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Die private Übernahme

Die private Übernahme

Weil die Flughafenbefürworter damit rechnen, das Referendum zu verlieren, wird jetzt an einer privaten Übernahme gebastelt. Und: Die Flughafen-Umfrage – STIMMEN SIE MIT!

von Anton Rainer

Mit einem kreativen Expansionskurs hat Ingemar Gatterer gewissermaßen Erfahrung. Erst im vergangenen Herbst übernahm der ehrgeizige Pusterer Unternehmer die Mehrheit der SAD, nun verhandelt er mit pragmatischem Kalkül um jene Informationsdienste, die das Land der STA zuschanzen möchte (Die TAGESZEITUNG berichtete.) Gatterer ist Realist – und er weiß, womit am 12. Juni zu rechnen ist: „Ich glaube nicht, dass die Volksbefragung positiv ausgeht“, erklärt der Unternehmer auf Anfrage der TAGESZEITUNG.

So wie er denken mittlerweile zahlreiche Flughafenbefürworter. Längst ist der Widerstand gegen Ausbau und Landesfinanzierung – das bewies jüngst eine Umfrage der Handelskammer – zu groß geworden, um das Ruder bis Juni noch herumzureißen. Das weiß man auch innerhalb der Landesregierung: „Die meisten Südtiroler haben sich ihre Meinung längst gebildet“, sagt ein Abgeordneter der Volkspartei, „auch der Landeshauptmann rechnet nicht mehr damit, zu gewinnen.“

Kein Wunder also, dass man sich in Unternehmerkreisen bereits mit einem Nein der Bevölkerung abgefunden hat – und nun fieberhaft an einem Plan B bastelt. Statt dem Land, das den Flughafen bei einem Ja mit künftig 2,5 Millionen Euro gestützt hätte, könnte künftig eine Interessensgruppe aus Südtiroler Unternehmern den Airport führen. Eine Liste von dafür in Frage kommenden Namen soll bereits zirkulieren, mit SAD-Chef Ingemar Gatterer hat sie einen aussichtsreichen Listenführer.

„Die SAD AG ist grundsätzlich an allen Geschäftsbereichen in Zusammenhang mit Personenbeförderung interessiert“, bestätigt Gatterer den angedachten Schritt vom Nah- zum Flugverkehr, „Wir werden daher sehen, welche Szenarien sich nach der Volksbefragung ergeben.“

Das Interesse ist da – und auch schon die ersten Konditionen: „Wenn wir in ein solches Geschäft einsteigen“, so Gatterer, „dann aber sicher nicht als Minderheitenaktionär, sondern immer als jene Kraft, die in jeglicher Hinsicht bestimmt.“

Airport Eingang Bozen

Airport Eingang Bozen

Dass ein derartiges „Geschäft“ überhaupt eine Option ist, liegt an einer Eigenheit des Referendums, das in großen Teilen Südtirols noch immer missverstanden wird. „Es geht natürlich nicht um die Frage, ob man den Flughafen zusperrt“, sagt ein bekannter Bozner Wirtschaftsprüfer, „man sucht nur jemanden, der die jährlichen Verluste abdeckt.“ Das kann, bei einem Ja, der Steuerzahler sein – oder eben jemand anderes.

Die Handelskammer, die bereits jetzt eine 50-prozentige Querfinanzierung angekündigt hat, könnte beispielsweise ihren Anteil aufstocken. Präsident Michl Ebner hätte als Athesia-Chef mit Beteiligungen an Alpina Tourdolomit, Schnalstaler Gletscherbahnen, Therme Meran und insbesondere an der Fluggesellschaft Aveo Tours ein ureigenes Interesse am Fortbestand des Airports in seiner aktuellen Form. Problematisch wären bei einer solchen Kapitalaufstockung nicht nur die bereits jetzt skeptischen Beitragszahler – auch die finanzielle Situation der Handelskammer lässt eine Verdopplung der Mittel wohl nicht zu. Drastische Sparmaßnahmen gab es bereits 2015, für die nächsten fünf Jahre rechnet man mit herben Bilanzverlusten. Mit aktuell rund 18 Millionen Euro an Rücklagen plus 10 Millionen Euro im Rotationsfonds des Landes macht man keine großen Sprünge.

Umso interessanter wird da Szenario Zwei, der oben erwähnte Einstieg von privaten Investoren wie dem Energieunternehmer und Vielflieger Josef Gostner (siehe Interview) oder Falkensteiner-Hotels-Manager Otmar Michaeler, der als ABD-Chef derzeit zumindest offiziell an einen positiven Ausgang des Referendums glaubt.

Voraussetzung dafür wäre nicht nur die finanzielle Verlustabdeckung des laufenden Betriebs, sondern auch der im Gesetz enthaltene Ausbau der Landebahn. Ein Grund für Zweifel an dem Szenario? Jein, bei einer Ablehnung infolge des Referendums wäre die Verlängerung auf 1.462 Meter wohl vom Tisch – nicht aber der Ausbau auf 1.432 Meter, der bereits nach einem Urteil des Staatsrats im vergangenen Sommer genehmigt wurde.

Die wohl entscheidende Frage ist eine andere: Haben Südtirols Unternehmer nach ihrer Bauchlandung mit dem Verlustprojekt „Air Alps“ nichts gelernt? „Die Führung einer Fluglinie ist mit der Führung einer Infrastruktur nicht zu vergleichen“, sagt Josef Gostner, „ich wette sogar, dass die Privaten das besser hinkriegen als die öffentliche Hand.“

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