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Bauern schreien um Hilfe

Immer mehr Bürokratie und die hohen Kosten für Energie und Betriebsmittel drücken in der Landwirtschaft auf die Stimmung der Südtiroler Bauern.

Stark gestiegene Energiekosten und deutlich teurere Futtermittel bringen besonders im Berggebiet viele Betriebe in Bedrängnis, hieß es am Samstag auf der Klausurtagung des Südtiroler Bauernbundes in Terlan.

„Diesen Betrieben muss kurzfristig und unkompliziert geholfen werden“, forderte Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler.

Hinzu komme noch, dass die Kosten für die Bewässerung ebenfalls gestiegen sind. „Besonders für extreme Bergbauern müssen die Wasserkosten reduziert werden.“

Sollten die Kosten weiter steigen, wird befürchtet, dass Betriebe ihre Tätigkeit einstellen.
Da immer mehr bäuerliche Familien auf einen Zuerwerb angewiesen sind, forciert der Südtiroler Bauernbund mit verschiedenen Initiativen die Direktvermarktung. „Von derzeit 500 soll die Zahl der Direktvermarkter auf 700 bis 800 steigen“, erklärte Tiefenthaler.

Zudem wünscht sich der SBB-Landesobmann eine engere Zusammenarbeit mit dem Tourismus und der Gastronomie, gerade bei bäuerlichen Lebensmitteln.

Ein weiterer Wunsch des SBB ist eine bessere Lebensmittelkennzeichnung, damit den Konsumenten klar wird, woher ihre Lebensmittel kommen.

Ein wunder Punkt sei nach wie vor die öffentlichen Ausschreibungen für Krankenhäuser, Altersheime usw., wo häufig Lebensmittel aus anderen Regionen zum Zug kommen, so hieß es am Samstag in Terlan.

Tiefenthaler brach auch eine Lanze für den Urlaub auf dem Bauernhof.

Auf über 3.000 Betrieben wird Urlaub auf dem Bauernhof angeboten. „Diese Möglichkeit muss es auch in Zukunft geben. Daher begrüßen wir, dass der Urlaub auf dem Bauernhof vom Bettenstopp ausgenommen wird“, unterstrich Tiefenthaler.

Das müsse für neue Betriebe genauso wie für die bestehenden Betriebe gelten.

Angesichts der gestiegenen Energiepreise sprach sich Tiefenthaler dafür aus, Möglichkeiten zu schaffen, selbst Energie erzeugen zu können, etwa durch die Nutzung von Beregnungswasser für die Stromproduktion. Zudem solle hierzulande die Holznutzung für den Bau und die Energieerzeugung forciert werden. Auch Photovoltaik sei interessant.

Ein wichtiges Thema auf der Klausurtagung war die Nachhaltigkeit. Tiefenthaler erklärte, dass die Landwirtschaft in Südtirol „sehr nachhaltig arbeitet“ und die land- und forstwirtschaftliche Tätigkeit durch die Speicherung von CO2 im Boden und durch die Waldbewirtschaftung dazu beitrage, das Klima zu schützen. „Die Landwirtschaft will Teil der Lösung sein und auch so wahrgenommen werden.“

Begrüßt wurde auf der Klausurtagung des SBB in Terlan, dass die Instandhaltung von Kleindenkmälern, wie Schindeldächer, Waale usw. in Kürze wieder gefördert wird. Kritik gab es hingegen an der Aussetzung der Unterstützung für die Außenmechanisierung.

Noch nicht zufriedenstellend gelöst ist für den SBB das Management des Großraubwilds. Nach wie vor steht die Forderung, Problemtiere entnehmen zu können. „Ansonsten riskieren wir, die traditionelle Almwirtschaft zu verlieren, wenn immer weniger Bäuerinnen und Bauern ihre Tiere auf die Almen bringen.“

Eine Folge wäre, dass Almen verstrauchen und nach und nach  zuwachsen.
Nach der Grundsatzrede von Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler hatten die knapp 150 Delegierten im Raiffeisensaal in Terlan (alle mit 2G, Maske und Abstand) die Gelegenheit, mit den politisch Verantwortlichen – den Landesräten Maria Hochgruber Kuenzer und Arnold Schuler, dem EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann, den römischen Abgeordneten Manfred Schullian und Meinhard Durnwalder sowie den Landtagsabgeordneten Franz Locher, Sepp Noggler und Manfred Vallazza – zu diskutieren.

Kritik gab es an der ausufernden Bürokratie.

Ein Beispiel dafür sei das neue digitale Medikamentenregister, das für Tierärzte, aber auch Bäuerinnen und Bauern einen Mehraufwand bedeutet. Zudem wurde kritisiert, dass nur mehr große Bewässerungsprojekte unterstützt werden, nicht aber kleine Projekte, die aber genauso wichtig sind.

Sorgen machten sich die Delegierten auf der SBB-Klausurtagung wegen der Ernährungssicherheit.

