Du befindest dich hier: Home » Gesellschaft » (Un)geliebtes „Harley&Snow“

(Un)geliebtes „Harley&Snow“

Harley&Snow

Motorradevents begeistern – sie sind aber auch permanenter Kritik ausgesetzt. „Harley&Snow“ in Ridnaun lockte in den vergangenen Jahren Tausende Besucher an. Viermal in Folge musste das Event nun abgesagt werden.

von Erna Egger 

Mit dem Motorrad die Skipiste mehrere hundert Meter hinaufcrossen: Neun Jahre lang organisierte Harley Davidson Bozen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen auf der kleinen Piste in Ridnaun mit dem Dorflift das Event Harley&Snow – bis 2019. An den drei Veranstaltungstagen, jeweils im März, wohnten an die 5.000 bis 6.000 Zuseher dem Event in der Gemeinde Ratschings bei. Rund 150 Teilnehmer aus ganz Europa kämpften sich mit ihren Harleys die schneebedeckten Hänge hoch.

Die Organisatoren wollten dann dem Publikum und Teilnehmern einen anderen Austragungsort bieten: Im März 2020 sollte das Harley-Davidson-Event in Vals, im Skigebiet Gitschberg-Jochtal, ausgetragen werden. „Alles war bereits organisiert, doch aufgrund Corona kam der Lockdown, das Event musste abgesagt werden“, schildert Stefan Gruber, Präsident der Tourismusgenossenschaft Gitschberg Jochtal. Das Rennen wurde auf 2021 verschoben, aber auch diese Auflage konnte wegen Covid-19 nicht ausgetragen werden.

Und auch die Edition von 11. bis 13. März 2022 fiel ins Wasser. Hierzu Gruber: „Wir haben in Absprache mit den Vereinen entschieden, dass wir Harley&Snow nicht mehr in Vals austragen, weil das Rennen als Produkt nicht in unsere Ferienregion passt.“

Daniel Geppert, Mitglied des Organisationsteams, ergänzt: „Nachdem das Event drei Jahre nicht ausgetragen werden konnte, lagen bei allen die Nerven blank.“

Deswegen wollten die Veranstalter wieder nach Ridnaun zurückkehren. Die Vorbereitungen für die Austragung des Rennens von 10. bis 12. März 2023 liefen auf Hochtouren.

Doch nun haben die Organisatoren auf Facebook wieder folgende Kundmachung publiziert: „Hiermit müssen wir leider mitteilen, dass es keine Möglichkeit mehr geben wird, in Ridnaun ein Harley&Snow durchzuführen. Wir als OK-Team haben es sogar geschafft, ein ‚Green Konzept‘ zu erstellen und werden dieses auch bei anderen Events umsetzen.“

Viele Vereine und die Hotellerie, die Jugend und auch der Bürgermeister hätten versucht, das Event nicht zu verlieren, so die Organisatoren. „Doch leider gibt es immer jemanden, der dagegen ist und somit müssen wir uns alle beugen und dem ‚Machtwort‘ nachgeben.“ Und weiter: „Wir wollten beweisen, dass wir auch zu unserem Wort stehen. Wir wollten ein neues, nachhaltiges Konzept umsetzen. Aber leider hat das alles keinen Wert. Sehr, sehr schade, wenn man bedenkt, was aus dem Event geworden ist! Was es den Vereinen gebracht hat und dem Tourismus. Der Medienwert und die TV-Ausstrahlungen hierzu waren grandios!“

Die Organisatoren wollen aber nicht aufgeben: „Wir suchen schon nach einer neuen Location, um unser neues nachhaltiges Harley&Snow-Event am Leben zu erhalten!“, lautet es auf Facebook.

Daniel Geppert, Mitglied des Organisationsteams, über die Gründe der Absage und die permanente Kritik gegenüber Motorradveranstaltungen.

Tageszeitung: Herr Geppert, warum wurde dieses Mal das Event abgesagt? 

Daniel Geppert: Das Event kann in Ridnaun nicht stattfinden, weil ein Grundeigentümer gegen die Veranstaltung ist. Sehr schade, weil dieses Rennen europaweit ein einzigartiges Event ist.

Man ist bemüht, das Event fortzuführen?

Wir bemühen uns, aber es ist schwierig einen guten Partner zu finden. Man braucht eine Skipiste, sehr viele Zimmer werden gebucht. Aber keine Liftgesellschaft kann eine Skipiste in einem größeren Skigebiet für fünf Tage zur Verfügung stellen, weil der Verlust durch die fehlenden Skifahrer zu groß wäre. Nur ein kleines Skigebiet kommt für die Austragung des Events in Frage. Aber wir sind auf der Suche.

Abgase, Lärm und die Verschmutzung der Natur: Motorradevents stehen unter permanenter Kritik…

Das stimmt. Aber wir sind auch in dieser Hinsicht sehr bemüht. Wir haben ein Green-Konzept mit einem Klimapartner entwickelt, um der Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Wir wissen genau, wie viel CO2-Ausstoß wir produzieren. Wir beteiligen uns an Projekten, um diesen zu neutralisieren.

Diese große Sensibilität herrscht nur in Südtirol, schon in den Nachbarregionen interessiert diese Thematik niemanden mehr. Aber ich möchte dieses Event in Südtirol belassen – auch wegen der Wertschöpfung: Wir haben einen Medienwert von 5,5 Millionen Euro, weil das Event in vielzähligen Ländern ausgestrahlt wurde – mit positivem Inhalt.

Wie ist das Feedback in Ridnaun?

Das Feedback zu unserer Veranstaltung in Ridnaun ist gemischt. Wir haben auch sehr große Unterstützung erhalten. Die Piste befindet sich neben der Autobahn, in der Nacht sind die Skidoos unterwegs. Abgesehen davon: Auch die vielen Touristen, die nun mit ihren Autos zu den Christkindlmärkten anreisen, produzieren Abgase.

Ich finde, man sollte allen den Raum lassen, ihre Veranstaltungen abzuhalten.

In Ridnaun hat weder ein Politiker noch die grüne Front interveniert. Aber wenn der Grundbesitzer Nein sagt, dann muss man das akzeptieren. Ich finde es nur schade, dass die Vereine, die bereits in Pandemiezeiten die Leidtragenden waren, wieder keine Einnahmen haben.

Der Grund für das Nein des Grundbesitzers?

Es gab mehrere Gründe, auf die ich aber nicht näher eingehen will.

Indes hoffen wir auf gute und neue Anfragen von anderen Skigebieten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (18)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen