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Der Kastelruther Test

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In Kastelruth, einem der Hotspots der Corona-Pandemie, soll der Sanitätsbetrieb, ähnlich wie in Gröden, eine Antikörper-Testserie mit mindestens 1.500 Personen durchführen. Angestoßen von einem Mediziner, mitfinanziert von der örtlichen Raika und der Seiser Umlaufbahn.

Von Thomas Vikoler

23 Tote mit Covid-19 allein im Seniorenzentrum Martinsheim im Hauptort. Das macht deutlich, wie heftig das Coronavirus in der Gemeinde Kastelruth gewütet hat. Zeitweise lag die Gemeinde in der Rangliste der Neuinfektionen auf den ersten Plätzen. Das war der Zeitpunkt, als der aus Seis stammende Mediziner Peter Malfertheiner, Senior-Professor für Gastroenterologie an der LMU München, aktiv wurde.

Er wandte sich an die Kastelruther Gemeindeverwaltung und schlug eine breit angelegte Testung der Bevölkerung mittels Abstrichen vor. „Das war insbesondere als Vorbeugung für den Sommer, wenn die Tourismussaison losgeht, gedacht“, sagt Malfertheiner nun.

Er gab damit den Anstoß für das, was im Laufe der nächsten Wochen in der Gemeinde Kastelruth an mindestens 1.500 repräsentativ ausgewählten Personen vom Sanitätsbetrieb durchgeführt werden soll: Eine Antikörper-Testserie (mit Abstrich) zur Feststellung der Durchseuchungsrate und asymptomatischer Infektionen.

Die definitive Zusage des Sanitätsbetriebs steht noch aus, dass Kastelruth als Coronvirus-Hotspot eine Sonderbehandlung wie den drei Grödner Gemeinden zuteil wird, steht aber fest. Das Land arbeitet derzeit die Protokolle für eine Massen-Testung aus.

Die Besonderheit diesmal: Der Kastelruther Test wird aller Voraussicht nach auch mit privaten Geldmitteln finanziert. Denn mit der Raiffeisenkasse Kastelruth-St. Ulrich und der Umlaufbahn Seis-Seiser Alm AG gibt es zwei Interessensträger, die sich bei der Gemeinde ebenfalls für einen Antikörpertest stark gemacht haben. Deren Vertreter waren vor einigen Wochen bei einem Treffen mit Bürgermeister Andreas Colli, Professor Malfertheiner und Exponenten des Seniorenzentrums Martinsheim mit dabei. Die Privaten signalisierten dabei die Bereitschaft, einen groß angelegten serologischen Test an rund einem Viertel der Kastelruther Bevölkerung mitzufinanzieren. Die Kosten für die Studie werden auf 200.000 Euro geschätzt.

„Wir als Gemeinde können kein Geld beisteuern, wir müssen schauen, dass wir mit der Abdeckung der laufenden Kosten des Haushalts zurechtkommen“, sagt SVP-Bürgermeister Andreas Colli.

Derzeit läuft in den drei Grödner Gemeinden die vom Sanitätsbetrieb durchgeführte Doppeltestung (PCR-Abstrich-Test und serologischer Test) an 3.000 Personen. Vergangene Woche wurde – nach St. Ulrich und St. Christina – in Wolkenstein getestet, nun werden die Ergebnisse ausgewertet. Es gilt, das unglaubliche Ergebnis der privaten St. Ulricher Antikörper-Testserie zu falsifizieren, das einen Durchseuchungsgrad von 48 Prozent ergab. Weltrekord. In Kastelruth wäre die Aussagekraft einer Studie bei rund einem Drittel der Wohnbevölkerung zudem wesentlich aussagekräftiger.

Peter Malfertheiner, der früher die Abteilung für Infektionsmedizin in Magdeburg geleitet hat und an den Tests des Hotel Adler in St. Ulrich beteiligt war, hält die serologische Testung, auch angesichts der inzwischen beinahe inexistenten Südtiroler Infektionszahlen, für sinnvoll:  „Weil nun wieder Touristen einreisen werden, ist es wichtig zu wissen, wie viele Personen mit dem Virus in Kontakt gekommen sind. Mehr Sicherheit würde freilich ein regelmäßig durchgeführter Abstrich, etwa beim Hotel-Personal, bringen“.

Der Gastroenderologe aus Seis zeigt sich übrigens überzeugt, dass es früher als erwartet einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben wird.

 

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