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Wie Tag und Nacht

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War die Schule im Lockdown halbwegs gut oder richtig schlecht? Schullandesräte, Eltern- und Schülervertreter sagen, wie der Fernunterricht funktioniert hat. Und wie der Schulstart im Herbst ablaufen soll.

von Silke Hinterwaldner

Hört man den Landesräten zu, dann könnte man beinahe glauben, dass alles gut war. Erst als Noemi Frontull und Ivan Gufler das Wort ergreifen, wird klar, dass ganz gewiss nicht alles gut war. Im Gegenteil. Die Vertreter der Landesbeiräte für Eltern und Schüler zeichnen ein düsteres Bild von den vergangenen Monaten im Lockdown.

Als gestern Vormittag die traditionelle Pressekonferenz zum Schulende über die Bühne ging, musste man über ein alles andere als herkömmliches Schuljahr sprechen. Beeindruckend dabei waren weniger die Zahlen über die Noten der Abschlussklassen als vielmehr die Schilderungen der Schüler- und Elternvertreter.

Fragt man Ivan Gufler wie es in den vergangenen Monaten fern der Schule war, sagt er ganz offen: „Nicht schön.“ Dabei hatten sich anfangs viele Schüler noch gefreut. Als Anfang März die Nachricht kam, dass Schulen und Kindergärten geschossen werden, schien das eine tolle Sache zu sein: morgens ausschlafen, keine festen Unterrichtszeiten, viele Freiheiten. Aber diese Vorfreude auf eine neue Schule zerschellte schnell. Schon in den ersten Tagen nach dem Lockdown zeigte sich, dass viele Schüler, Eltern und Lehrer überfordert sind mit dem Homeschooling.

„Uns hat der Kontakt gefehlt“, sagt Ivan Gufler, „zu den Mitschülern, aber auch zu den Lehrern. Die Kommunikation im Lockdown war schwierig, ganz besonders am Anfang.“ Jeder Lehrer nutzte eine andere mediale Plattform für das Homeschooling, jeder entwickelte seine eigene Methode, sodass sich die Schüler oft schwer taten mit dem Wechsel zwischen den Fächern. Umgekehrt gab es wohl auch viele Lehrer, die gar keine Nähe zu den neuen Medien entwickelt haben, was den Fernunterricht noch schwieriger werden ließ. Zudem fehlten nicht selten die technischen Voraussetzungen: schlechte Internetverbindungen, wenig Ausrüstung. „Dabei“, sagt Ivan Gufler, „sind soziale Unterschiede zutage getreten. Aber der schulische Erfolg darf nicht vom Elternhaus abhängen. Die Folge war: Wer vorher schon Probleme hatte, wurde im Lockdown allein gelassen.“

Elternvertreterin Noemi Frontull sagt rundheraus: „Wir dürfen unsere Kinder nicht mehr als erste einsperren und als letzte herauslassen.“ Die Kinder sollen ab sofort Priorität genießen, so ihre Forderung. Sie erklärt denn auch, dass einiges schief gegangen ist im Lockdown, auch wenn die Umfragen der Landesschuldirektionen von durchaus zufriedenstellenden Ergebnissen zeugen. Die Belastung durch Homeschooling, Homeoffice und Ausgangssperre sei auf Dauer nicht auszuhalten gewesen, viele Eltern seien komplett überfordert worden, sagt Frontull. Und: „Der Fernunterricht lief gar nicht gut.“

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Kommentare (6)

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  • noando

    … ich sag mal so: würde man gepflogenheiten wie in der privatwirtschaft anwenden, stünde die führungsringe auf der planke, wäre das controlling/kostenrechnung neu auszuarbeiten und eine gehaltserhöhung für angestellte und arbeiter gar kein thema. aber, so ist es nicht. stattdessen lesen wir wie sich politik und schulleitungen selbst auf die schultern klopfen. warten wir mal ab, was wir im herbst erleben

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