„Im falschen Job“
Warum sich Vize-Landeshauptfrau Waltraud Deeg bei der Abstimmung zum Landeshaushalt der Stimme enthalten hat.
von Matthias Kofler
Sie sei es nicht gewohnt, „um Geld zu betteln“, bekennt Waltraud Deeg. „Meine Mutter hat mir immer gesagt: Sei selbständig, sei unabhängig, verdiene dein eigenes Geld!“ Deshalb falle es ihr auch nicht leicht, um eine Aufstockung der Finanzmittel für ihr Ressort zu kämpfen. Diese sei aber „absolut notwendig“ — „denn es geht um die Dienste und die Menschen in unserem Land.“
762 Millionen Euro stehen laut Haushaltsentwurf dem Deeg-Ressort Familien, Senioren, Soziales und Wohnbau im kommenden Jahr zur Verfügung. Zu wenig, findet die Landesrätin und Stellvertreterin von Landeshauptmann Arno Kompatscher. Schätzungen des Ressorts zufolge benötigt sie 854 Millionen Euro, um auch 2023 alle Dienstleistungen finanzieren zu können. Dies hat in Deeg die Entscheidung reifen lassen, sich im Oktober bei der Abstimmung zum Jahresbudget in der Landesregierung der Stimme zu enthalten. Als einziges Mitglied der Exekutive.
Den Verdacht, dass sie damit vor allem dem LH, der für die Finanzen zuständig ist, eins auswischen wollte, weist die Landesrätin entschieden von sich. Sie habe sich auch schon im vergangenen Jahr und vor zwei Jahren enthalten. „Seit ich als zuständige Soziallandesrätin in der Landesregierung sitze, bekomme ich bzw. bekommen die Sozialdienste und die Menschen, die darauf angewiesen sind, zu wenig Geld.“ Dabei stiegen 2023 die Finanzmittel für das Bausparen, das Pflegegeld werde um zwei Prozent erhöht, auch für die Kita-BetreuerInnen werde mehr Geld zur Verfügung gestellt.
Aufgrund der knapp bemessenen Ressourcen im Haushalt habe sich auch schon ihre Vorgängerin Martha Stocker enthalten, erinnert Deeg. Ob sie auch bei der Abstimmung im Landtag von der Fraktionsvorgabe abweiche, wisse sie noch nicht. Das hänge von der Haushaltsdebatte ab. Jedenfalls gebe es in ihrem Ressort „keine Luxusprojekte, sondern nur richtige und wichtige Dinge“, betont die Pusterer SVP-Politikerin. Auch handle es sich nicht nur um laufende Ausgaben. 58 Millionen Euro würden beispielsweise in die Errichtung und den Ausbau der Seniorenwohnheime investiert.
Allein der Bereich Soziales, in den unter anderem die Senioren, die Pflegebedürftigen, die Menschen mit Behinderung und die sozialen Härtefälle fallen, kostet das Land heuer 600 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die von Arno Kompatscher geführte Sanität bekommt mit 1,5 Milliarden Euro knapp dreimal so viel. Das Deeg-Ressort finanziert mit dem Geld 4.600 Seniorenwohnheim-Plätze. Die Sanität verfügt „nur“ über 1.500 Betten.
„Sagen Sie mir, wo ich hier Geld streichen soll: Bei den Zivilinvaliden? Bei den 2.400 Beziehern der Sozialen Mindestsicherung, die mit monatlich 410 Euro ohnehin nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen? Oder soll ich den Opfern häuslicher Gewalt weniger Geld zur Verfügung stellen“, stellt Deeg eine rhetorische Frage, auf die sie selbst die Antwort liefert: „Wenn ich sagen würde, dass das alles auch mit weniger Geld geht, dann mache ich meine Arbeit nicht richtig, dann sitze ich im falschen Job.“
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Kommentare (17)
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andreas
Für ihr Urlaub auf dem Bauernhof war es ihr aber nicht zu schäbig, zusammen mit ihrem Mann, welcher Gemeindesekretär und deshalb eher nicht Bauer ist, beim Land um Geld zu betteln?
