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Langes Warten

Am Krankenhaus Bozen müssen PatientInnen ein halbes Jahr auf ein EKG warten. Das widerspreche einer zeitgerechten Medizin-Versorgung, findet Team-K-Arzt Franz Ploner.

von Matthias Kofler

Franz Ploner hat sich mittels einer Landtagsanfrage über die Wartezeiten für Holter-Untersuchungen in den einzelnen Krankenhäusern informiert. Die Holter-Untersuchung dient dazu, den Herzrhythmus über 24 Stunden in der Alltagssituation des Patienten aufzuzeichnen, um eventuelle Herzrhythmusstörungen zu dokumentieren. „Nur ein kleiner Teil der angeforderten Untersuchungen wird während einer kardiologischen Visite angefordert, beim viel größeren Teil handelt es sich um Anfragen von außen“, erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher. Die direkte Anlage des Holters während einer kardiologischen Visite könne außerdem nur dann erfolgen, wenn ein Apparat frei sei.

Aus der Auflistung geht hervor, dass PatientInnen am Krankenhaus Bozen am längsten auf ein programmiertes oder aufschiebbares 24-Stunden-EKG warten müssen: nämlich ein halbes Jahr. Am 25. November des abgelaufenen Jahres war der früheste verfügbare Termin am 25. Mai 2023. Etwas kürzer sind die Wartezeiten am Krankenhaus Meran: Dort gab es an besagtem Stichtag den ersten freien Termin am 11. April 2023. Die PatientInnen an den Krankenhäusern Bruneck, Innichen, Brixen und Sterzing müssen bis März auf ein programmiertes 24-Stunden-EKG warten. „Die langen Wartezeiten am Krankenhaus Bozen, wo es eine Fachabteilung für Kardiologie gibt, entsprechen keiner zeitgerechten medizinischen Versorgung der Bevölkerung“, kritisiert Franz Ploner, ehemaliger Primar am Krankenhaus Sterzing und nunmehriger Landtagsabgeordneter des Team K. Dabei handle es sich um eine relative einfache kardiologische Untersuchungsmethode.

Will man eine aufschiebbare/programmierte transthorakale Echokardiographie, so muss man in den einzelnen Krankenhäusern, auch in jenen mit einer kardiologischen Fachabteilung mit einer entsprechenden personelle Besetzung, sogar über ein Jahr warten. Auf Ploners Frage, wie solche Wartezeiten zu rechtfertigen sind, verweist der für die Sanität zuständige LH auf die „innovative Lösung“, die an der Abteilung der Kardiologie in Bozen beschritten werden soll: Durch die Ausbildung und Anstellung von „Sonographern“ nach amerikanischem Vorbild, also speziell ausgebildetem Personal, das dem Arzt die Aufgabe der Aufnahme der Ultraschallbilder abnimmt, soll noch heuer das Angebot deutlich erhöht werden und somit die zurzeit inakzeptablen Wartezeiten abgebaut werden. Ploner äußert sich skeptisch: „Wo soll man die ,Sonographen‘hernehmen, wenn bereits Pflegepersonal fehlt?“ Zudem seien diese Fachgruppen in Italien rechtlich nochnicht zugelassen, sodass für die Errichtung einer solchen Untersuchungseinheit erst die Rahmen geschaffen werden müssten.

Kritisch sieht der Abgeordnete auch den Umstand, dass PatientInnen aus dem Wipptal für ein 24-Stunden-EKG dreimal nach Bozen fahren müssen. Das dritte Mal, um den Befund abzuholen. „So etwas ist entgegen jeder Logik und wohl auch nicht mit Personalmangel erklärbar“, meint Ploner. Laut dem LH arbeitet der Sanitätsbetrieb daran, die Befunde dem Bürger über die Elektronische Gesundheitsakte zur Verfügung zu stellen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • unglaublich

    Schaut so aus, als ob die sog. Sammelpartei das öffentliche Sanitätswesen an die Wand gefahren hat. Eigentlich „wurscht“, die Bürger, die diese VOLKSpartei wirklich vertritt, kann es sich locker leisten privat in eines der wie aus dem Boden geschossenen Privatkliniken zu gehen und in kürzester Zeit versorgt zu werden. Und die vielen Arbeiter, die im letzten Jahr um mindestens 13% ärmer geworden sind? Selber schuld, sie wählen immer wieder den eigenen Metzger.