Der Tenor: Es sei wichtig und richtig, über Nachhaltigkeit, Tierwohl usw. zu sprechen. Dabei darf aber nicht die Ernährungssicherheit vergessen werden, die ebenfalls garantiert werden muss.

Die EU als größte Lebensmittelexporteurin trage hier eine große globale Verantwortung. Daher brauche es Effizienz und Nachhaltigkeit zugleich.
Großen Wert hat für die SBB-Funktionäre das Ehrenamt. Daher forderten sie, unnötige Bürokratie von den Vereinen zu nehmen, anstatt das Ehrenamt noch komplizierter zu machen. Das sei derzeit aber leider der Fall, so einige Ortsobmänner.

Ein heißes Eisen sei auch das ländliche Wegenetz. Mehrere bäuerliche Gemeindemandatare wünschten sich am Samstag in Terlan mehr Unterstützung für die Instandhaltung, auch wenn anerkannt wurde, dass die Mittel bereits erhöht wurden. Weitere Themen waren der Schutz bäuerlichen Eigentums und das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (24)

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  • bernhart

    dulcinea, sie sind negativ gegen die Bauern eingestellt,. kommen sie doch ein Jahr lang auf einen Bergbauernhof und arbeiten sie mit, 365 Tage im Jahr von der Stallarbeit bis zur Heuarbeit, dann weder Sie sehen, dass ihre Kommentare nicht sinnvoll sind.
    Wiesen werden planiert zur Arbeitserleichterung, Gülle ist ein Naturprodukt und wird als Düngemittel eingesetzt, also nachhaltig.
    Auf jeden Fall erzeugen wir Bauern noch gesunde Lebensmittel ohne lange Transportwege, auch wieder nachhaltig.
    Also bevormunden Sie Landwirte nicht, denn diese pflegen und schützen unser Land.

    • sougeatsnet

      @bernhart wenn jemand 365 Tage arbeitet, heißt dies noch lange nicht, dass dies ökologisch ist. Die Landwirtschaft ist mit ca. 8,2% bei der Treibhausgasemission dabei (www.umweltbundesamt.de), Gülle als Naturprodukt zu bezeichnen ist wohl auch vermessen, ohne große Becken ist nichts mit Gülle. Vor 60 Jahren gabs die bei uns nicht. Das Problem sind die zugekauften Futtermittel, welche von überall herkommen. Ohne diese gäbe es keine überlaufende Mistlegen/Güllebehälter. Bei den gesunden Lebensmitteln muss man wohl auch alle Augen zudrücken, von den langen Transportwegen der Futtermittel (Soia aus Brasilien, ….) ganz zu schweigen. Viel ist einfach nur Schein, denke da auch an die Landschaftspflege. Man hat es tatsächlich geschafft die Vielfalt der Gräser auf ein Minimum zu reduzieren, da noch von Naturschutz zu reden ist eine Anmaßung.

      • bernhart

        Herr oder Frau sougeatsnet wo leben sie eigentlich??= auf den Mond??
        Gülle hat es immer schon gegeben, leider wurde sie früher in den Flüssen entsorgt.
        und zu den Futtermittel, bevor sie etwas schreiben zuerst informieren, jedes Futtermittel wird heute mit Erzeugerbeschreibung angeliefert. Zu Ihrer Information vor 6o Jahren war im Land Tirol viel mehr Vieh , zugekauftes Futtermittel ist nicht das Problem, Problem ist für uns Bauern sind, solche Schlaumaier wie sie, welche alles verdrehen.

        • sougeatsnet

          Unglaublich welche Weisheit da spricht. Frühr gab es Mist und Jauche (=Sur), beides wurde bei uns ausgebrachte. In den Bach entsorg haben die, welche bereits damals zuviel Vieh hatten. Was hat der Transport mit der Erzeugerbeschreibung zu tun? Sie glauben wohl, Getreide fällt in Vintl vom Himmel herunter, wo sonst wird dies bei uns produziert. Zugekauftes Stroh und Heu (natürlich mit Erzeugerbeschreibung, Klimaneutralitätsbescheinigung, ohne Spritzmittel verunreinigung, gentechnikfrei, ich bin mir zu 100% sicher, Sie wissen nicht was das ist bzw bedeutet, …) erzeugen keinen Umwegverkehr. Die Wahrheit will niemand hören, schönreden kann man sich aber vieles.

          • bernhart

            Eines ist sicher sie leben nicht von der Landwirtschaft.

          • bernhart

            Mist und Jauche ist Gülle oder sehen sie das anders???
            Ich hoffe sie leben gesund und kaufen bei den Bauern ihre Lebensmittel = nachhaltig

          • sougeatsnet

            Gülle ist das Gemisch aus Mist, Jauche und evtl Wasser. Das Problem ist die fachgerechte Ausbringung, diese wird zB.in D sehr genau geregelt um Auswaschungen zu vermeiden. Da staunen bayrische Bauern was bei uns alles geht.
            Ich produziere meine Lebensmittel, soweit wie möglich selbst und staune, dass viele Bauern nicht einmal mehr Kartoffeln selbst haben.
            Tatsache ist, dass viele Bergbauern sehr viel arbeiten und davon kaum leben können. Die Frage ist, wie man dies lösen kann. Manchmal kann auch weniger mehr sein.

