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Gespaltene Jugend

Unter den jungen Wählern haben vor allem die Süd-Tiroler Freiheit und die Grünen an Stimmen zugelegt. Können die beiden Parteien, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die Jugend vereinen?

von Markus Rufin

Detaillierte Wahlanalysen brauchen ihre Zeit, doch zu ersten Schlüssen kommt man bereits kurz nach der Wahl. So lässt sich anhand der Rückmeldung junger Menschen recht schnell erkennen, wer von ihnen besonders viel Zuspruch erhalten hat.

Bei diesen Wahlen waren das zum einen die Grünen und zum anderen die Süd-Tiroler Freiheit. Während bei den Grünen erwartbar war, dass sie aufgrund der Klimapolitik bei jungen Wählern gut abschneiden, kommt es bei der Süd-Tiroler Freiheit doch etwas überraschend.

Doch die Analyse von Melanie Mair, Landesjugendsprecherin der STF, fällt klar aus: „Wir sprechen Themen an, die den Jungen am Herzen liegen. Ich und andere Funktionäre hören ständig, dass junge Menschen Angst davor haben, nachts auszugehen. Das war das Thema im Landtagswahlkampf und braucht eine Lösung.“

Viele der Jugendlichen habe die STF über die sozialen Medien erreicht. Besonders Videos auf Instagram und TikTok, wo die Bewegung erst vor einem Jahr aktiv wurde, seien erfolgreich gewesen, berichtet Mair: „Viele der Jugendlichen, die sich bei uns gemeldet haben, haben angegeben, dass sie durch die Videos von Sven Knoll, der ein guter Rhetoriker ist, auf uns aufmerksam geworden sind.“

Durchaus ähnlich ist es bei Zeno Oberkofler. Er verdankt seinen Sitz im Landtag auch den Briefwählern, die er in erster Linie über die sozialen Medien erreichte. Doch nicht nur er, auch andere Mitglieder der Young Greens erzielten erstaunlich gute Resultate: „Da wurde ein starkes Zeichen von den jungen Menschen gesetzt.“

Im Gegensatz zu den Grünen ist es der STF nicht gelungen, einen Jungkandidaten in den Landtag zu bringen. Mair hat dafür aber auch eine Erklärung: „Wir sind mit vier Jungkandidaten bei diesen Wahlen angetreten. Nur zwei von ihnen waren zuvor politisch aktiv. Zeno Oberkofler hat sich hingegen durch die Klimaproteste einen Namen gemacht. Benjamin Pixner, der bei anderen Parteien noch in Jugendorganisationen sitzen würde, hat zudem ein gutes Resultat erzielt.“

Nichtsdestotrotz sieht Mair eine gute Vertretung der Jugend auch durch die STF gesichert: „Unsere Abgeordneten machen schon lange Politik für junge Menschen. Insbesondere Hannes Rabensteiner liegt die Jugend am Herzen.“

Dass neben den Grünen auch die STF so gut bei den jungen Wählern abgeschnitten hat, verwundert Oberkofler nicht: „Bei den Podiumsdiskussionen hat man gesehen, dass die Sicherheit ein wichtiges Thema ist, das die STF am meisten bedient hat, auch mit populistischen Methoden. Dennoch muss man das Problem sehr ernst nehmen.“

Allerdings werde er das Thema nicht populistisch bedienen. Es sei wichtig, der Komplexität des Themas gerecht zu werden. Er werde nicht darauf herumreiten, ohne Lösungen zu präsentieren, betont Oberkofler.

Als bei weitem jüngster Landtagsabgeordneter (25 Jahre) –Philipp Achammer und Hannes Rabensteiner folgen auf ihn mit 38 Jahren – wolle er ein Sprachrohr für die gesamte Jugend sein und sich auch diesem Thema annehmen: „Ich sehe durch meinen Einzug in den Landtag eine große Verantwortung, die Menschen wünschen sich einen frischen Wind und eine andere Art der Politik. Es geht weniger um das Parteidenken als um die Anliegen der jungen Menschen. So offen muss man sein. Ich möchte die Anliegen junger Menschen in den Landtag bringen.“

Doch kann es überhaupt gelingen, die Jugend als Ganzes zu vertreten? Bei den Landtagswahlen haben junge Wähler Parteien gewählt die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch betrachtet Mair die Jugend nicht als gespalten: „Nur weil es unterschiedliche Positionen gibt, heißt das nicht, dass es eine Spaltung gibt. Wir haben selbst mit den Grünen viele Berührungspunkte, wenn es zum Beispiel um Umwelt- und Naturschutz geht, wir nennen es nur Heimatschutz.“

Auch Oberkofler sieht Themen, die parteiübergreifend wichtig für die Jugend sind. So verweist er auf die Pressekonferenz der Jungkandidaten kurz vor den Landtagswahlen: „Dort kam heraus, dass leistbares Wohnen für alle wichtig ist. Das muss man unbedingt angehen. Auch die Löhne sind ein großes Thema. Für den Klimaschutz wird die nächste Periode ebenso entscheidend. Ich werde versuchen diese Themen in den Landtag zu bringen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • brutus

    …nicht nur die Jugend ist „gespalten“, der Ausdruck ist eigentlich falsch, die Südtiroler sind zur Zeit politisch etwas orientierungslos!
    Sie wollen Neuerungen, Lösungen und das schnell, und das macht die politische Arbeit mit einer heillos zerstrittenen EU, und der immer im Nacken sitzende Rompolitik immens schwer!

  • placeboeffekt

    Das Wort “ gespalten “ erlebt zur Zeit Hochkonjunktur im Journalismus.

    Sollen denn alle das gleiche wählen?

    Die Jugend Nordkoreas ist sicher nicht gespalten.

    Eher etwas unterernährt, aber vereint hinter dem kleinen dicken Anführer.

  • andreas1234567

    Hallo zum Mittag
    erstaunlich ist welche Bandbreite an Jugendorganisationen im Südtiroler Jugendring versammelt sind, von Jungschützen über Kirchjugend bis zu ziemlich jeder Partejugend ist fast alles vertreten
    https://www.jugendring.it/suche/ueber-uns/mitgliedsvereine/
    Seltsamerweise halten sich die Grünen oder Young Greens wie sie sich heißen dort komplett zurück wonach man den Herrn Oberkofler gern einmal befragt haben könnte

    Auf Wiedersehen am warmen Stubenofen auf Alm und Hütte

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