Deeg verkörpert das, was in Südtirol schiefläuft.
Bauernschlau, gierig und um keiner Ausrede verlegen.
Die ambitionierte Landeshauptmannfrau macht sich schon mit dem Vergleich der Betten von Senioren und denen der Sanität lächerlich, da Senioren die Betten teilweise selbst finanzieren und bei der Sanität Medikamente, Ärzte und Pflegepersonal mitbezahlt werden müssen.
Deeg sollte als Landesrätin zurücktreten und dem Widmann in Afing etwas helfen, wenn er Apfelsaft macht.
pingoballino1955
Gut gecheckt Andreas,stimmt.
frechdachs
Weeg mit Deeg
artimar
Da fehlt ist dann offenbar doch am vielgepriesene Teamplaying.
Auch, wenn ein LH mehr als 70 % aller Gelder verwaltet, darf man dies demokratiepolitisch als problematisch bezeichnen. Da hat Foppa im Übrigen völlig recht.
semperoper
Und sie weiß genau, dass es en-vogue ist, mit dem Bereich „Soziales“ hausieren zu gehen. Wer aber fordert, muss zumindest auch sagen, wo Gelder abgezwackt werden sollen. Aber damit würde man ja plötzlich nicht mehr nur dem LH ans Bein pinkeln.
criticus
Apropos Frau Deeg, sind Sie im Fall Vallazza schon weitergekommen und wie viele WOBI-Wohnungen stehen noch leer??
brutus
770 stehen leer! Stand 2021, weil man diese nicht imstande ist zu renovieren!
steve
Wenn man, wie Frau Deeg, auch noch das Studium mt der Leibrente der Eltern, diese wurde ja für die Nachkommen bis ins Erwachsenenaltet ausbezahlt, bezahlt bekommen hat, ist man bestimmt nicht gewohnt um Geld zu betteln!
Man muss es sich vorstellen: Frau Deeg hat bereits mit Leibrente studiert!
nobodyistperfect
Eine Prüfung und Anpassung der Wobi Wohnungen und sie hätte sogar noch Geld übrig. Diese blöden Sprüche können wir uns sparen.
asterix
Da hat die Deeg doch glatt etwas verwechselt. Nämlich ihr eigenes und das Steuergeld ihrer Ressorts. Und im falschen Job ist sie ohnehin, da braucht sie sich nix vormachen. Und weil es mir noch einfällt, das Geld was sie glaubt zu verdienen ist auch hinausgeschmissenes Steuergeld.
asterix
Abgesehen davon, blödere Ausrede wäre ihr wol nicht eingefallen. Von wegen Betteln. Die torpediert den LH, ganz einfach.
prof
Ich kann andreas auch nur zustimmen, bezüglich Widmann helfen Apfelsaft zu machen,da müssten beide beim aussortieren der Faulen Äpfel sich selbst aussortieren.
dn
Die Deeg passt zum Sozialen wie der Wolf in den Schafspelz. Jetzt vor den Wahlen fällt ihr plötzlich wieder ein, welches Ressort sie leitet, all die Zeit davor hat sie gegen die Arbeitnehmer gewerkelt.
romy1988
…dann sitze ich im falschen Job. Das tun Sie, Frau Deeg.
klum
„Meine Mutter hat mir immer gesagt: …“
Sehr geehrte Frau Deeg Jr., Sie sollten Ihre Mutter auch in allen anderen Dingen als Vorbild nehmen. Sie scheinen ja keine Ahnung zu haben wie Ihre Mutter GEKÄMPFT hat.
Andererseits ist es natürlich verständlich, dass Sie nicht kämpfen können. Sowas muss man lernen. Und wer mehr hat als nötig muss das eben nicht lernen.
Vielleicht hätte Ihre Mutter sich doch etwas mehr um Sie kümmern sollen.
tirolersepp
Mehr Wohnraum für Obdachlose führt zu mehr Obdachlosen !!!
Leider leider !!!