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Die Haus- und Hofschreiber

Die Mitglieder der Landesregierung werden mit einem persönlichen Pressesprecher ausgestattet – und verkaufen dies als „Dienst am Bürger“.

von Matthias Kofler

Die neue Landesregierung hat in ihrer allerersten Sitzung eine Entscheidung gefällt, die der Opposition überhaupt nicht schmeckt. Paul Köllensperger spricht von einer „Parade-Postenschacherei“, Ulli Mair von einem „fatalen Signal nach außen“.

Der Hintergrund: In einem Vermerk hat die Landesregierung das Berufsbild der Pressemitarbeiter präzisiert. Demnach kann jeder Landesrat mit Beginn der Legislaturperiode einen persönlichen Pressemitarbeiter auswählen, der dem jeweiligen Ressort als „Vertrauensjournalist“ zugeteilt wird und über die dortige Arbeit berichtet.

Unter Landeshauptmann Luis Durnwalder war es gängige Praxis, dass jedem Landesrat ein Journalist zur Seite stand, der seine Arbeit publizistisch begleitete. In der ersten Amtsperiode von Arno Kompatscher war dies nicht mehr der Fall: Seitdem steht der gesamten Landesregierung ein Pool von zwölf Journalisten zur Verfügung, die sich mit allen anfallenden Themen beschäftigen.

Vor drei Jahren hat Kompatscher das Landespresseamt reformiert und in eine Landesagentur für Medien und Kommunikation umgewandelt. Nun kehrt man diese Reform wieder um: Jedes Regierungsmitglied soll zusätzlich zu den zwölf Landes-Journalisten einen persönlichen „Sprecher“ erhalten.

„Weshalb künftig bis zu 20 Personen für die Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung tätig sein sollen, ist nicht nur nicht nachvollziehbar, sondern zeugt von Hedonismus“, kritisiert die Freiheitliche Ulli Mair. Anscheinend verspüre die Landesregierung die Notwendigkeit, ihre Arbeit besser verkaufen zu können.

Auch das Team Köllensperger lehnt eine „Potenzierung der  Landesregierungs-PR-Arbeit zum alleinigen Zweck der Selbstdarstellung vehement ab“. „Nach der Wahl-Schlappe liegt die Priorität der Südtiroler Volkspartei weder  bei einer Selbst-Reflexion noch ganz allgemein bei der inhaltlichen Arbeit. Der Vorschlag zielt einzig und allein auf das Aufmöbeln des angekratzten Images ab“, so Parteichef Paul Köllensperger.

Es entsteht der Eindruck, dass sich die Politik mit Haus- und Hofberichterstattern ausrüsten will und künftig jeder Landesrat eine Art Kofferträger mit Kugelschreiber haben wird. Die Landesregierung sieht die Sachlage jedoch völlig anders, nämlich als einen „Dienst am Bürger“.

Es gehe nicht darum, dass die Journalisten die Arbeit der Landesregierung schönreden sollen. Und es sei auch nicht so, dass die Politiker künftig nicht mehr erreichbar seien, weil sie die gesamte Öffentlichkeitsarbeit an die Pressesprecher delegierten, erklärt Waltraud Deeg.

„Die Pressemitarbeiter machen institutionelle Kommunikation. Es hilft den Menschen draußen, wenn sie von qualifizierten Mitarbeitern über die Tätigkeit der Landesregierung informiert werden. Von Mitarbeitern, die sich mit der Materie bestens auskennen, weil mit am Tisch der Landesräte sitzen“, so Landesrätin Deeg.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (17)

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  • andreas

    „Nach der Wahl-Schlappe liegt die Priorität der Südtiroler Volkspartei weder bei einer Selbst-Reflexion noch ganz allgemein bei der inhaltlichen Arbeit. Der Vorschlag zielt einzig und allein auf das Aufmöbeln des angekratzten Images ab“, so Parteichef Paul Köllensperger.

    Sachlichkeit scheint nicht unbedingt seine Stärke zu sein, obwohl er sich ja damit rühmt.
    Na ja, ich nehme mal an, dass solcher populistischer Unsinn nicht im Sinne eines größeren Teil seiner Wähler ist. Fehlt eigentlich nur noch, dass er sich nach seinem Vorbild oder ehemaligen Vorbild, auf den Marktplatz stellt und alle nach Hause schicken will oder einen ähnlichen Schmarrn in die Menge brüllt……

    • kurt

      @andreas
      Du wirst natürlich zu dieser Gilde der „Vertrauens-Journalisten“ gehören und bist zum schleimenden Pressesprecher ernannt worden .Herzlichen Glückwunsch und möge dir deine Senfbüchse immer bei der Fuß stehen!
      Du bist das beste Beispiel was man sein muss um bei diesem Verein zu Titel und Ehren zu kommen ,nämlich ein Lecker und Schleimscheißer erster Klasse und von einem Charakter gar nicht zu Reden ………………….Widerlich !!!!!!.
      Was redest denn du von Sachlichkeit wenn du selber nicht weißt was das bedeutet ,andere als Marktschreier betiteln ,einen größeren als dich gibt es nicht .

  • unglaublich

    In einem Land mit etwas mehr als 500.000 Einwohnern braucht man für jeden Landesrat einen eigenen Pressesprecher, um der Bevölkerung die Arbeit der Landesregierung näher zu bringen.
    Ich bin immer wieder total erstaunt, was man der Bevölkerung alles verkauft. Anscheinend gibt es noch genügend Käufer.

  • rota

    Weitere finanzielle Zuwendungen und Unterstützungen an die Presseorgane wären dem Steuerzahler schwer vermittelbar.
    Also werden Pressefritzen eingestellt. Diese verfassen hundertprozentig ware Geschichten aus der Politik und deren Geld – geschwängertem Umfeld. Diese Geschichten werden vollinhaltlich von den Nachrichtenorganen verwendet. Somit hat die Politik einen direkten Zugang in die Nachrichten und letztere ersparen sich Arbeit. Man kann es daher als weitere indirekte Förderung der Presseorgane sehen.

  • pingoballino1955

    Dienst am Bürger,mir wird schlecht,und das kommt von der SVP! Habt wohl Angst dass nach eurem Wahlfiasco noch mehr Schäfchen davonlaufen. Recht hätten sie,denn eure Leistungen und Skandale waren erbärmlich! Post? Autobahnkonzession? Autonomie? usw, SVP-Lega Koalition-Berlusconi Forza Italia und SVP zusammen in Brüssel???? Merkt ihr eigentlich noch nicht,dass ihr nur mehr ein lächerlicher Verein seid?

  • wisoiundnetderfranz

    An Einfallslosigkeit leiden sie schon mal nicht…

  • ahaa

    Habt ihr mit dem andreas hier denn nicht genug?Wieviel wollt ihr noch fùr Eigenwerbung investieren,von unserem Geld?Ihr seit Verwalter und wir eure Bùrger!Wir bùrgen fùr eure Unterschriften!
    Steuerzahler,Bùrger wacht mal auf!

  • yannis

    Die sog. Pressesprecher, wurden auch schon Propagandaminister genannt, arbeiteten zuweilen recht erfolgreich am Dienst des Bürgers………. aber so mancher dieser bedienten Bürger kam dabei gewissermaßen vom Regen in die Traufe.

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