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„Ja, es reizt mich …“

Pius Leitner wurde letzthin häufig auf eine Kandidatur bei den Landtagswahlen angesprochen. Das politische Urgestein der Freiheitlichen räumt ein: Eine Rückkehr auf die politische Bühne würde ihn reizen.

von Erna Egger

Pius Leitner hat sich letzthin gleich öfters mit Wortmeldungen aus dem politischen Ruhestand zurückgemeldet: Der 68-Jährige publizierte mehrere Leserbriefe und ließ es sich nicht nehmen, sich in die Debatte zur Errichtung einer Moschee einzumischen. In einer Pressemitteilung kommentierte er: „Ja zur Glaubensfreiheit – nein zu Moscheen in Südtirol“.

Was hat dieses plötzliche Engagement nach jahrelanger politischer Zurückhaltung zu bedeuten? Die Interpretationen gehen allesamt in eine Richtung: Will der langjährige Landtagsabgeordnete aus Mühlbach wieder in den politischen Ring zurückkehren?

„Zu einer Kandidatur gibt es nichts zu sagen. Das sind Spekulation und ich beteilige mich nicht an Spekulationen“, blockt Leitner auf Anfrage der TAGESZEITUNG kategorisch ab.

Er bestätigt jedoch: „Ich werde vielfach auf eine Kandidatur angesprochen. Wenn ich sagen würde, es reizt mich nicht mehr, dann würde ich lügen.“

Eine Rückkehr von Leitner auf die politische Bühne würde für mächtigen Wirbel in der Vorwahlzeit sorgen – vorwiegend innerhalb seiner Partei – den Freiheitlichen.

Leitner ist ein politisches Urgestein in Südtirol. Knapp 25 Jahre saß er im Landtag.

Foto: Pius Leitner/Facebook

Von 1989 bis 1993 stand der Eisacktaler dem Südtiroler Schützenbund als Landeskommandant vor. Seine politische Tätigkeit begann der Mühlbacher, der schon seit langem in Vahrn wohnt, mit 18 Jahren als Mitglied der Südtiroler Volkspartei, alsbald kehrte er der SVP aber den Rücken und schloss sich den 1992 gegründeten Freiheitlichen an. Bei den Wahlen 1993 und 1998 erreichte er jeweils ein Mandat für den Landtag. Von 1994 bis 2013 war Leitner Landesparteiobmann. Bei den Landtagswahlen 2003 schaffte der Mitte-Rechts-Politiker mit seiner politischen Ziehtochter Ulli Mair, vormals Parteisekretärin, die Stimmenanzahl aus und holte sich zwei Sitze.

Der große Triumph kam 2008: Das unzertrennliche Duo Leitner und Mair verhalfen der Partei zum Aufschwung, fünf Landtagsmandate wurden erzielt. Im Jahr 2013 erreichten die Blauen sogar sechs Sitze, Leitner erhielt 36.761 Vorzugsstimmen.

Dann folgte der Absturz: Interne Streitereien und Skandale – die Politpensionen, die Penisring-Affäre und die mutmaßliche Veruntreuung von Parteigeldern, die in Gerichtsprozesse mündeten – forderten ihren Tribut und zermürbten die Partei.

Am 13. März 2017 reichte Leitner seinen Rücktritt von seinem Landtags- und Regionalratsmandat ein, nachdem er erstinstanzlich vom Verwaltungsgericht zu einer bedingten Haftstrafe wegen angeblicher Veruntreuung von Parteigeldern verurteilt worden war. Bei einer tränenreichen Pressekonferenz teilte Leitner seinen Abschied von der Politbühne mit.

Im September desselben Jahres wurde Leitner in zweiter Instanz von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen freigesprochen.

Nachdem der Fall vom Kassationsgerichtshof zurückverwiesen worden war, verurteilte das Berufungsgericht in Trient im September 2019 Leitner zu einer bedingten Haftstrafe in einem Ausmaß von einem Jahr und acht Monaten.

Bei den Landtagswahlen 2018 folgte dann der große Absturz der Blauen:  Mit Ulli Mair und Andreas Leiter Reber schafften die Blauen nur noch zwei Mandate.

Mittlerweile laufen die Vorbereitungen für die Landtagswahlen im Oktober auf Hochtouren. Die allermeisten Parteien tun sich schwer, Kandidaten zu finden – auch die Freiheitlichen. Beim Parteitag steckte der Vorstand die realistischen Ziele ab: Man arbeite daraufhin, die zwei Mandate zu halten. Laut letzter Meinungsumfrage der Südtiroler Wirtschaftszeitung würden die Blauen bei jetzigen Landtagswahlen sieben Prozent erhalten.

Die vermehrten Stellungnahmen des Ehrenobmannes der Partei öffnen nun jedoch Tür und Tor für Spekulationen. Hierzu Leitner: „Ich bin ein politischer Mensch und werde es immer bleiben.“

Über ein Comeback von Leitner würde sich besonders Ulli Mair freuen.

Ulli Mair und Pius Leitner (Archivbild)

Pius Leitner galt einst als volksnaher Politiker, der das Ohr beim Volk hat. Auch heute noch wird ihm ein größeres Stimmenpotenzial zugetraut – mutmaßlich – so wird angenommen – würde er alle weiteren Kandidaten in der blauen Riege aus dem Ring boxen, ein altbewährtes Duo würde wieder der Partei vorstehen.

Zu seinen Ambitionen präzisiert er: „Es reizt mich nicht so sehr die Rückkehr auf die politische Bühne oder ein Landtagsmandat, sondern ich verspüre nach wie vor die Lust, mich zu politischen Themen zu äußern. Ich werde auch immer wieder dazu gedrängt und es fällt mir manchmal schwer, still zu sein.“

Leicht resigniert winkt er jedoch ab: „Meine Zeit ist vorbei. Nach fast 25 Jahren Landtag und insgesamt 50 Jahren politischer Tätigkeit, muss man das Feld den Jungen überlassen“, so Leitner.

Was die Partei betrifft, „so mische ich mich als Ehrenobmann nicht in das operative Geschäft der Partei ein und mein größter Wunsch ist es, dass es der Partei insgesamt gutgeht“, kommentiert Leitner.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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