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Votum gegen Rienzner

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Der Putsch beim Südtiroler Energieverband hat Außenstehende überrascht. Die Hintergründe zur Abwahl von Präsident Hanspeter Fuchs.

von Markus Rufin

Beim Südtiroler Energieverband übt man sich aktuell in Stillschweigen. Der abgewählte Präsident Hanspeter Fuchs möchte sich nicht äußern, der neue Präsident Matthias Obrist verweist auf die „in den nächsten Tagen“ erscheinende Presseaussendung, während Geschäftsführer Rudi Rienzner untergetaucht zu sein scheint. Beim SEV hat es ordentlich gekracht. Was ist geschehen?

Am Samstag fand die Generalversammlung des Verbandes statt. Eigentlich keine große Sache, alles sah von außen danach aus, als ob Hanspeter Fuchs, der dem Verband bereits seit Jahren als Präsident vorsteht, bestätigt wird. Letztendlich kam es aber zu einer Kampfabstimmung. Völlig überraschend wurde der Rechnungsprüfer und Handelsrechtexperte Matthias Obrist zum Präsidenten gewählt.

Nach der Wahl sagte er zu Rai Südtirol: „Die Situation war recht angespannt, weil es zwei Lager gab. Das eine Lager bevorzugte die alte Präsidentschaft und das andere wollte den neuen Weg.“ Der neue Präsident lieferte auch gleich den Grund für den Putsch mit: „Man hat in den vergangenen Monaten bis Jahren polemische Presse gegenüber dem Landeshauptmann und dem Assessorat für Energie gehört. Wir haben den klaren Auftrag der Mitglieder, dass nur mit einem Miteinander und nicht mit strikten Forderungen etwas erreicht werden kann.“

Tatsächlich fiel der Energieverband in Vergangenheit mit einem äußerst regierungskritischen Kurs auf. Speziell in Sachen Energieautonomie griffen Rienzner und Fuchs die Landesregierung immer wieder an. Diese wurde vom Verband immer wieder eingefordert, dazu brauche es lediglich den politischen Willen. Die Landesregierung reagierte auf diese anhaltende Kritik beleidigt und mied den Energieverband zunehmend. Speziell größere Stromproduzenten und Wasserkraftwerksbetreiber verärgerte dieser Kurs, wie ein anonymes Mitglied des Verbandes berichtet.

Völlig offen war nach dieser chaotischen Generalversammlung, wie es für Geschäftsführer Rienzner weitergeht. Er setzte sich am Samstag für eine erneute Präsidentschaft von Fuchs ein. Ob auch er jetzt den Hut nehmen muss, war bislang unklar. Der Insider bestätigt: „Die Abwahl von Hanspeter Fuchs war eigentlich ein Votum gegen den Geschäftsführer. Fuchs war im Prinzip nur der Leidtragende, unzufrieden sind die Mitglieder aber mit Rienzner.“

Rienzner hatte sozusagen die totale Kontrolle über den Verband. Er war es, der immer wieder an die Öffentlichkeit getreten war und den harten Kurs gegen Kompatscher einschlug. Fuchs intervenierte nahezu nie. Mit Obrist hoffen die rebellierenden Mitglieder, dass sich das nun ändert, er soll ihn zügeln.

Doch es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb die Mitglieder einen Wechsel an der Spitze erzwungen haben. Rienzner ist vertraglich noch ein Jahr an den Verband gebunden, anschließend muss er in Pension gehen, die Rolle des Geschäftsführers müsste neu ausgeschrieben werden. Angeblich soll Rienzner versucht haben, Einfluss auf die Suche nach einem Nachfolger zu nehmen, um im Hintergrund weiterhin den Verband kontrollieren zu können. Für die großen Mitglieder im Verband ist das zu viel. So bleibt Rienzner noch maximal ein Jahr Geschäftsführer und muss dann gehen.

Doch die Frage bleibt: Was ändert sich im Energieverband durch den Machtwechsel? „Inhaltlich wohl nicht sehr viel“, meint ein Mitglied. „Der Verband hat sich gut entwickelt, beschäftigt mittlerweile 25 Mitarbeiter und hat viel erreicht. Mit der eigentlichen Arbeit des Verbands sind die Mitglieder durchaus zufrieden.“ Es ist daher anzunehmen, dass sich vor allem die Kommunikation nach außen ändern wird. Der Verband möchte sich mit dem Landeshauptmann und vor allem mit dem Assessor Peter Brunner wieder gut stellen. Es ist also möglich, dass der Energieverband wieder freundlichere Töne anschlägt.

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