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Schlaue Wölfe

Triumph der Wolfs-Koalition um Josef Unterholzner und Franz Locher: Der Landtag düpiert LR Arnold Schuler – und spricht sich für die schnelle und unbürokratische Entnahme von Großraubwild aus.

von Matthias Kofler

Arnold Schuler ging mit einer gesunden Portion Galgenhumor in die Abstimmung: „Möglicherweise müssen wir nicht den Wolf, sondern den dafür zuständigen Landesrat unter Schutz stellen“, sagte der SVP-Politiker mit einem Augenzwinkern.

Der Landtag verabschiedete mit einer überwältigenden Mehrheit von 27 Ja einen Begehrensantrag ans römische Parlament und an die Regierung Meloni, der eine schnelle und unbürokratische Entnahme von Großraubwild vorsieht. Wie die Tageszeitung berichtete, hat sich im Landtag eine Wolfs-Koalition gebildet, die sich aus den Abgeordneten Josef Unterholzner, Andreas Leiter Reber, Ulli Mair und Franz Locher zusammensetzt. Der Gruppe schlossen sich in der Zwischenzeit auch die SVP-Mandatare Paula Bacher und Manfred Vallazza an.

Ihr gemeinsames Anliegen ist es, Grundlagen zu schaffen, um den Abschuss der problematischen Großraubwildtiere schnell und unbürokratisch im Bedarfsfall zu ermöglichen, eine einheitliche Gangart für die Regulierung von Großraubwildtieren für den gesamten Alpenraum zu schaffen, innerhalb des EU-Rechts sämtliche Möglichkeiten der Derogation auszuschöpfen, um die geregelte Entnahme auf die Wildart „canis lupus” vor allem in den Bergregionen an die Regelungen jener europäischen Mitgliedsstaaten anzugleichen, in welchen bereits jetzt Ausnahmen vom generellen Wolfsabschussverbot gelten und gesetzgeberisch eine klare Regelung zu schaffen, die bei Angriffen durch nachweislich gefährliche Wildtiere zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger unmittelbar zur Anwendung kommt.

Der SVP-Politiker Locher stand fraktionsintern stark in der Kritik, weil er den Antrag ohne Absprache mit seinen Kollegen unterzeichnet hatte. Am Ende sah sich die SVP-Fraktion aber gezwungen, dem Wolfs-Antrag zähneknirschend zuzustimmen. Unterholzner und Co. mussten sich lediglich dazu bereiterklären, die Kritik an der Landesregierung in den Prämissen (Untätigkeit) und den Verweis auf den staatlichen Notwehr-Paragrafen zu streichen. Erstunterzeichner Unterholzner stellte in seiner Stimmabgabeerklärung klar, dass es ihm „auf den Sack“ gehe, dass Anträge im Landtag ständig unter parteipolitischen Aspekten behandelt würden. Es sei an der Zeit, im Kampf gegen den Wolf Fakten zu schaffen. Dass es möglich sei, beweise Schweden, wo es derzeit eine Wolfoffensive gebe. Franz Locher räumte ein, dass die Landesregierung im Wolfs-Management bereits einiges unternommen habe, etwa mit den Herdenschutzmaßnahmen, die aber nicht viel gebracht hätten. Die Aussagen des neuen Landwirtschaftsministers Francesco Lollobrigida seien aber ein „Lichtblick“.

Gegen den Antrag stimmten nur die 5-Sterne-Bewegung, der PD und die Grünen. „Wer ein wolfsfreies Südtirol fordert, betreibt Populismus, denn der Wolf kennt keine Grenzen“, befand der Grillino Diego Nicolini. Hanspeter Staffler (Grüne) erklärte, dass der Antrag das Pferd von hinten aufzäume. Es würde mehr bringen, die Landwirte dazu zu bewegen, dass die vom Land gebotenen Maßnahmen angenommen würden. Der PD-Abgeordnete äußerte eine gewagte These: „Angesichts dessen, wie der Antrag zustande gekommen ist und wer ihn letztendlich unterschrieben hat, kann man schließen, dass es um einen Angriff auf den zuständigen Landesrat geht.“

Für Brisanz sorgte das Abstimmungsverhalten des Team K: Maria Elisabeth Rieder unterstrich, dass sie selbst aus einer Bergbauernfamilie komme und der Schutz der Nutztiere wichtig und richtig sei. Der vorgelegte Antrag sei „populistisch“, der wiegle auf und schüre Ängste, die nicht real seien. Den Einbringern gehe es nur um persönliche Wahlwerbung. Wer nach diesen Worten mit einer Gegenstimme der Gelben gerechnet hat, täuschte sich gewaltig: Das Team K sprach sich geschlossen für den Antrag der Wolfs-Koalition aus.

Der zuständige Landesrat Schuler bemühte sich um Schadensbegrenzung: Er erinnerte daran, dass die heute geltenden Regelungen zu einer Zeit eingeführt worden seien, als der Wolf noch nicht so weit verbreitet gewesen sei wie heute. Es bräuchte die Lockerung der Regelungen und vernünftige Einzelentnahmen. Doch um mittelfristig die Konflikte zu reduzieren, würden Einzelentnahmen nicht ausreichen. Auch in der Weidehaltung müssten Maßnahmen gesetzt werden. „Wir sind im Gespräch, um eine Lösung zu finden und das Landesgesetz umsetzen zu können“, unterstrich Schuler. Bei den Entnahmen müsse man nicht unbedingt vom Schießen sprechen, sondern auch von möglichen Umsiedlungen und Sterilisationen. Jedoch sei es ein sehr schwieriges Unterfangen, ein so scheues und schlaues Tier wie den Wolf einzufangen. Den Vorwurf der Wolfs-Koalition, die Südtiroler Politik sei im Kampf gegen den Wolf bislang untätig geblieben, wollte der Landesrat nicht so stehen lassen: Es habe unzählige Treffen zum Thema gegeben – nicht nur auf nationaler Ebene, sondern darüber hinaus.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • robby

    Da wird von Problemwölfen gesprochen dabei sind das Problem Typen wie Unterholzner, Locher und Schlaumeier wie ein Vallazza. Für deren „Entnahme“ sollte sich auch eine Mehrheit finden.

