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„Frage der Intelligenz“

Foto: Lpa/Corrà

Die Freude über den Neustart in Bozen hält sich noch in Grenzen. Auch wenn es am Montag weniger Verstöße gab als am Wochenende, mahnt Bürgermeister Renzo Caramschi zur Vorsicht.

von Markus Rufin

Den Neustart hatte man sich in der Landeshauptstadt sicherlich anders vorgestellt. Noch bevor Bars und Restaurants überhaupt öffnen durften, gab es am Wochenende zahlreiche Strafen. Rund 30 seien es gewesen, verkündete Bürgermeister Renzo Caramschi gestern bei der Pressekonferenz, die erstmals über Videochat stattfand.

Aber auch gestern schien nicht der ideale Tag für den „#Neustart“ zu sein. „Das schlechte Wetter hat sicher nicht geholfen“, meint Alex Marchesini von der Bar Domino im Zentrum von Bozen. Aber immerhin: „Unsere Gäste waren froh, dass sie den Kaffee in der Bar trinken konnten. Sie haben auch versucht, sich an die Abstandsregelungen zu halten. Ich musste einige zwar daran erinnern, aber sie haben es schnell eingesehen.“

Wie viele Bars und Restaurants bereits gestern öffneten, konnte man nicht genau sagen. Ein großer Teil hat den Schritt aber gewagt. Einige dagegen blieben geschlossen. Wie Marchesini berichtet, hatten einige Betriebe Bedenken wegen der Arbeitssicherheit: „Einige Betriebe öffnen lieber eine Woche später, um auf Nummer sicher zu gehen, andere haben einfach nicht die Möglichkeit, weil sie keine Flächen im Freien haben und der Innenraum zu klein ist.“ Diese seien aber nur zwei von vielen Ängsten, die Gastronomen derzeit in Bozen haben.

Auch HGV-Bezirksobmann und Besitzer des Hotels „Zur Post“, Klaus Berger sieht das so: „Auch in Gries hatten viele Bars offen, wir selbst aber nicht. Letztendlich hängt es davon ab, wie die Bar strukturell eingeteilt ist. Die Abstandsregelung ist nämlich nicht einfach einzuhalten. Viele haben aber geöffnet, weil sie arbeiten wollen.“

Er selbst müsse seine Bar noch auf den Neustart vorbereiten. Es gebe aber noch andere Hemmschwellen, die einige Betriebe in Bozen daran gehindert haben, bereits am Montag zu öffnen. „Wir wollen nicht Polizei spielen und die Menschen immer wieder ermahnen müssen. Das gefällt weder dem Gast noch dem Betreiber. Dennoch stehen wir in der Verantwortung“, meint Berger.

Jedoch ist sich Berger sicher, dass sich die Situation sowohl bei den Gästen als auch bei den Betreibern in den nächsten Tagen einpendeln wird. Dass es nochmal zu ähnlich großen Menschenansammlungen kommt wie am Wochenende, glaubt Berger nicht: „Am Wochenende haben nur wenige Betriebe Take-away angeboten. Diese waren natürlich überfüllt. Jetzt haben aber mehr Betriebe geöffnet und es wird sich nicht mehr nur alles auf einen Ort konzentrieren.“

Ganz anders war die Gefühlslage gestern bei den Handelsbetrieben. Simone Buratti, hds-Bezirksobmann zeigte sich sehr glücklich: „Wir sind sehr zufrieden darüber, dass wir öffnen konnten. Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen.“

Zumindest in seinem Geschäft bemerkte er, dass sich die Personen an die Regelungen gehalten haben, obwohl das Interesses sehr groß war. Teilweise mussten die Kunden vor seinem Geschäft sogar warten. Dementsprechend lief das Geschäft auch relativ gut für Buratti.

Geschlossen hatten gestern in Bozen überwiegend große Ketten, die dezentral verwaltet werden und nicht auf die kurzfristige Änderung reagieren konnten. „Die meisten kleineren Betriebe haben aber geöffnet“, so Buratti.

Damit das auch so bleiben kann rief Bürgermeister Caramaschi gestern nochmals dazu auf, die Regeln einzuhalten. Menschenansammlungen wie am Wochenende auf dem Obstplatz und in der Freiheitsstraße dürfe es nicht mehr geben. Da die Strafen mit 400 Euro relativ hoch ausfallen, glaubt er, dass diese auch vermieden werden.

„Ich würde mir wünschen, dass sich jeder Bürger verantwortlich fühlt, für das was er macht“, so der Bürgermeister. „Wirtschaftstreibende dürfen jetzt nicht darauf achten, wie viel sie heute oder morgen verdienen, sondern wie viel sie in Zukunft verdienen.“

Caramschi erinnerte nochmals daran, dass es sich lediglich um eine Öffnung unter bestimmten Bedingungen handelt, daher müsse man sich an diese Bedingungen auch halten. Ansonsten gebe es für die Gemeindeverwaltung auch die Möglichkeit, die Betriebstätigkeit zu limitieren oder ganz zu verbieten.

Die Einhaltung der Bestimmungen sei dagegen nicht schwierig: „Es ist eine Frage der Intelligenz. Die Regeln, die von Experten und Virologen kommen, ergeben durchaus Sinn. Wenn wir in die Phase 3 wollen, müssen wir in Phase 2 Erfolg haben. Ob wir das schaffen, hängt von den Wirtschaftstätigen aber auch von uns und unserem Verhalten ab.“

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