  • sepp

    na na kurt denen isch liebers Geld für mi isch des sowieso a unnützer verein wo die leute immer spenden sollen und direktoren riesige summen verdienen konn woll der Bischof spenden die kirche hot ginui besitz

  • andreas

    Wichtiger wäre wohl zu schreiben, ob es sich um ein rechtliches Problem handelt oder die Caritas dies willkürlich entschieden hat.
    Das Mindesthaltbarkeitsdatum sagt nur aus, dass der Hersteller bis zu diesem Zeitpunkt die Qualität des Produktes garantiert, nicht dass es danach nicht mehr essbar wäre.

  • arnold

    Undankbares Gesindel. Mehr gibts da nicht zu sagen.

    • george

      Das hat nichts mit „undankbarem Gesindel“ zu tun, sondern mit der Bürokratie und blödsinnigen Verordnungen der Ämterschimmel und ihren poltischen Vorgesetzten, die solche Gesetze und Bestimmungen erlassen bzw. diese dann nicht einmal richtig zu lesen bzw. interpretieren wissen.
      Und die meisten hier schreiben auch an den Fakten bzw. am Inhalt, der im Artikel enthalten ist, vorbei.
      Hat der Herr EX-Bürgermeister zu seiner Zeit auch so starr auf die Bestimmungen geschaut und sie bei manchen wortwörtlich genommen, oder dafür gesorgt, dass sie auch praktisch anwendbar sind? Leider wiehert hier bei uns der Amtsschimmel gewaltig und übermäßig, dass man oft nur mehr den Kopf schütteln muss.

      • andreas

        Verstehe ich das richtig, dass auch du durchaus nicht abgeneigt bist, dich nicht an gesetzliche Bestimmungen zu halten, wenn es deiner Ideologie entspricht?

        Was machen nebenbei die Verhandlungen von Köllensperger mit den Grünen für die Europawahlen, weißt du da mehr? 🙂

        • george

          Verstehe ich das richtig, dass du das falsch verstanden hast oder viel eher noch falsch verstehen willst um mich wieder einmal willkürlich einer Ideologie unterwerfen zu können. Liegt dir das in den Genen solche Fehlschlüsse zu ziehen oder ist es Boshaftigkeit?
          Übrigens, frag doch Köllensperger und die Grünen, wie es mit ihren Verhandlungen bzgl. Europawahlen steht. Was fragst du mich?

  • arnold

    Hier können auch die Amtsschimmel nichts dafür, der Hunger ist wohl nciht allzu groß: „Am Anfang wurde auch Weißbrot geliefert, jedoch dann abgelehnt, weil die Angst bestand, es könnte Schweinefett enthalten.“

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