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Ein surrealer Besuch

Nur Frühaufsteher und die Murmeltiere bekamen die Gondel zu sehen (Fotos: Heinz Innerhofer)

Eine venezianische Gondel auf dem Pragser Wildsee zum Hochunserfrauentag, der korrekterweise Hochunsertourismustag heißen müsste. Der Architekt Kuno Mayr und der Musiker Herbert Pixner haben einen ungewöhnlichen Gast aus der Lagune eingeladen.   

von Heinrich Schwazer

„Schön, wie das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch“ – mit diesem mittlerweile sprichwörtlich gewordenen Satz hat der französische Dichter Lautréamont die Essenz des Surrealismus vorweggenommen. Ein surrealistisches Objekt, so der Hohepriester des Surrealismus André Breton, sei etwas, das aus einem Traum in die Wirklichkeit fällt und die Wirklichkeit auflöst. Ein Element, das den Schleier der Realität zerreißt und uns in jene Bereiche führt, die spannender als jede Wirklichkeit sind: Fantasie, Sehnsüchte, Erotik, Unbewusstes.

Zufällig war das Zusammentreffen des Pragser Wildsees und einer venezianischen Gondel nicht, aber es steckt ein Menge surrealistischer Geist in der Kunstaktion „Ferragosto. Ein surrealer Besuch“ des Niederdorfers Kuno Mayr – laut Eigendefinition Architekt, Künstler und Landstreicher – und des Musikers Herbert Pixner. In aller Herrgottsfrüh, noch vor dem Ansturm der Touristenhorden, schifften die beiden am Hochunserfrauentag eine venezianische Gondel am Pragser Wildsee ein und schickten sie, begleitet von den Klängen aus Pixners Ziehharmonika über den Bergsee. Der „ungewöhnliche Gast“ aus der Lagune sollte wie eine „surreale Erscheinung“ auftauchen und wieder verschwunden sein, bevor die Massen des Hochunsertourismustages über die Ufer des ikonischen Dolomitensees schwappten. Um nicht die Scharen anzulocken, wurde die Aktion geheimgehalten – nur Frühaufsteher und die Murmeltiere bekamen sie zu sehen: Die venezianische Touristenschaukel als Touristenverschaukelung am Pragser Wildsee.

Herbert Pixner und Kuno Mayr

Für Touristiker ist der ephemere Charakter der Aktion eine Provokation. Warum macht man eine derart aufwändige Aktion, wenn nicht, um noch mehr Besucher anzulocken? Für Mayr liegt der Zweck gerade in diesem Paradox:

„In der symbolbeladenen Kollision fremder Elemente – die Gondel als Sinnbild Venedigs am Pragser Wildsee, Highlight der Dolomiten am Hochzeitstag des Tourismus –  treibt die Nacht- und Nebelaktion „Ferragosto“ die neuralgische Spannung des Ortes auf die Spitze.“

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