Du befindest dich hier: Home » Wirtschaft » Zerzers Studienreise

Zerzers Studienreise

Sanitäts-Generaldirektor Florian Zerzer steht wegen einer Spesenabrechnung für eine Studienreise nach Luxemburg in der Kritik. Sie wurde geplant, als er noch als Ressortdirektor der Landesverwaltung tätig war.

Von Thomas Vikoler

Es gehört offenbar zum Amt des Generaldirektors des Südtiroler Sanitätsbetriebs, viele Feinde (und Neider) zu haben. Vielleicht wegen des stattlichen Jahresgehalts von aktuell 218.723 Euro brutto plus 15 Prozent möglicher Erfolgsprämie.

Florian Zerzer, seit 15. Oktober im Dienst, bekommt die Feindschaft im eigenen Hause (und nicht nur) bereits heftig zu spüren. Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Vorerhebungen zu zwei Zerzer betreffende Themenfelder eingeleitet: Seine Selbsterklärungen zu den beruflichen Qualifikationen für das Amt (insbesondere zu den besuchten Managementkursen im Sanitätsbereich und zur Frage, ob das Kriterium der leitenden Tätigkeit mit finanzieller und Personalführungs-Autonomie erfüllt ist) und seine Blitz-Pragmatisierung als Landesbediensteter zwecks Pensionssicherung wenige Tage vor der Ernennung zum Generaldirektor.

Nun kommt eine Geschichte dazu, von der die Staatsanwaltschaft inzwischen ebenfalls Kenntnis hat: Die Spesenabrechnung Zerzers an den Sanitätsbetrieb für eine Studienreise nach Luxemburg vom 19. bis 21. November. Zu einem Zeitpunkt also, als der ehemalige Ressortdirektor bereits für den Sanitätsbetrieb tätig war.

Die Planung der Reise erfolgte allerdings, wie aus mehreren der TAGESZEITUNG vorliegenden Dokumenten hervorgeht, bereits vor Ernennung und Dienstantritt.

Also in weiser Voraussicht, dass er – als einer von mehreren Bewerbern – die Ausschreibung für den Posten des Sanitätsgenerals gewinnen würde. Eine „garantierte“ Zukunftsplanung, wie man in der Ärzteschaft des Bozner Spitals spekuliert. Mit der Frage, ob der Betroffene überhaupt berechtigt war, die Reisespesen dem Sanitätsbetrieb zu verrechnen.

Zerzer bezeichnet dies als „ausgemachten Blödsinn“.

Doch der Reihe nach: Anfang Dezember 2018 präsentiert der Sanitätsdirektor dem Verwaltungsamt seine Abrechnung für Dienstfahrten. Dort enthalten sind – neben einem Flug zu einem institutionellen Termin in Rom – auch die Spesen für die Studienreise nach Luxemburg. Genauer zu einem dortigen privaten Zentrum für Biomedizin, das mit der hiesigen EURAC zusammenarbeitet.

Die dafür anfallenden Kosten – insgesamt 446,88 Euro für Flug, Übernachtung und Essen – wurden Zerzer vom Sanitätsbetrieb mit dem Dezember-Gehalt überwiesen. Der damalige Verwaltungsdirektor Andrea Zeppa hat die Aufstellung gegengezeichnet.

Der Flug nach Luxemburg (hin und zurück) mit der Fluggesellschaft Luxair war bei einem Bozner Reisebüro auf den Namen Zerzers gebucht worden, als er noch gar nicht im Amt war: Am 5. Oktober 2018. Drei Tage zuvor, am 2. Oktober, hatte ihn die Landesregierung aber die Ernennung beschlossen.

Die Planung der Luxemburg-Reise erfolgte bereits früher, was Zerzer nicht abstreitet: „Die EURAC hat mich gefragt, ob ich bereit sei, im Falle einer Ernennung, an der Studienreise teilzunehmen. Ich war damals ein möglicher Kandidat und habe unter der Bedingung zugesagt, dass ich ernannt würde. Wenn das nicht geschehen wäre, hätte man ihn ja stornieren können“.

Nicht bekannt ist, ob die EURAC auch die übrigen Bewerber um den Posten des Sanitätsdirektors zur Reise nach Luxemburg eingeladen hat. War es allein Zerzer, hatte man jedenfalls einen guten Riecher.

Dass der Besuch im Zentrum für Biomedizin mit seinem Amt als Sanitätsdirektor (und nicht mit dem vorangegangen als Ressortdirektor für Urbanistik und Energie) stand, die Spesenabrechnung also rechtens war, daran hat der Betroffene keinen Zweifel: „Medizinische Forschung ist wichtig, wir müssen da sehr viel tun“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (26)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • echnaton

    Ein einziger Sumpf …
    Es ist einfach traurig wie bestimmte Kreise in Südtirol arbeiten und wie das Geld bei bestimmten Kategorien locker ausgegeben wird, hingegen der/die normale Bedienstete mit 3 bis 4 Euro brutto im Monat beim Gehalt bzw. mit 0,07 Euro Erhöhung für den Essensgutschein abgefertigt wird. Führungskräfte werden mit der Begründung der erhöhten Lebenshaltungskosten mit 23,6% mehr Führungszulage belohnt….

  • morgenstern

    Ein Malser auf Reisen !!!

  • besserwisser

    peanuts, wenn man den ganzen anderen sumpf bedenkt …
    wenn man so sieht wie die porsches der herren vor dem haupteingang des bozner krankenhauses stehen …

  • george

    Ja, so ist es und vor allem, dass man ihnen nicht auch noch leichtfertig zufüttern muss und ihnen Privilegien verschafft, wenn sie dann, wann es darauf ankommt, sich ohnehin meist aus ihrer Verantwortung stehlen.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen