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Nein zum Glasturm

Der Glasturm (Foto: Cgriplan Tscholl)

Ein 18 Meter hoher Glaskristall soll am Rosengarten auf 2.300 Meter Höhe neben der Kölner Hütte aus dem Boden wachsen. Der Alpenverein Südtirol und der CAI Alto Adige appellieren an die privaten Unternehmer der Latemar Karersee GmbH und an die politischen Entscheidungsträger, von diesem Vorhaben Abstand zu nehmen.

Der Rosengarten sei einer der symbolträchtigsten Berge der Dolomiten und per se schon eine Attraktion. Der Rosengarten darf nicht zu einer Kulisse für Erlebnisattraktionen degradiert werden.

Der Rosengarten steht im Fokus der Wirtschaftstreibenden und entsprechend liegen unterschiedlichste Nutzungsprojekte vor.

Nicht in Frage kommt für die beiden Alpinvereine AVS und CAI der geplante 18 Meter hohe Glaskristall direkt vor den Felswänden des Rosengartenmassivs auf 2.300 Metern Höhe.

Der 5-stöckige Glasturm soll neben der neuen Seilbahnstation bei der Kölner Hütte errichtet werden und ein Besucherzentrum „TTD – Touch the dolomites“ mit Ausstellungsflächen und zugehöriger Gastronomie beherbergen. Während allerdings die Ausstellungsräume für das Dolomiten Unesco Welterbe vorwiegend in die beiden unterirdischen Stockwerke verbannt werden, ist die Nutzung der oberirdischen Stockwerke, die ein 360-Grad-Panorama freigeben, noch weitgehend unbekannt.

Dies lässt eher vermuten, so AVS und CAI, dass der Hauptzweck nicht darin liegt, den Menschen die Notwendigkeit zum Schutz der Dolomiten näher zu bringen, sondern mit „Laurins Kristall“ eine neue Attraktion für das Skigebiet Karersee/Carezza zu schaffen und dadurch die neue Kabinenbahn auszulasten.

Foto: AVS

Der AVS und CAI hingegen betrachten den Rosengarten als Gemeinschaftsgut, das erhalten werden muss. „Dem Berg wohnt ein Eigenwert inne, der kultureller, spiritueller und ökologischer Natur ist. Er benötigt keine Inwertsetzung und Inszenierung durch die Generierung von wirtschaftlichem Profit,“ davon ist AVS-Präsident Georg Simeoni überzeugt.

„Natur und Landschaft der Alpen müssen nicht mit einem architektonischen Wahrzeichen inszeniert werden, um ein Erlebnis zu bieten. Der Rosengarten wird durch den Glaskristall zur Kulisse degradiert. Statt das Verständnis für die Einzigartigkeit der Dolomiten zu fördern, vergrößert der Kristall die Distanz zur Natur.“ Damit knüpft der Alpenverein an die Kernaussage seiner im Dezember gestarteten Sensibilisierungskampagne zum Erhalt der Alpen „Unsere Alpen – einfach schön!“ an.

Hinzu kommt für die Alpenvereine, dass der Glasturm sehr exponiert und weitum sichtbar wäre. Eine Reflexion der Glasfassaden und eine dadurch noch stärkere Wahrnehmung als künstliche Landmarke im Hochgebirge ist zu befürchten. Es besteht eine hohe Kollisionsgefahr an den Glasfassaden für Vogelarten, darunter geschützte Arten wie Alpenschneehuhn, Birkhuhn und Wanderfalken.

Der Glasturm soll mit der neu geplanten unterirdischen Bergstation der Kabinenbahn „König Laurin“ in Verbindung stehen. Die Latemar Karersee GmbH plant zwei bestehende veraltete Sessellifte zwischen Frommer Alm und Kölner Hütte abzubrechen und in geänderter Trassenführung mit Mittelstation durch eine 10er-Kabinenbahn zu ersetzen.Für diese Maßnahme zur qualitativen Aufwertung im Skigebiet zeigen der Alpenverein Südtirol, seine Sektion Welschnofen und der CAI Alto Adige durchaus Verständnis.

