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„Wir fordern volle Aufklärung“

In der Pfarrei Natz sind 100.000 Euro verschwunden. Die Diözese hält sich mit Informationen darüber zurück und schützt vorerst den Täter. Die Gläubigen sind verärgert.

von Markus Rufin

Vollständige Aufklärung sieht anders aus. Dieser Meinung sind zumindest zahlreiche Gläubige in der Pfarre Natz, der auch die Ortschaften Raas, Elvas und Viums angehören. Am Sonntag wurden die Mitglieder der Pfarrgemeinde darüber informiert, was mit ihren verschwundenen Spendengeldern passiert ist.

Seit Anfang März gab es in der Pfarrei entsprechende Gerüchte, beim Pfarrerwechsel im Jänner seien finanzielle Unregelmäßigkeiten offenbar geworden. In den Jahren zuvor war Chorherr Artur Schmitt für die Pfarrei Natz zuständig. Nach einem Zerwürfnis mit dem Prälaten des Kloster Neustift, Eduard Fischnaller, ging Schmitt nach Deutschland. Neuer Pfarrer wurde ab dem 1. Februar Christian Breunig.

Dieser bestätigte die Gerüchte am Palmsamstag und am Palmsonntag. Am Ende der heiligen Messe lasen Pfarrgemeinderatsmitglieder eine Stellungnahme vor, in der Probleme bei der Kassagebarung eingeräumt wurden.

Wie viel Geld fehlt oder wer für den Verlust der Gelder verantwortlich ist, war unklar. Zumindest bis Sonntag. Denn Eduard Fischnaller, der als Prälat für die Betreuung der Pfarre zuständig ist, beauftragte den Raiffeisenverband mit einer Überprüfung der Kassagebarung. Diesen Bericht leitete er an die Diözese weiter.

Am Sonntag legte die Diözese dem Pfarrbrief in Natz ein Schreiben bei. Dementsprechend fehlen der Pfarre über 100.000 Euro. Davon sind über 60.000 Euro nicht überwiesene Spenden und über 40.000 Euro betreffen die Pfarrkassa.

Nun ist also klar, wie viel Geld der Pfarrei Natz fehlt. Und im Pfarrbrief wird mitgeteilt, dass das fehlende Geld bis Ende Mai zurückgezahlt werden soll.

Dennoch sind die Gläubigen in der Pfarrgemeinde verärgert und enttäuscht, denn es bleiben weiter zahlreiche Fragen offen.

So werden im Schreiben keine Namen genannt. Es ist weiterhin unklar, wer die Spendengelder veruntreut hat, beziehungsweise das Geld aus der Pfarrkassa genommen hat. Dazu wollen weder die Mitglieder des Pfarrgemeinderates noch Prälat Fischnaller etwas sagen.

Aber in Natz gibt es einen Verdacht, der mit einem Ereignis zusammenhängt: Um Ostern wurde der Mesner der Kirche von Natz suspendiert. Die TAGESZEITUNG hat versucht, den ehemaligen Mesner zu kontaktieren, dieser war aber nicht erreichbar.

In der Zwischenzeit wurde auch bekannt, dass der Vermögensverwaltungsrat der Pfarrgemeinde versucht hat, das 100.000-Euro-Loch zu stopfen. Etwa mit dem Verkauf  der Kubatur des alten Mesnerhauses, das derzeit ungenutzt ist. Im Dorf heißt es außerdem, dass es vor einigen Monaten die Möglichkeit gab, im selben Haus eine kleine Kapelle zu bauen und dieses so weiterhin zu nutzen. Der Vermögungsverwaltungsrat soll diesen Vorschlag aber abgeschmettert haben.

Außerdem soll es Versuche gegeben haben, den finanziellen Verlust in der Pfarreikasse zu verstecken. Vor einiger Zeit wurde im Widum eine kleine Gaube gebaut, zeitgleich wurde eine Planung für den Umbau des neuen Mesnerhauses in Auftrag gegeben. Die Kosten für die Planung und die Arbeiten an der Gaube: 40.000 Euro. Eine mehr als stattliche Summe für die Planung eines Umbaus.

Zu klären ist auch, welche Spendengelder genau verschwunden sind. Einzig die Sternsinger-Sammlung und das Fastenopfer werden ausdrücklich im jüngsten erwähnt. Ob Klingelbeutelgelder bzw. Gelder aus anderen Spendenaktionen fehlen, wurde nicht bekanntgegeben.

In Natz, Raas, Elvas und Viums brodelt jedenfalls die Gerüchteküche. So wurde der TAGESZEITUNG zugetragen, dass auch am Weißen Sonntag, also zwei Wochen nach der Mitteilung des Pfarrgemeinderates, Geld aus dem Klingelbeutel verschwand.

Um den Gerüchten ein Ende zu setzen, fordern die Gläubigen der Pfarrgemeinde Natz deshalb eine Versammlung, bei der der Pfarrgemeinderat Rede und Antwort steht und auf die offenen Fragen eingeht.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • erich

    Das hat die Kirche schon immer verstanden, sie haben im Laufe der Jahrtausende den Himmel millionenfach verkauft und damit Millionen an Immobilien und Ländereinen an den Sterbebetten und bei unbeholfenen eingesackt.

  • asterix

    Warum wird immer von einem „Täter“ geschrieben? Es ist doch möglich, dass es mehrere Täter gibt. Und wie kann der ehemalige Pfarrer jahrelang vom Verschwinden der Gelder nichts mitbekommen haben?

  • annamaria

    Beste lösung: keine Spenden an die Kirche! Warum auch, die haben immer nur eingesackt was ging. Braucht man nur deren Vermögen anschauen!

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