      • bernhart

        Transportwege von Kiwi, Ananas, Avocado und alle anderen Tropenfüchte gibt es anscheinend nicht, Soja wird auch in der Lebensmittelproduktion eingesetzt, genau das gleiche wie beim Tierfutter ,nur da will man es nicht wahrhaben.

      • imker999

        1. Schreit der Bauernbund und nicht die Bauern.
        2. Warum sollten nur die Bauern Ökologisch arbeiten?
        Verbieten wir mal die ganzen Sontagsspazierfahrer. Weiters müssten wir alle nach Bozen ziehen damit nicht die ganzen Straßen geräumt und instangehalten werden müssen. Sämtliche Sportanlagen und Hotels sind auch nur Flächenversiegler. Alle Firmen fahren ihre Waare zuerst her und wieder weg. Zur Arbeit pendeln schadet auch der Umwelt. Flugzeuge und Schiffe ebenso. Aber das betrifft dann Jeden und ist deshalb ja ganz etwas anderes.

  • olle3xgscheid

    So, jetzt schreien nach den Lehrerern, Pflegekräfte usw wieder mal die Bauern, war eh klar.
    Nun ich würde mir wünschen wenn ein Bauer oder auch Bäuerin es vorziehen würde mit einen Angestellten im 1200-1500€ Lohnsektor ab 2h, 3h , 4h usw und in einen Betonklotz in der Stadt lebend tauschen möchte?!
    Das schafft er/ sie keine 24h auch Herr Tiefenthaler nicht!!
    Nicht alle haben das Privileg zuhause zu wirtschaften, Zimmef zu vermieten, Urlaub auf dem Bauernhof anzubieten, Obst und Gempse anzubauen usw.
    Das sollte Grund zur Dankbarkeit geben !!!

  • klum

    Ich bin einfach froh dass Bürokratie und die hohen Kosten für Energie und Betriebsmittel nur die Bauern betrifft.
    Wir andere sind da zum Glück nicht betroffen.

  • morgenstern

    Wer wirklich Hilfe braucht ist der, der mit seinen Steuern dieses kranke System am Laufen hält.
    Subventionen und Beiträge können nämlich nur ausbezahlt werden wenn auch jemand in diesen Topf einzahlt, Herr „Tiefenstrahler“.

  • andreas1234567

    Hallo zum Sonntag,

    die Überschrift passt so nicht, es ist eine eindringliche Bitte um Wertschätzung.

    Insbesondere Bergbauernhaushalte sind gewiss nicht zum Spass in der Mehrzahl im Nebenerwerb und Doppelverdiener.

    Die Fördergelder welche über Erschwernispunkte ausgezahlt werden fallen nicht als Goldtaler vom Himmel, die Anträge sind kompliziert und es gibt in jedem Tal einen „der sich auskennt“

    Die Idee die Beiträge zur Aussenmechanisierung zu streichen war eine einzigartige Frechheit, da geht es um einige tausend Euro Beihilfe jedes Jahrzehnt einmal,70-80% stemmt der Bauer.Angesichts der Gelder die gerade für das grosse Thema rausgeschmissen werden (da ist die Million die kleinste Münze) ist die Wut verständlich.

    Und wenn man den Bergbauern durch immer neue Vorschriften ihre kleinen Bergbahnen verleidet hat „weil sie ja jetzt Strassen haben“ dann sind die Strassen auch jederzeit zu erhalten.

    Gastrobetriebe könnten in den Speisekarten mehr werbende Aufmerksamkeit auf heimische Produkte wie Schaf,Ziege und Wild lenken, da steht oft das TK-Schnitzel mit Pommes kommentarlos neben dem Bockbraten mit hausgemachten Knödeln, beides um 15 Euro.

    Zuletzt, das dümmliche Vorurteil vom unbelehrbaren „hab ich immer so gemacht“-Bergbauern stimmt so nicht, deren Magazin vom bäuerlichen Beratungsring sei zur Lektüre empfohlen.Da geht sich viel aus bei alternativen Produkten,Energiegewinnung durch Biogas und manch Naturschutzprojekt wie Wiesenbrüterschutz im Obervinschgau ist mit interessierter Mitarbeit der Bauern realisiert worden.

    Auf Wiedersehen auf einem Berghof

  • dn

    Lebensmittel sollen nicht viel kosten und trotzdem perfekt sein, das verlangen zumindest Lidl und Co. Die Differenz bezahlt der Steuerzahler über Subventionen, damit der Lidl noch besser verdient, weil er den Einkaufspreis runterdrückt bis zum gehtnichtmehr, das gilt übrigens genauso für Bioprodukte. Hofladen und Bauernmarkt sind hilfreich; am besten ists, wenn man den Bauern kennt und weiß, dass er gut erzeugt: Bio, regional und nachhaltig. Die Zeit drängt.

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