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Zwischen Bangen und Hoffen

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Wenn nächste Woche die Regionen ihre Grenzen öffnen, werden vor allem im Pustertal und im Gadertal viele Gäste aus der Lombardei und dem Veneto erwartet. Einerseits sehnen sich die Betriebe danach, endlich wieder arbeiten zu können. Anderseits haben sie Angst vor dem Virus.

von Silke Hinterwaldner

Auf der einen Seite warten die Hoteliers und die Gastwirte seit Wochen oder sogar seit Monaten hart auf diesen Moment. Auf der anderen Seite aber gibt es auch die Angst, die Angst vor einer Ansteckung und die Angst davor, dass eine neue Welle zu einem zweiten Lockdown führen könnte.

Dieses Hoffen und Bangen zeigt sich vor allem im Pustertal, im Gadertal oder in Gröden. Denn in diesen Destinationen gehört der italienische Gast seit jeher zur Stammkundschaft. Deutlicher gesagt: Rund 80 Prozent der Touristen kommen aus Italien, in allen anderen Teilen Südtirols führen die Deutschen die Hitliste an. Der Vorteil der Destinationen im Osten des Landes: Die Italiener dürfen ab nächster Woche wieder kommen, bei den Deutschen, Österreichern, Schweizern oder Holländern ist noch ungewiss, wann und ob sie kommen werden. Der Nachteil in diesem wirtschaftlichen Rangeln um die Gäste ist eben die Angst vor dem Virus und möglicherweise steigenden Infektionszahlen. Der Großteil der italienischen Gäste kommt aus dem norditalienischen Raum nach Südtirol, neben dem Veneto kommen vor allem Touristen aus der Lombardei (neben Römern, Sizilianern und vielen anderen).

Aber immer wenn das Wort „Lombardei“ fällt, spitzen die Leute die Ohren: In dieser Region hatte sich das Coronavirus am stärksten ausgebreitet, in dieser Region sind die Infektionszahlen aber auch immer noch recht hoch.

„Ich habe schon Bauchweh, wenn ich daran denke, was passieren könnte“, sagt Dieter Wurmböck, Präsident beim Tourismusverein Innichen, „im Moment sind bei uns die Zahlen gut, wir können uns eine Zunahme der Neuinfektionen aber nicht leisten. Insofern hoffe ich schon, dass Regionen mit immer noch hohen Infektionszahlen rote Zonen bleiben.“ Das bedeutet: Auch wenn in einer Woche die Italiener wieder reisen dürfen, sollten etwa die Lombarden weiter zu Hause bleiben müssen.

Aber geht das? Ist dies sinnvoll? Und ist diese Angst vor den Gästen aus den am stärksten betroffenen Gebieten tatsächlich berechtigt?

Thomas Walch, HGV-Obmann für das Pustertal und das Gadertal, verfolgt das Infektionsgeschehen und die Diskussionen seit Wochen akribisch. Und er plädiert dafür, die Vernunft walten zu lassen, denn: „Die Zahl der Ansteckungen pro Person ist auch in der Lombardei mittlerweile sehr klein. Sollte es tatsächlich eine Gefahr geben, würde man die Grenzen nicht öffnen.“ Walch ist überzeugt davon, dass sich die Gastgeber in Südtirol am besten selbst vor einer Infektion schützen können, unabhängig davon, woher die Gäste kommen: Es werden nicht mehr Hände geschüttelt, Mund-Nasen-Schutz und genügend Abstand sind Pflicht. Das gilt für den Hotelier und die Angestellten gleichermaßen, „dann ist die Ansteckungsgefahr minimal“, sagt Walch.

Aber auch er weiß, dass nicht nur die Gastwirte selbst noch skeptisch sind, sondern auch all jene, die nur mittelbar mit Touristen zu tun haben. Diese noch angespannte Stimmung hat sicherlich Einfluss auf die Sommersaison.

Dazu kommt: Zumindest im Osten Südtirols sind die Hoteliers noch zurückhaltend. Obwohl die Betriebe seit gestern wieder arbeiten dürfen, haben sich die allermeisten gegen eine sofortige Öffnung entschieden. Freilich: Im Pustertal und noch mehr im Gadertal beginnt die Sommersaison normalerweise frühestens im Juni. Die Coronakrise verschiebt den Start noch weiter nach hinten. Manche Betriebe eröffnen zu Pfingsten, andere warten lieber noch weitere zwei, drei Wochen. Mit dem großen Ansturm rechnet man ohnehin noch nicht.

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