Nicht einverstanden ist man aber mit der geplanten Bauausführung und Förderleistung. Allein für die neue Bergstation müsste circa 6.700 m³ Gesteinsmaterial, das entspricht etwa dem Aushub von zehn Einfamilienhäusern, im sensiblen alpinen Gelände auf 2.300 Metern bewegt werden. „Mit der neuen Kabinenbahn könnten in 13 Minuten Fahrtzeit circa 1.400 Personen pro Stunde mehr zur Kölner Hütte befördert werden“, so CAI Alto Adige-Präsident Claudio Sartori, „das ist mehr als doppelt so viel wie bisher. Mehr Menschen bedeuten notgedrungen eine höhere Belastung für die Umwelt und den umliegenden Naturraum.“

Foto: AVS

Anders als die Liftbetreiber ist der Alpenverein Südtirol der Ansicht, dass sich die Besucher nicht rund um den geplanten Glasturm konzentrieren, sondern sich am Hirzlsteig weiterbewegen würden. Dieser Steig ist bereits jetzt in den Sommermonaten überfrequentiert und wird deshalb mittlerweile von vielen Einheimischen weitgehend gemieden. Die beiden Alpenvereine treten daher für eine Reduktion der Förderleistung und der Dimensionierung der geplanten Kabinenbahn auf ein umweltverträgliches Maß ein.

„Gerade im Nahbereich zu den Schutzgebieten muss mit der alpinen Natur und Landschaft rücksichtsvoll umgegangen werden,“ meint Sartori. Denn nur wenige Meter hinter der Kölner Hütte und dem geplanten Glasturm liegt der Naturpark Schlern-Rosengarten, zugleich auch Natura-2000-Gebiet und Dolomiten Unesco Welterbe.

AVS und CAI sind davon überzeugt, dass durch den Glasturm noch mehr Leute in das schon jetzt stark besuchte Gebiet um den Karersee und Karerpass gezogen werden und die Verkehrsbelastung für das Dorf Welschnofen weiter steigt. Daher appellieren der Alpenverein Südtirol und der CAI Alto Adige zur größtmöglichen Zurückhaltung bei den technischen Eingriffen am Rosengarten und ruft dazu auf, eine alternative Ausführung des Besucherzentrums in Talnähe oder eine Integration in die Kölner Hütte zu prüfen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • andreas

    Die Infrastruktur am Karerpass muss sich für den Betreiber auch wirtschaftlich rechnen. Wäre nicht vor Jahren ein Investor eingestiegen und hätte gegen jede wirtschaftliche Vernunft Lifte gekauft und neue gebaut, würden jetzt wohl.alle Lifte stehen und die Hotels wären in Schwierigkeiten.
    Ein Glaskasten, welcher durchaus eine Attraktion wäre, sollte jetzt nicht das Problem sein
    Gegen alles zu sein, ist nicht schwer, als Lifte am Pass außer Betrieb waren, da das Geld fehlte, hatten AVS und CAI aber auch keine Lösung.

  • erich

    Wenn man diese Argumentation vom Alpenverein liest, dann müsste man alle Berghütten abräumen. Dort wird gefressen und gesoffen anschließend müssen Berge von Müll und Fäkalien entsorgt werden. Solche Aussichtspunkte laden zum Verweilen und Besinnen ein. Wenn diese Plattformen mit natürlichen Materialien gebaut sind spricht überhaupt nichts dagegen.

    • vogelweider

      Alles spricht dagegen! So einen Schmarren, den Sie daherreden! Aussichtspunkte auf einem Berg, dem Rosengarten schaffen? Die „zum Verweilen und Besinnen“ einladen? Steigen Sie einfach ein paar hundert Meter nach oben, dann kriegen Sie alles gratis und ohne touristischen Trubel.
      Berghütten (Sie meinen wohl Schutzhäuser) sind Stützpunkte für die Bergsteiger (sic!), müssen (meist) zu Fuß erreicht werden, bieten Schutz vor Wetterunbilden und erlauben es so, dass man auch mehrtätige, lange Touren unternehmen kann. Was deren Verhältnis zur Umwelt angeht, könnten sich viele eine Scheibe abschneiden.
      Ich -und viele andere- kann/können auf diese Disneyworld verzichten. Wann habt ihr endlich genug?

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