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Vor dem Aus

Foto: AVS

Die AVS-Sektion Klausen mit aktuell 832 Mitgliedern steht nach 75 Jahren vor der Auflöse, weil sich kein neuer Vorsitzender findet. Was der Präsident des Alpenvereins, Georg Simeoni, fürchtet.

von Erna Egger

Ob Einheimische oder Touristen: Immer mehr Menschen zieht es in die Natur und in die Berge. Im Gleichschritt nimmt auch die Mitgliederzahl im Alpenverein Südtirol zu – allein im heurigen Jahr um 3,5 Prozent, wodurch nun dem Bergsportverein 75.000 Mitglieder angehören. Der AVS zählt derzeit 35 rechtlich eigenständige Sektionen, eine weitere soll demnächst gegründet werden.

In Klausen indes bahnt sich eine Situation entgegen dem Trend an: Dort steht die AVS-Sektion mit aktuell 832 Mitgliedern nach 75 Jahren vor der Auflöse. „Bisher eine einmalige Situation“, betont der AVS-Präsident Georg Simeoni.

Der Hintergrund: Es findet sich kein neuer Vorsitzender mehr.

Mehrmals hat die Sektion bereits über verschiedene Kommunikationskanäle einen Aufruf gestartet. Darin lautete es: „Die AVS Sektion Klausen wurde 1947 gegründet. In dieser Zeit durften die Mitglieder viele Höhen und Tiefen mit dem Verein durchleben. Seit Jahren gestaltet sich die Leitung des Vereins immer schwieriger. Nicht zuletzt, weil es auch immer schwieriger wird, ehrenamtliche Mitarbeiter für die Organisation von Vereinstätigkeiten zu finden. Mit rund 800 Mitgliedern zählt der Alpenverein zu einem der größten Vereine in der Gemeinde Klausen. Was viele jedoch nicht wissen, dass das Vereinsleben von lediglich acht Ausschussmitgliedern geleitet wird. Mit Abschluss dieses Jahres hat sich unser erster Vorsitzende dazu entschlossen, sein Amt niederzulegen, dadurch sehen wir uns als Ausschussmitglieder gezwungen, den Vereine aufzulassen.

Die Entscheidung fällt uns nicht leicht, da wir in den vergangenen Jahren alles darangesetzt haben, den Verein wieder aufleben zu lassen. Diese Bemühungen blieben jedoch nur selten von Erfolg gekrönt. Vereinstouren wurden oft aufgrund fehlender Teilnehmerzahlen abgesagt und Veranstaltungen waren meist nur schwach besucht. Somit stellt sich für uns auch die Frage: Wozu einen Verein, wenn er seinem Zweck nicht nachgehen kann?“

Diese Veröffentlichung war primär auch mit der Hoffnung verbunden, dass sichdoch noch ein neuer Vorsitzender, der die Sektion leitet, findet – um die Zukunft des Alpenvereins Klausen zu sichern.

Bisher blieb dieser Wunsch – wie Marco Zema, bisheriger Vorsitzender der AVS-Sektion, erklärt – unerfüllt.

Heuer ist fast keine weitere Tätigkeit mehr geplant. „Es war nicht der erste Aufruf: Die Mitglieder sind informiert. Wir haben Schwierigkeiten, Freiwillige und Teilnehmer an den Touren zu finden. Damit haben die Mitglieder ihren Willen kundgetan“, so Zema. Warum er nicht mehr zur Verfügung steht, will er nicht kundtun. Gerade die langjährigen Mitglieder bedauern diese Entwicklung sehr.

„Dies ist bisher eine absolute Ausnahme“, stellt der AVS-Präsident Georg Simeoni fest. „In Klausen gibt es ein Generationsproblem, keiner möchte den Vorsitz übernehmen, was auch mit der Bürokratie zusammenhängt, die jetzt auf die Vereine zukommt.“

Simeoni hat bereits eine Aussprache mit dem Klausner Vorstand geführt: „Es wird immer schwieriger, Menschen zu finden, die in Vereinen Verantwortung übernehmen.“

Nach wie vor hofft der AVS-Präsident, dass es nicht zur Auflösung kommen wird. Aber: „Die Klausner Sektion ist bisher die erste und einzige, die vor der Auflösung steht. Aber es könnte in nächster Zeit passieren, dass weitere hinzukommen, was ich jedoch nicht hoffe. Zwar gibt die Landesleitung den Sektionen Hilfestellungen, aber die Bürokratie ist ein Problem.“

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