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„Wir sind ehrgeizig“

Foto: Facebook/ Hockey Unterland

Die Unterland Cavaliers haben sich erstmals in ihrer dreijährigen Vereinsgeschichte den IHL-Meistertitel geholt. Will man jetzt in die AHL wechseln? 

Tageszeitung: Herr Grossgasteiger, die Cavaliers haben erstmals den IHL-Meistertitel geholt. Wurde die ganze Nacht durchgefeiert? 

Gerd Grossgasteiger (Präsident Unterland Cavaliers): Wir haben wirklich sehr hart für diesen Titel gearbeitet, bereits im Mai mit dem Trockentraining begonnen und deswegen haben es sich die Jungs jetzt wirklich verdient, es sich gut gehen zu lassen.

Ist dieser Titel die Krönung einer guten Saison?

Im Sport ist das Ziel immer zu gewinnen – das wollen alle. Es kann aber nur einen Sieger geben und heuer haben wir es geschafft. Man kann das aber nicht planen, weshalb wir auch von Anfang an gesagt haben, dass wir nur auf uns schauen wollen. Wir wollten uns verbessern, ohne dabei auf die anderen zu schauen, und immer so weit wie möglich kommen. Schritt für Schritt konnten wir uns steigern und heuer haben wir es geschafft.

Vor drei Jahren haben die Eishockey-Vereine Auer und Neumarkt den Seniorbereich zusammengelegt und seitdem zweimal den Italienpokal und heuer die Meisterschaft gewonnen. Man kann also durchaus von einem erfolgreichen Projekt sprechen…

Wir sind wirklich sehr zufrieden, dass wir diese Ergebnisse mit unseren eigenen jungen Spielern erreichen konnten. Der Verein wurde vor drei Jahren als logische Folgerung der Zusammenarbeit von Auer und Neumarkt im Jugendbereich gegründet und jetzt können wir die Früchte der guten Arbeit der letzten 20 Jahre im Jugendbereich ernten. Unser Job ist demnach relativ einfach.

Die überwiegende Mehrheit der Spieler war also bereits in den Jugendteams aktiv? 

Genau das war unsere Philosophie vom ersten Tag an und das soll auch so bleiben. Wir sind ein Dorf- oder vielmehr ein Dörferverein und spielen natürlich, weil wir gewinnen wollen – aber es gibt auch eine soziale Komponente, die für uns sehr wichtig ist.

Die wäre? 

Wir wollen, dass unsere Spieler spielen und nicht zehn oder zwölf Spieler zukaufen und dadurch praktisch mit Geld Erfolg kaufen – das ist nicht unser Weg.

Aber das Rezept des Hockey Unterland ASV scheint dennoch zu funktionieren…

Es funktioniert, man braucht nur Geduld. Aber man sieht auch, dass wenn wir oben Erfolg haben, man auch im Jugendbereich erfolgreich ist. Wir haben 180 Kinder im Jugendbereich und ich glaube, italienweit gibt es nicht viele Hockeyvereine, die eine so breit aufgestellte Jugendtätigkeit haben. Wenn wir eine gute Jugend haben, profitiert die Seniormannschaft und wenn die Seniormannschaft erfolgreich ist, profitiert die Jugendtätigkeit, weil dadurch wieder neue Kinder kommen, die Hockey spielen möchten.

Also ist in Auer und Neumarkt in den letzten Jahren ein Hockey-Fieber ausgebrochen?

Wenn die erste Mannschaft bestehend aus lokalen Spielern erfolgreich ist, dann spricht sich das herum, die Kinder kommen ins Stadion und einige sagen dann auch, dass sie Hockey spielen möchten. Wir haben in Neumarkt und Auer rund 40 Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren, die versuchen Hockey zu spielen.

Hätten Sie sich vor drei Jahren erwartet, dass diese ersten Jahre der Vereinsgeschichte so erfolgreich werden? 

Wir haben uns damals zwei Ziele gesetzt: Ein Ziel war, finanziell auf soliden Füßen zu stehen – wir wollten keine kurzfristigen finanziellen Abenteuer für einen kurzfristigen Erfolg wagen. Und ich muss sagen, dass wir trotz Corona und dank der Hilfe unserer Sponsoren, die treu zu uns gehalten haben, wirtschaftlich relativ solide dastehen – und das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Unser zweites Ziel war unsere Jungs sportlich so weit wie möglich nach oben zu bringen. Wir wollten innerhalb von drei Jahren im oberen Tabellendrittel mitspielen – und auch das ist aufgegangen.

Wie sehen die Fans diesen neuen Verein mittlerweile? Wurden alte Rivalitäten begraben? 

Das war sicher auch für uns eine Herausforderung und es gibt nach wie vor einige, die immer noch „Auer oder Neumarkt“ denken, aber das ist mittlerweile die Ausnahme. Die Mehrheit der Fans kann sich mit diesem neuen Verein identifizieren und wir hoffen, dass sich das auch in diese Richtung weiterentwickelt.

Wie geht es jetzt nach diesem Erfolg weiter? Vor drei Jahren war die AHL noch kein Thema, sieht man das mittlerweile anders? 

Wir sind ehrgeizig und wollen weiterwachsen – aber es ist noch nichts entscheiden. Wir haben gesehen, dass wir mit dieser Mannschaft in dieser Liga sehr gut mithalten können und zudem ist bereits die eine oder andere Mannschaft aus höheren Ligen an uns herangetreten und hat nach unseren Spielern gefragt. Wir stehen jetzt am Scheideweg: Lassen wir diese Spieler zu anderen Vereinen gehen oder trauen wir uns selbst diesen Schritt zu machen. Wir hätten jetzt das Recht in der AHL zu spielen, weil wir Meister geworden sind und sind jetzt dabei, uns ein paar Gedanken zu machen, ob wir diesen Schritt, der mit großen Herausforderungen – auch in finanzieller Hinsicht verbunden ist – machen wollen. Noch ist nichts entschieden, aber man spielt mit dem Gedanken.

Interview: Lisi Lang

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