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„Saublöde Figur gemacht“

Die Menschen ist Südtirol sind entsetzt: Das TAGESZEITUNG-VIDEO über die peinliche „Geheim“-Abstimmung geht viral.

Die peinliche Geheim-Abstimmung bei der Wahl des Landtagspräsidiums sorgt für lebhafte Diskussionen im Land:

Das VIDEO von TAGESZEITUNG Online über den Abstimmungs-Skandal im Hohen Haus geht viral, wurde bis Samstagmittag bereits über 50.000 mal aufgerufen.

SVP-Chef Philipp Achammer verteidigt sein – wie er sagt – „unwürdiges und unkonventionelles Vorgehen“.

Er hatte mit den Vertretern der Mehrheit vereinbart, dass sie bei der Stimmabgabe dem Präsidialsekretär Franz Locher den Stimmzettel zeigen. „Es war die einzige Möglichkeit der Selbstdisziplinierung“, so Achammer.

Rückendeckung kommt von Ex-Landtagspräsidentin Julia Unterberger: „Die Wahl war schon geheim. Wenn jemand freiwillig herzeigen will, was er gewählt hat, dann kann ihm das niemand verwehren.“

Außerdem finde sie das „Theater“, das die Opposition da aufgeführt habe, „mindestens genauso daneben“. Es handle sich um eine interne Abmachung der SVP-Fraktion, daher sei ein Vergleich mit einer Diktatur, wie ihn Interimspräsident Franz Ploner angestrengt hat, „völlig fehl am Platz“.

Die Senatorin verschont aber auch die Parteikollegen nicht vor Kritik: „Es ist traurig, dass solche Kontrollen überhaupt nötig sind und sich einzelne Fraktionsmitglieder dermaßen verantwortungslos verhalten, nur weil bei der Postenvergabe etwas nicht nach ihren Vorstellungen gelaufen ist.“

Unterbergers Nachfolger als Landtagspräsident, der nunmehrige Oppositionspolitiker Thomas Widmann, sieht das völlig anders: „Eine geheime Wahl ist eine geheime Wahl, bei der jeder wählen kann, wen er will. Das Ergebnis muss von allen anerkannt werden.“ Die Mehrheit, so Widmann, habe mit ihren „Spielchen eine saublöde Figur gemacht“.

In dieselbe Kerbe schlägt Grünen-Politikerin Brigitte Foppa: Den Punkt „geheime Wahl mit Vorzeigen des Wahlzettels“ gebe es in der Geschäftsordnung des Landtags nicht. Die Mehrheit wolle „krampfhaft an den Instrumenten der Vergangenheit festhalten“. Das sei ein „furchtbares Schauspiel“ und eine „Geringschätzung des freien Mandats“.

Brisant: Seit 2008 verbietet ein staatliches Gesetz bei allen öffentlichen Wahlen in Italien das Mitführen eines Handys in der Wahlkabine. Wer seinen Stimmzettel fotografiert oder durch irgendwelche Zeichen den Urheber deutlich macht, droht eine Geldstrafe von bis zu 30.000 Euro. Dadurch will der Gesetzgeber die freie und geheime Stimmabgabe – einen Grundpfeiler der Demokratie – schützen und verhindern, dass die Entscheidung des Einzelnen durch äußeren Druck beeinflusst wird.

Hätten alle Vertreter der Mehrheit im Landtag ihren Stimmzettel hergezeigt, wäre das Wahlergebnis wohl anders ausgefallen (die Heckenschützen hätten nicht mit freiem Gewissen für Sepp Noggler stimmen können). Zudem wäre in der Folge (durch Ausschlussverfahren) auch die Wahl jener, die ihren Stimmzettel nicht hergezeigt haben, publik geworden.

Fakt ist: Hätte Sepp Noggler im dritten Wahlgang sich selbst gewählt, wäre er Landtagspräsident geworden.

Auch Angelo Gennaccaro ist nur hauchdünn an einem SuperGAU vorbeigeschrammt:

Teile der italienischen Rechten – so Indiskretionen aus der SVP – haben wohl für Sandro Repetto gestimmt, um dem Civica-Mann die Flügel zu stutzen. Gennaccaro, der bereits mit dem Austritt aus der Mehrheit drohte, setzte sich nur deshalb durch, weil die JWA-Vertreter Jürgen Wirth Anderlan und Andreas Colli für ihn gestimmt haben, um den „linken Repetto“ zu verhindern.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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