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In der Not

Das Haus der Solidarität in Brixen springt bei Notsituationen ein. Jährlich werden kurzfristig 20 Asylanten aufgenommen. Alexander Nitz, Mitglied der Hausleitung, über die jüngsten Erlebnisse.

Tageszeitung: Herr Nitz, wie vielen Flüchtlingen gewährt das Haus der Solidarität jährlich Unterkunft?

Alexander Nitz: Jährlich nehmen wir kurzzeitig rund 20 Flüchtlinge auf. Alle zwei bis drei Monate erhalten wir von Sicherheitskräften die Anfrage, ob wir ein bis zwei Tage überbrücken könnten. Zumeist sind es Personen, die den Weg nach Norden gesucht haben und dann von der Polizei an der Grenze aufgegriffen wurden. Nach der Registrierung hat die Polizei oft nicht schnell eine Unterkunft zur Verfügung, dann werden wir kontaktiert.

Das Haus ist aber auch bei Ihnen voll…

Stimmt, zurzeit haben wir 55 Gäste. Ein Drittel stammt aus Südtirol, zwei Drittel aus 13 Nationen.

Wo bringen Sie dann die Asylanten unter?

In unserem Saal legen wir meist Matratzen hin. In diesen Fällen kommt die Polizei nach ein bis zwei Tagen und holt die Personen meist sehr verlässlich wieder ab. Die Migranten werden dann zumeist in Erstaufnahmezentren gebracht.

Erst am Freitag vor einer Woche klopften fünf Flüchtlinge an die Tür…

Diese Ankunft war in zweierlei Hinsicht ein besonderer Fall: Dieses Mal haben uns nicht die Polizeibehörden, sondern die Caritas kontaktiert. Ich nehme an, dass die Männer von der österreichischen Gendarmerie zurückgeschickt wurden und dass sie sich dann nach Brixen durchgeschlagen haben. Dort haben sie wahrscheinlich die erste Hilfsorganisation aufgesucht.

Was war noch außergewöhnlich?

Die Männer haben uns erzählt, dass die österreichische Gendarmerie ihnen das Geld und die Handys abgenommen hat. Ein Flüchtling war sehr traurig: Er hatte auf seinem Handy die einzigen Fotos seiner Kinder. Auch für uns war das neu. Wir waren sehr erstaunt, weil das Handy ein persönliches Gut ist. Wir haben uns informiert. Uns wurde mitgeteilt, dass die Polizei in Österreich nun diese Maßnahmen ergreift. Innerhalb einer Woche haben die Betroffenen die Möglichkeit, die Dokumente und das Handy wieder zurückzubekommen. Sie müssen aber in der örtlichen Gendarmerie eine Quittung vorzeigen, die ihnen ausgestellt worden ist, und 200 Euro bezahlen. Wenn dem so ist, haben die Betroffenen ein großes Problem…

LESEN SIE DAS GESAMTE INTERVIEW IN DER WOCHENEND-AUSGABE DER TAGESZEITUNG.

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