Tanzfilm ohne Tanz

Rudolf Chametowitsch Nurejew (1938-1993) galt als männliche Tanzikone. Geboren ist er bei Irkutsk.

von Renate Mumelter

Ein weißer Rabe ist etwas Ungewöhnliches, Seltenes, selten wie Nurejew und deshalb nennt Ralph Fiennes seinen Nurejew-Spielfilm „The White Crow“. Dabei geht es eher um den Kalten Krieg als um Tanzfilm. Inszeniert wurde mit unruhiger Kamera in jener unruhigen Sandwich-Technik, die in Rückblenden das erzählt, was war – Geburt und Kindheit, Jugend und Ausbildung, um dann wieder in die Gegenwart zu schwenken. Diese Gegenwart spielt 1961, dem Jahr, in dem der Tänzer von einer Tournee nach Paris nicht mehr heimkehren wollte. Er blieb als politischer Flüchtling in Europa, wurde später sogar österreichischer Staatsbürger, weil es sich als Staatenloser schwer reisen lies. Er starb 1993 mit nur 54 Jahren an Aids. Aber das alles erzählt der Film nicht. Der hat den Fokus auf den jungen Jahren des Tänzers mit dem eigentümlich eigenwilligen Charakter und vor allem auf seiner Flucht. Die liefert den Showdown und eine politische Botschaft zum bösen KGB gleich mit. Was danach ist, bleibt unerzählt. Unerzählt bleibt auch der Tanz. Es gibt Ansätze zur Vertiefung, Versuche Tanz und Malerei zusammenzubringen, aber viel ist das nicht.

Gelungen ist die Besetzung der Hauptrolle mit Oleg Ivenko, der Nurejew wirklich ähnlich sieht, der spielen und der vor allem tanzen kann, weil er im wirklichen Leben Solotänzer ist.

„The White Crow“ (GB 2018), Regie Ralph Fiennes, mit Oleg Ivenko, Ralph Fiennes. Bewertung: Standard-Kino

Was es sonst noch gibt: „Gegen den Strom“ (La donna elettrica), „Three Billboards Outside Ebbing“ (Mo, Brixen), Ballon (Di, UFO,), „Der Junge muss an die frische Luft“ (Mo, Kaltern)