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Fliegen mit Baby

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Während der Elternzeit in den Urlaub zu fliegen wird immer beliebter. Doch viele frisch gebackene Eltern fragen sich: Kann ich mit meinem Baby bereits in einen Flieger steigen?

von Eva Maria Gapp

Bald beginnen die Herbstferien und viele Südtiroler Familien nutzen die Gelegenheit, um mit ihren Kleinsten der Sonne entgegen zu fliegen. Doch vor allem frisch gebackene Eltern machen sich oft Sorgen: Kann ich meinem Baby eine Flugreise überhaupt zumuten? Schadet der Kabinendruck nicht dem Kind? und Ist Fliegen gar gesundheitlich bedenklich?

Auch der Brixner Kinderarzt Günther Goller ist in seiner Praxis immer wieder mit solchen Fragen konfrontiert. „Wenn die Ferienzeit naht, kommen immer wieder Mütter auf mich zu und fragen mich um Rat, weil sie unsicher sind und nicht etwas falsch machen wollen“, erklärt er. Goller kann die Eltern aber beruhigen: „Vom medizinischen Standpunkt aus gesehen, können gesunde Neugeborene bereits nach einer Woche fliegen“, sagt Goller, der sich dabei auf medizinische Leitlinien bezieht. Ähnlich sieht es auch der Bozner Kinderarzt Franz Rottensteiner: „Es werden ja auch gelegentlich Neugeborene, denen es gesundheitlich nicht gut geht, mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus transportiert. Fliegen stellt kein Problem dar.“ Bei den meisten Fluggesellschaften ist es auch schon erlaubt, mit Babys im Alter von ein oder zwei Wochen zu fliegen.

Eltern müssten sich also keine Sorgen machen: „Für ein gesundes Kind stellt das Fliegen keine Gesundheitsgefahr dar“, sagt Goller. Das gelte auch für den Kabinendruck im Flugzeug: „Die Druckund Sauerstoffschwankungen im Flugzeug schaden dem Kind nicht. Da Babys aber keinen Druckausgleich machen können, sollten die Eltern in der Start- und Landephase ihrem Baby den Schnuller oder das Fläschchen geben. Durch das Schlucken wird der Druckausgleich ermöglicht“, erklärt er. Das Baby sollte zu dieser Zeit also nicht schlafen. Und da Babys in den ersten Lebensmonaten nur durch die Nase atmen, empfiehlt der Kinderarzt, Nasentropfen mit einer Kochsalzlösung immer dabei zu haben. „Diese helfen dem Baby, wenn etwa die Nasenschleimhäute zuschwellen. Sie dienen auch zur Vorbeugung von Ohrenschmerzen“, sagt er. Ältere Kinder sollten hingegen ein Bonbon lutschen oder einen Kaugummi kauen, damit der Druckausgleich gelingt. „Aus Erfahrung weiß ich, dass den Kindern damit sehr geholfen ist“, sagt er.

Vom Fliegen abraten würde Goller aber Eltern von ehemaligen Frühgeborenen, die vor der 32. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen sind und Lungenprobleme haben. „Eltern mit Frühgeborenen sollten generell in den ersten sechs Lebensmonaten eher auf das Fliegen verzichten“, sagt er. Gleiches gilt für Neugeborene, die innerhalb der ersten sechs Lebensmonate an akuten Atemwegsinfekten leiden. „Die Gefahr, dass es zu einem akutem Atemproblem kommt, ist zu groß. Deshalb rate ich davon ab“, so Goller.

Der Kinderarzt Rottensteiner rät zudem davon ab, mit Neugeborenen Fernreisen zu tropischen Zielen zu unternehmen: „Ich rate Eltern davon ab, mit ihren Neugeborenen in Gebiete oder Länder zu fliegen, in denen Reiseimpfungen gemacht werden sollten. Da dies bei Neugeborenen nicht möglich ist, würde man sie nur einer unnötigen Gefahr aussetzen“, sagt er. Zudem würden Kinder viel empfindlicher auf ungewohnte Nahrungsmittel, Hitze und Flüssigkeitsverluste reagieren.

Neben den gesundheitlichen Aspekten sei es zudem wichtig, dass sich Eltern immer auch vor Augen führen, dass Fliegen mit Stress verbunden ist. „Die Eltern müssen sich im Klaren sein, ob sie sich diesem Stress aussetzen wollen“, sagt Goller und fügt hinzu: „Für eine Mutter ist es natürlich kein Spaziergang mit einem Baby zu fliegen. Sie hat ja erst vor kurzem entbunden und im Flughafen wartet man oft stundenlang bis man ins Flugzeug darf. Das kann schon nervenaufreibend sein. Der Stress kann sich dann auch auf das Kind übertragen.“

Wer sich aber sehr wohl entscheidet mit seinem Baby zu fliegen, sollte auf einiges Acht geben, so Goller. „Die Flugzeugluft ist meist trocken. Deshalb empfehle ich den Eltern, immer auch etwas für die Augen mitzunehmen, da diese schnell trocken werden bzw. gereizt reagieren. Augentrost ist sehr hilfreich.“ Außerdem empfiehlt der Kinderarzt Nachtflüge zu buchen, da die Babys dadurch ihren Schlafrhythmus beibehalten und am besten zur Ruhe kommen können. Wichtig sei es auch, im Handgepäck ausreichend Wechselkleidung, Windeln mit Feucht- und Reinigungstüchern sowie Spielzeug dabei zu haben. „Falls der Säugling nicht mehr gestillt werden muss, sollte man auch nie vergessen, den einen oder anderen Brei bzw. Trinkfläschchen einzupacken“, sagt er. Babynahrung würde auch nicht den strengen EU-Handgepäcksbestimmungen unterliegen und könne so in einem Behälter mitgeführt werden.

Aufgrund der Tatsache, dass es im Flugzeug auch immer wieder zu Temperaturschwankungen kommt, und das Flugzeug nicht selten zu stark klimatisiert ist, sollte ausreichend wärmende Kleidung mitgenommen werden. „Hier ist der Zwiebellook zu empfehlen: Mehrere dünne Schichten übereinander sind ideal und einfach zu händeln“, so der Kinderarzt. Oft sei auch eine Decke von Vorteil.

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