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Überall im eigenen Haus

Ugo La Pietra hinterfragt die Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Raum- und die Machtverhältnisse, die sich darin ausdrücken.

Eine Ausstellung über das filmische Werk von Ugo La Pietra im Kulturzentrum Trevi.

Von Lucia Munaro

Die Sechziger und Siebziger Jahre des 20sten Jahrhunderts waren in Italien eine Schatzgrube für neue Ideen in der Kunst, in der Architektur und in dem damals sich etablierenden industriellen Design. Eine Gruppe von Künstlern und Designer waren besonders radikal und vereinten sich in den Bewegungen wie ‚Architettura radicale‘ und ‚Global Tools‘. Diese stellten die Beziehung zwischen Kunst/Architektur/Design und Gesellschaft von Grund auf in Frage. Im Grunde zeigten sie, dass das Schaffen von Kunst immer auch eine politische Aktion ist.  Sie öffneten den Weg für eine neue Einstellung, welche die Kunst nicht mehr unabhängig vom sozialen Umgebung, in dem sie stattfindet,  betrachtet.

Unter ihnen Ugo La Pietra richtete seine Arbeit an die ständige Hinterfragung der Differenzierung zwischen öffentlichem und privatem, häuslichem Raum, sowie über die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft und über die Möglichkeiten und Grenzen seines Wirkens.

Seine Recherche untersucht alle Deklinationen des Konzeptes ‚Raum‘ und benutzt das Medium des Films, um das bestehende System und seine Machtverhältnisse bloß zu stellen. Gleichzeitig ist seine künstlerische Aktion revolutionär und richtet sich an die Zukunft, um eine erneute Inbesitznahme des urbanen Raums zu fordern.

„Ovunque a casa propria“ (Überall im eigenen Haus) ist auch der Titel der Ausstellung, die zur Zeit im Bozner Kulturzentrum Trevi die von Ugo La Pietra zwischen 1973 und 2015 realisierten Filme und Videos  neben einzelnen Videoinstallationen seines Sohnes Lucio zeigt.

Die von Manuel Canelles kuratierte antologische Ausstellung über das filmische Werk von La Pietra folgt anderen ebenfalls von Canelles konzipierten Expositionen, die nach Bozen weitere Vertreter der radikalen Bewegungen jener Jahre und bedeutende engagierte italienische Künstler -von Michelangelo Pistoletto bis Bruno Munari und zuletzt Riccardo Dalisi- schon gebracht haben.

Die Wahl des Films als Ausdrucksform seitens La Pietra ist nicht zufällig, sondern folgt der Ablehnung des bloß materiellen Objektes, so wie es vorher in der Kunst konzipiert wurde. Die Form des Films eignet sich, um die sich ständig verändernden Perzeption des Realen zu fangen und zu untersuchen.

Im Eingangsbereich der Ausstellung ist auch der „Commutatore“ von Ugo La Pietra installiert und den Besuchern zugänglich. Es handelt sich um eine geneigte Ebene, welche erlaubt, die Umwelt und den Raum aus neuen unerwarteten Perspektiven zu betrachten.

Es ist diese eine noch immer aktuelle Einladung des inzwischen 90-jährigen Künstlers und großartigen Experimentators La Pietra, der auch anwesend sein wird und an einem Talk bei der Finissage am 10. März teilnimmt.

Die Ausstellung ist noch in diesen Wochen von vielen Initiativen, Studentenworkshops und Kunst-Performance begleitet, die alle symbolisch und auch konkret die Wiederaneignung des öffentlichen Raums darstellen. Das ganze Programm ist unten https://www.spazio5.net/ugolapietra-programma zu finden.

Termin: Bis 11. März im Centro Trevi.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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