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„Stehen unter Druck“

Manfred Pinzger (Foto: Hannes Unterhauser)

Der 25-köpfige Landesausschuss des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) traf sich in Oberbozen zu seiner jährlichen Klausurtagung. Im Mittelpunkt standen dabei die bauliche Entwicklung der gastgewerblichen Betriebe, die Überarbeitung des Systems der Ortstaxe und die zentralen Zukunftsthemen Nachhaltigkeit, Innovation und Human Resources.

HGV-Präsident Manfred Pinzger gab zunächst einen generellen Überblick über die tourismuspolitischen Rahmenbedingungen, mit denen die Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe in Südtirol konfrontiert sind.

„Neben den allgemeinen Kostensteigerungen setzen vor allem die hohen Energiekosten und die gestiegenen Zinsen viele Betriebe finanziell unter Druck. Ob Bar, Restaurant oder Beherbergungsbetrieb, die Energiekosten schlagen enorm zu Buche“, erläutert Präsident Pinzger.

Mit dem kürzlich von der Landesenergiegesellschaft aufgelegten Angebot „Alperia Eco Business“ lassen sich die Energiekosten, vor allem bei den kleineren und kleinen Betrieben, etwas abfedern. Insgesamt muss es aber darum gehen, dass die hohen Energiekosten und die steuerliche Belastung der Unternehmen reduziert werden. In diesem Zusammenhang spricht sich der HGV für eine Senkung der Gemeindeimmobiliensteuer GIS sowie der IRAP aus. „Dies wäre ein richtiges Signal zur richtigen Zeit“, betont HGV-Präsident Manfred Pinzger.

Auch der Landeshaushalt lässt zu wenig Spielraum für die Förderung der gastgewerblichen Betriebe. Laut Haushaltsentwurf sind 35,94 Millionen Euro vorgesehen. Das sind gerade einmal knapp 0,54 Prozent der im Ausgangshaushalt bereitgestellten finanziellen Mittel. Dabei wären weitere zielgerichtete Fördermaßnahmen, mit denen auch bestimmte Lenkungseffekte erzeugt werden können, oder die Reaktivierung des Rotationsfonds, wichtig.

Eingehend befasste sich der Landesausschuss mit den noch ausstehenden Durchführungsbestimmungen zum Landestourismusentwicklungskonzept bzw. den verschiedenen, teils noch ausständigen Normen, welche die künftige bauliche Entwicklung der gastgewerblichen Betriebe regeln. „Unsere Unternehmen benötigen rasch Planungssicherheit“, unterstrich Pinzger. Ein weiteres Mal pocht der HGV darauf, dass auch im Natur- und Agrargebiet, wo ca. 50 Prozent der Betriebe angesiedelt sind, ausreichend Spielräume für eine bauliche Entwicklung, insbesondere in qualitativer Hinsicht, möglich sind. Rasch geregelt werden muss generell die quantitative Erweiterung im Rahmen der vom LTEK vorgesehenen Spielräume. Auch die Notwendigkeit, Unterkunftsmöglichkeiten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterhäuser zu schaffen, wurde aufgezeigt. „Der HGV hat schon seit geraumer Zeit der Landespolitik entsprechende Vorschläge unterbreitet“, so Pinzger.

Ein weiteres Thema war die von Landesrat Schuler angekündigte Überarbeitung des Systems der Ortstaxe.

Der HGV hat sich grundsätzlich für eine Erhöhung der Ortstaxe ausgesprochen. Damit können die Initiativen der Tourismusvereine im Bereich Verschönerung des Ortsbildes, Produktgestaltung und die Aktivitäten der IDM finanziell noch stärker unterstützt werden. Der HGV spricht sich aber kategorisch dagegen aus, dass man mit den zusätzlichen Geldern aus der Ortstaxe tourismusfremde Projekte finanziert oder die Gelder gar dafür verwendet, Haushaltslöcher der Gemeinden, Städte oder auf Landesebene zu stopfen.

Eine Erhebung des LTS ergab, dass über die Tourismusvereine bereits jetzt mit rund 12 Millionen Euro Projekte im Bereich Landschaftsschutz, Pflege der Landschaft und dergleichen mehr mitfinanziert werden.

