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Genie mit Stil

Ennio Morricone und Giuseppe Tornatore

Mit „Ennio“ setzt Giuseppe Tornatore der Filmmusik ein Denkmal und dem Musiker Morricone auch. 

von Renate Mumelter

Er hatte keine Frauengeschichten, keine Starallüren, keine großen Ansprüche, aber er hatte eine Leidenschaft. Der Musiker Ennio Morricone machte als früh deutlich, dass Film ein Gesamtkunstwerk ist, das aus Bildern, Menschen, Rhythmen und Klängen gemacht ist. Musik kann einen Film aufwerten oder zerstören, kann ihn zum Schwingen bringen oder unerträglich machen. Ennio Morricone wertete Filme mit seinem Soundtracks auf, einzelne erhob er in den Filmolymp. Das beste Beispiel dafür ist die Mundharmonika, die Sergio Leones „C’era una volta il West“ begleitet. Dazu kommen auch Töne, Alltagstöne auch, die bei Morricone eine gleich große Rolle  spielen wie die Musik. Die Wassertropfen in der Eingangssequenz zu Leones Film beispielsweise vermitteln extreme Langeweile und Spannung zugleich. 

Morricone (1982-2020)

Morricones Vorbilder waren Cage, Boulez, Stockhausen. Er fühlte sich der klassischen Musik verbunden, auch der neuen und er erkannte früh den Wert von Alltagstönen. Die Arbeit für den Film betrachtete Morricone als etwas Vorübergehendes, das er bald wieder aufgeben wollte. Es kam nie dazu, denn er wählte den besseren Weg. Er verschaffte der Filmmusik den Stellenwert, der ihr zukommt. Anerkennung fand seine Arbeit erst spät, und das obwohl alle seine Musik liebten. 2007 bekam er einen Oscar fürs Lebenswerk, 2016 gab einen Einzel-Oscar für die Musik von Tarantinos „The Hateful Eight“. Angefangen hatte Morricone vor allem mit Italowestern. Er arbeitete aber auch mit Pier Paolo Pasolini für „Il Decameron“ oder „Salò o le 120 giornate di Sodoma“ zusammen, mit Bernardo Bertolucci für „Novecento“, mit Pedro Almodòvar, Roman Polanski. Die Liste der Regisseure ist lang, jene der Filme auch. Im Film kommen zu Wort: Carlo Verdone, Clint Eastwood, Quentin Tarantino, Oliver Stone, Hans Zimmer, Barry Levinson, Dario Argento, Bernardo Bertolucci, Quincy Jones, Bruce Springsteen, Lina Wertmüller ,Marco Bellocchio,  Vittorio Taviani, Zucchero Fornaciari, Laura Pausini, John Williams, Enzo G. Castellari.

Giuseppe Tornatore

Für Giuseppe Tornatore schrieb Morricone 1988 die Filmmusik für „Nuovo Cinema Paradiso“. Seitdem waren die zwei in Kontakt. In Morricones letzten Jahren drehte Tornatore den Dokumentarfilm „Ennio“, der jetzt in den Kinos läuft. Er ist zwar 150 Minuten lang aber nicht mühsam. Der Film lässt den Maestro und seine Musik zu Wort kommen, zeichnet sein Leben nach und vermittelt ein Gefühl für die Leidenschaft, mit der Morricone bei der Sache war. Und es gibt natürlich viel Musik, auch von Morricone selbst geträllert. 

Gezeigt wurde „Ennio“ zum ersten Mal 2021 beim Filmfestival in Venedig. Dann verzögerte sich sein Erscheinen, weil die letzten Monate nicht die besten Kinomonate waren. Aber jetzt ist der Film da, und alle, die das Privileg haben Italienisch zu sprechen, können Morricones Rhythmusgefühl auch in seinen Sätzen erleben. 

Weitere Informationen zum Film hier: https://www.mymovies.it/film/2021/lo-sguardo-della-musica/news/tornatore-racconta-ennio-morricone/#

Ennio (IT, 2022) 150. Min., Regie: Giuseppe Tornatore

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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