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„Mehr Geld für Lehrer“

In einem offenen Brief an den SVP-Obmann fordern der Ex-SVP-Bezirksobmann Zeno Christanell und andere SVP-ArbeitnehmerInnen und Lehrpersonen mehr Geld.

Der ehemalige Meraner SVP-Bezirksobmann Zeno Christanell, mehrere SVP-ArbeitnehmerInnen aus dem Bezirk Burggrafenamt, Gewerkschafter und Lehrer haben einen Offenen Brief an SVP-Obmann Philipp Achammer gerichtet.

Darin unterstützen sie „mit Nachdruck“ die Forderungen der Schulgewerkschaften.

TAGESZEITUNG Online gibt den Brief im vollen Wortlaut wider:

Aktuelle ASTAT-Zahlen sowie die Erhebungen des AFI belegen, dass es in Südtirol in den letzten Jahren einen realen Kaufkraftverlust von bis zu 10% gegeben hat. Vor allem Menschen in familienfreundlichen Teilzeitstellen sind von diesem Kaufkraftverlust betroffen, der sich zudem nachhaltig auf deren Rentenposition auswirken wird.
Seit über 10 Jahren wurden auch die Löhne der Lehrpersonen nicht mehr an die wirklichen Lebenshaltungskosten angepasst.

Viele Lehrpersonen investieren außerdem einen bedeutenden Teil ihres Gehaltes in die Qualität des Unterrichts. Sei es für die Ausstattung des Arbeitsplatzes, die Anschaffung von Unterrichtsmaterial oder auch den Besuch persönlicher Fortbildungen. Dies wird alles nicht vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt bzw. bezahlt und ist auch nicht steuerlich absetzbar. Dieser Besonderheit muss Rechnung getragen werden.

Zudem herrscht im Bildungsbereich nachweislich ein massiver Fachkräftemangel. In diesem Schuljahr standen an den deutschsprachigen Grund-, Mittel- und Oberschulen 1702 Stellen für die befristete Aufnahme zur Verfügung, davon wurden nur 48% gewählt. Das bedeutet, dass über die Hälfte dieser Stellen an Personal vergeben werden musste, welches nicht die Voraussetzung hatte, in die Landesranglisten aufgenommen zu werden. In keinem anderen so hochspezialisierten Berufsprofil wäre eine ähnliche Situation vorstellbar.

Lehrpersonen absolvieren eine aufwendige universitäre Ausbildung und stellen sich einer hoch komplexen Arbeitsrealität. In Kombination mit den geringen Karrierechancen und einer unangemessenen Entlohnung hat der Beruf in den letzten Jahren sehr an Attraktivität verloren.

Gleichzeitig ist nur ein gutes öffentliches Bildungssystem Garant für Chancengerechtigkeit und eine faire Gesellschaft. Deshalb muss eine klare Aufwertung des Berufsbildes erfolgen, um die Leistung der Lehrpersonen zu honorieren und die Arbeit in den Schulen wieder attraktiver zu machen.

Aus diesem Grund fordern wir die schnellstmögliche Aufnahme von Verhandlungen für das wirtschaftliche Triennium 2019-21, um den angeführten Punkten gerecht zu werden.

1. Die Anpassung der Löhne um mindestens 10%, damit zum einen der ehrliche Ausgleich des erfahrenen Kaufkraftverlustes aus den letzten Jahren erfolgt. Zum anderen um den Mehrleistungen und Mehrbelastungen gerecht zu werden.

2. Die ökonomische Gleichstellung der Lehrpersonen mit den Landesbediensteten, um die zweijährigen Vorrückungen zu ermöglichen; die Blockade der Landeszulage nach der dritten Position aufzuheben; die Benachteiligung bei der Berechnung von Abfertigung und Pension auszugleichen und die Möglichkeit der Anzahlung auf die Abfertigung zu gewährleisten.

3. Der in den letzten Jahren stark gewachsenen Arbeitsbelastung (durch Migration, Inklusion, Digitalisierung) an den verschiedenen Schulstufen Rechnung zu tragen und durch neue Unterrichtsmodelle unter Einsatz von mehr Personal und Umschichtung vorhandener Ressourcen eine Entlastung vorzunehmen.

4. Die Vergabe von Lehrstellen an Personal ohne entsprechende Voraussetzung auf ein überschaubares Ausmaß (evtl. durch eine gesetzliche Quote) zu reduzieren, um die Qualität der Bildung langfristig garantieren zu können.

5. In Analogie zur „Carta del Docente“, welche auf Staatsebene bereits seit 5 Jahren existiert, Auszahlung von finanziellen Beiträgen für den Ankauf von didaktischem Material und elektronischen Medien sowie die Inanspruchnahme von persönlichen Fortbildungsangeboten.

Während der letzten Wirtschaftskrise hat die Landesregierung Maßnahmen gesetzt und zum Beispiel den IRAP-Regelsatz auf 2,68% reduziert, das entspricht einer Steuerbegünstigung für die Arbeitgeber von fast 90 Millionen Euro pro Jahr. Auch wir als SVP-Arbeitnehmer*innen haben Schritte zur Stabilisierung des Wirtschaftsstandortes unterstützt. Nun sind diese aber teilweise anachronistisch und entsprechend zu überprüfen, um Ressourcen für einen besseren sozialen Ausgleich zu erhalten.

Wir sind uns sicher, dass deine angekündigte Dialogbereitschaft ehrlich ist und dass bald deutliche Signale erfolgen werden – damit die augenscheinliche Ungleichbehandlung beendet wird.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (24)

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  • brutus

    …wie sou wieder lai di Leahrer?????????

  • stanislaus

    Für den Protestmarsch brauchte es noch alle Landesbediensteten, jetzt seilen sich die Lehrer mit den sogenannten SVP Arbeitnehmern alleine ab. Bravo…. Herr Christanell sie würden genau aus diesem Grund nicht gewählt. Sie vertreten nicht die Arbeitnehmer, sondern die Lehrer!

  • meintag

    Genau hier liegt das Problem. Anstatt zusammenhalten kommt ein der SVP nahestehender sich Selbst ins Abseits gestellter Politiker und Pädagoge und stellt für seine Berufsgruppe Wünsche für die Gehaltserhöhung auf. Das macht wieder deutlich wo das Grosse Gemeinsame für ALLE seine Grenzen hat. Herr Christanell wo fängt bei Ihnen die Schamgrenze an?

  • ostern

    Mit den Steuergelder der Bauern zahlen wir die
    Lohnerhöhung der Landesbediensteten. Ha, ha, ha……

    • tiroler

      Gute Idee, da bin och dafür Pauschalbesteuerung von 10% der Einnahmen der Obst ind Weinbauern mit mehr als 5 Hektar und Umverteilung an die öffentlichen Bediensteten mit weniger als 1800 euro nettoeinkommen. Ein Zeichen der Gerechtigkeit

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