„Diese Mittel werden großteils über die freiwilligen Beiträge der gastgewerblichen Betriebe generiert. Deshalb darf die Ortstaxe auch künftig nur für die Finanzierung der Tourismusorganisationen, das touristische Marketing und die Produktentwicklung eingesetzt werden“, fordert der HGV-Landesausschuss.

Großes Augenmerk richtete das Führungsgremium des HGV auch auf die drei Zukunftsthemen Nachhaltigkeit, Innovation und Human Resources. Speziell zum Thema Nachhaltigkeit wurden konkrete Projekte aufgezeigt, wie der HGV seine Mitgliedsbetriebe bei diesem Prozess begleiten wird.

Der HGV wird seinen Mitgliedern praxisgerechte Werkzeuge und Tools in die Hand geben, etwa einen auf das Gastgewerbe zugeschnittenen CO2-Rechner. Das Land Südtirol und IDM haben die Maxime ausgegeben, dass Südtirol in punkto Nachhaltigkeit zu einer Vorzeigeregion werden sollte.

„Der Tourismus wird dabei Verantwortung übernehmen“, bekräftigte der HGV-Landesausschuss. Während die IDM diesen Prozess auf der Destinationsebene begleitet, konzentriert sich der HGV auf die Betriebsebene. Im Bereich Innovation geht es zunächst um eine noch stärkere Digitalisierung der Abläufe in Gastbetrieben und um intelligente Lösungen, die dazu beitragen, die Ressourcen noch effizienter einzusetzen.

Dazu wird der HGV mit den wichtigsten Partnern im Bereich Forschung und Entwicklung kooperieren, wie dem Fraunhofer Institut Italia, dem NOI Techpark und der Freien Universität Bozen. Schließlich wird den Mitgliedern eine Online-Plattform zur Verfügung gestellt, auf welcher man zeitnah über die jeweils aktuellen Förderprogramme auf Landes-, Staats- und EU-Ebene informiert wird, heißt es abschließend in der Presseaussendung des HGV.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (8)

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  • unglaublich

    Daran leidet dieses neoliberale Südtirol. Die Lobbieisten schauen nicht auf das große Ganze.

  • criticus

    Oje, wieder wird auf niedrigen Niveau gejammert und danach im Ausland Hotels gebaut oder gekauft.

  • perikles

    Der Tourismus eilt von Rekord zu Rekord, Mitarbeiter fehlen allerorts, wozu also noch mehr öffentliches Held Herr Pinzger?

  • schwarzesschaf

    Gejammere überall jaja wir haben ein wohlstandsproblem. Wenn wir uns nicht jedes jahr einen neuen Porsche iphon und urlaub auf den malediwen rausschaut dann jammer . Südtiroler unternehmer egal ob hotel bauherren und handwerker usw kriegt mal wieder einen klaren kopf und seit mit ein weniger auchvzu frieden

  • snakeplisskien

    Unterkünfte für MitarbeiterInnen:

    In der Vergangenheit konnten solche bereits im Rahmen einer Erweiterung errichtet werden. Diese Zimmer sind dann allerdings unerlaubterweise für Gäste verwendet worden. Auf Drang des HGV ist dann die Möglichkeit geschaffen worden, diese in Gästezimmer umzuwandeln.

    Diese Geschichte soll sich jetzt wohl wiederholen, wodurch wohl der „Bettenstopp“ umgangen oder zumindest etwas abgefedert würde.

  • romy1988

    @schwarzesschaf: Ein guter Bekannter ist Sommelier in einem 5-Sterne-Hotel, war vor einem Monat für 3 Wochen auf den Malediven, kaufte sich gestern in München 2 neueste IPhones – jeweils für ihn und seine Lebensgefährtin. Er fährt zwar keinen Porsche, dafür aber einen neuen Mercedes für ca. 65.000 €. Und jetzt der Knaller: er weder Unternehmer noch Hotelier, aber ein fleißiger und zielstrebiger Typ. Hör also bitte auf mit Deinem Neidgetue!

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