    • rumer

      Die Südtiroler Sanität wurde von Stocker und anderen SVP-lern an die Wand gefahren, sie ist nicht mal mehr eines Bananenstaates würdig.
      Unterstellt die Sanität der Nordtiroler Landesregierung, damit sie wieder auf europäisches Niveau kommt.

  • schwarzesschaf

    Ja wenn den ganzen nachmittag Privatpatienten reinlaufen dafür aber zeit genug ist, dann wissen wir ja was falsch geht. Und wieviele würden abend oder auch nacht zu einen röntgentermin ultraschal ecc kommen wo einige ärtze zeit hätten da auf der station ruhe ist und auf der ersten hilfecauch. Da jeden tag 10 personen reinschieben und es würde schneller gehn

  • gabriel

    “ Das dritte Mal, um den Befund abzuholen “

    Der Humor sollte ja niemals verloren gehen im Leben sagt man so schön.

    Für alle die im Bozner Krankenhaus die Wartezeiten eines 24 h-EKG zu hören bekommen;

    – 7. Dez. 2022, Gesundheit: “ Das Bozner Spital gehört vor allem bei der Diagnose Herzinfarkt zu den besten auf dem Staatsgebiet. In 76,3 % der Fälle wird hier ein Herzinfarkt innerhalb von 90 Minuten behandelt. “

    Lg

  • morgenstern

    „Burkina Faso“

  • andreas1234567

    Hallo aus D,

    meinen Respekt hat der Herr Dr.Ploner.

    Ich vergiss es ihm nie weil er die Dreckschmeisserei auf Südtirol nicht mitgemacht hat.

    Die damaligen „Horrorinzidenzen“ und wofür damals Südtirol als „Coronapestlioch Europas“ durch die duschgeknallte Presse gereicht wurde wurden von Dr.Ploner immer relativiert mit dem Hinweis jeder Durchreisende und Dahergelaufene wurde mitgezählt.

    Hat auch mal neugierig im Frühjahr 21 nachgefragt was es mit den dauerhaft dreistellig belegten Privatklinikbetten und den dortigen Patienten unter „post akut aus Seniorenwohnheimen übernommen“ so auf sich hat und das jedes Bettchen den Steuerzahler 600 Euro Tagessatz kostete.
    Nasch dieser Anfrage schmolzen die belegten Bettchen dahin wie Schneemann Erwin auf dem Waltherplatz im August.

    Auf Wiedersehen in Südtirol und für Dr.Ploner meine ich das gern auch einmal bei einem gemeinsamen Umtrunk

  • hallihallo

    ja wie heißt gleich die klinik, wo der ploner noch so nebenbei arbeitet?
    bietet die auch holter-untersuchungen an? wenn ja, dann könnten die ja dem land aushelfen 🙂

  • andreas1234567

    Hallo @hallihallo,

    es ist das private Gesundheitszentrum St.Josef in Meran,Schmerztherapiezentrum.

    Der Herr Dr.Ploner muss es gewiss nicht aber er schaut dort einmal im Monat für eine Schicht mitarbeitend vorbei.
    Um den Kontakt zum Bodenpersonal zu wahren.Es hat gewiss keine finanziellen Interessen.
    Danke für das Stichwort, ich ergänze meine Lobrede für den Landtagsabgeordneten um diesen Punkt.

    Wer es nachlesen möchte:

    https://www.tageszeitung.it/2022/08/08/wieder-im-arztkittel/

    Auf Wiedersehen in Südtirol

  • pingoballino1955

    Die Sanität ist in bestimmten Bereichen nur noch zu bedauern.Ausreden am laufenden Band.Solche Sachen passieren,wenn mit Improvisation und nicht mit Fachwissen gearbeitet wird.

  • dn

    Während Corona brauchte es nicht so viele Ärzte und Pfleger, deswegen durften die nach Hause gehen (Scherz).

  • stanislaus

    Die SVP Wähler Touristiker, Bauern und Wirtschaft sind sicher privat versichert…. durch die Finger schauen einfache Arbeiter und Rentner….

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