  • rumer

    Bravo! Endlich setzt sich Hirn durch, lang hats gebraucht,
    Wenn an der Grenze jeder Woff abgeschossen wird, kennt der Wolf bald die Grenzen, so schlau ist der schon.
    Die Grünen zeigen mal wieder, dass sie auf der Seite des Bösen, des moralisch minderwertigen sind,. Schande Schande Schande über die Grünen Mörder.

  • sepp

    Will sich der valazza itz überall wichtig mochen der gehört in die Wüste geschickt noa konn a in der Wüste bauzone mochen folscher wie dia geht nimma

  • heinz

    Der Wolf ist eine streng geschützte Tierart, die man nicht einfach abschießen darf. Eine Entnahme ist nur von Problemwölfen möglich und nur dann, wenn vorher konsequenter Herdenschutz mit Hirten, Herdenschutzhunden und Zäunen betrieben wurde.
    Etwas anderes zu fordern ist blanker Populismus. Der Mensch muss wieder verstärkt mit der Natur leben und nicht dagegen.
    Ein Blick nach Nordtirol, wo ein xfaches an Herdenschutzmaßnahmen gestartet worden sind, zeigt den Weg auf, der zu gehen ist.

    • brutus

      …bis jetzt war immer die Schweiz das Vorzeigemodell! …aber die schießen die Problemwölfe ab!!!
      Also schnell die Fronten wechseln und Tirol als Vorbild nehmen, obwohl es dort auch nicht mehr lang dauern wird, bis die erste Kugel den Lauf verlässt!

      • hallihallo

        heinz, wie jedes gesetz, kann man auch diese ändern, oder?? es braucht nur eine mehrheit. so einfach ist demokratie. und wenn im restlichen europa die wölfe geschossen werden, wieso nicht bei uns. van der leyens pony wurde vom wolf angegriffen und schau, schau, der wolf wurde erschossen.
        wenn es mich nicht täuscht, werden im eu-land frankreich jährlich 10% der wölfe erschossen. problemwölfe, welche sofort erschossen werden, werden von diesen 10% abgezogen.

        • heinz

          @hallihallo
          In Italien wird sich niemals eine Mehrheit dafür finden, dass einfach alle Wölfe abgeschossen werden. Und das, obwohl es im Latium und in Mittelitalien generell viel mehr Wölfe gibt als in Südtirol…

    • rumer

      @heinz
      stimmt nicht. In Schweden gibt es das Gebiet der Samen, in dem KEINE Wölfe geduldet werden. Und wie du weißt liegt Schweden in der EU.

  • pingoballino1955

    Valazza wird so langsam unerträglich,kein Wunder,ist ja beim SvP HAUFEN!!!!

  • sougeatsnet

    Halten wir uns da mehr an Italien. Problemwölfe verlaufen sich da einfach und schon gibt es weniger Probleme.

  • andreas1234567

    Hallo zum Sonntag,

    die Abstimmung lässt mich schon ratlos zurück, immerhin sucht man unverhohlen Nähe,Ratschlag und Schutz bei den neuen Herren in Rom.
    Das müssen insbesondere die bürgerlich konservativen und heimatbewussten Kräfte mit sich ausmachen.

    Vielleicht kennt das noch jemand vom Schulpausenhof, da gab es Geschäfte wie „gib mir ein Kaugummi und dafür darfst du aus meiner Colaflasche trinken ohne vorher abwischen“
    Offensichtlich will man das römische Kaugummi quer über ein breites politisches Spektrum.

    Natürlich braucht es raubtierfreies Almzonen, das ist die Forderung quer durch den Alpenraum, jahrhundertelange Bewirtschaftung dieser Zonen darf nicht zum Glücksrad werden ob das Grossraubvieh die Arbeit eines Jahres vernichtet oder nicht.

    Auch wenn es nervt und es elend lange bürokratische Prozesse sind aber sich den dementsprechenden Bemühungen von Nord-Tirol und den südwestdeutschen Hochregionen auf EU-Ebene anzuschliessen erscheint mir erfolgsversprechender.

    Im Übrigen, diese ganzen „Herdenschutzmassnahmen“ sind ein Ammenmärchen und eine Monstranz von Ahnungslosen, die Schweiz hat das mit den Hirtenhunden reumütig aufgegeben und sogar in Gegenden die der Herrgott bei der Schöpfung mit der Teigrolle bearbeitet hat wie die westdeutsche Niederrheinebene funktioniert das mit Behirtung/Einzäunung nicht, selbst dort ist der Aufwand nicht zu stemmen.

    Auf Wiedersehen in Südtirol

  • dn

    Bravo Enzian, Sarner und Blaue

  • klum

    Hört endlich auf mit dieser ENTNAHME! Seid so ehrlich und ERSCHIESST einfach jenen Wolf der sich bis an euren Zaun oder eure Haustür heran wagt. Da bin ich voll dafür, wobei es nicht viele sein durften.

  • sougeatsnet

    Genau diese wird im Schweizer Bericht ausgesagt. Problemwölfe weg und eine Ruh ist! Wer lange fragt wird weit gewiesen! Ganz Italien macht es vor.

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