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„Kein Zauberstab“

„Kein Zauberstab“

Der Südtiroler Sanitätsbetrieb will die Klagen und Vorwürfe der Primare und Patienten ernst nehmen – und sucht nach neuen Ärzten.

Ärztemangel, überbordende Bürokratie, unzufriedene Chefärzte: all dies ist kein Spezifikum des Südtiroler Gesundheitswesens. Ein Blick in österreichische, deutsche oder italienische Zeitungen schafft schnell Abhilfe. Dennoch: die Direktion des Sanitätsbetriebes nimmt die diesbezüglichen Klagen und Vorwürfe ernst. Insbesondere der Weggang renommierter Primare schmerzt.

Auf Initiative von Generaldirektor Thomas Schael beruft Gesundheitslandesrätin Martha Stocker nunmehr eine Arbeitsgruppe ein zur professionellen Ärzteanwerbung.

Die Schwierigkeit, ärztliches Personal zu finden, war auch Thema in der Chefarzt-Sitzung im Brixner Krankenhaus, an der auch die Sterzinger Primare anlässlich des Besuches der Betriebsdirektoren teilnahmen.

Die Position von Generaldirektor Thomas Schael war eine sehr klare und deutliche: „Wir müssen alle gemeinsam eine Vision für den Sanitätsbetrieb entwickeln! Wenn junge Ärzte nach ihrer Ausbildung im Ausland nicht mehr nach Südtirol zurückkommen, so hat dies nicht mit einem einzelnen Aspekt zu tun, z.B. der zu geringen Bezahlung oder den Schwierigkeiten, neben der Arbeit auch noch Forschung zu betreiben. Der Sanitätsbetrieb als Ganzes besitzt eine zu geringe Attraktivität. Wir stehen im internationalen Wettbewerb; in ganz Europa sind Ärzte Mangelware und jener Betrieb, dem es gelingt eine hohe Attraktivität zu vermitteln, der hat auf kurz oder lang weniger Personalprobleme.“

Wenig hilfreich sei auch, so der Generaldirektor weiter, wenn das Südtiroler Gesundheitswesen über Monate, ja Jahre hinweg schlecht geredet würde. Vergessen würde, dass Südtirol insgesamt über ein sehr gutes Gesundheitswesen verfügt, und der Sanitätsbetrieb auch als Arbeitgeber nicht den Vergleich mit anderen Betrieben scheuen müsse: „Hören wir auf, nur das Negative zu sehen und eine Einrichtung gegen die andere auszuspielen. Wir verfügen über tolle Strukturen, haben noch die Möglichkeit, Investitionen zu tätigen und ambitionierte Projekte auf den Weg zu bringen. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb kann in der Liga der mitteleuropäischen Gesundheitsanbieter ganz vorne mitspielen!“

Mit Blick auf die anstehende Gesundheitsreform appellierte Generaldirektor Thomas Schael leidenschaftlich an die versammelte ärztliche Führungsriege: „Es geht nicht darum, etwas zu verteidigen, sondern gemeinsam zu entwickeln! Wir müssen einen einzigen Sanitätsbetrieb schaffen, sonst sind wir im internationalen Wettbewerb zu klein. Gerade für die kleinen Spitäler ist auch die Vernetzung mit den großen Spitälern von vitalem Interesse, selbst wenn dies derzeit als Verlust der Autonomie und Reduktion des Leistungsportfolios empfunden wird. Aber auch das Krankenhaus Bozen muss sich künftig stärker und profilierter in das landesweite Netz der Versorgung einbringen müssen. Wir können uns Stillstand nicht leisten!“

In Bezug auf die nachzubesetzenden Primariate des Betriebes erläuterte Generaldirektor Thomas Schael, dass das Medizin-Primariat in Sterzing kurz vor der Vergabe stehe; auch die Wettbewerbe für HNO Brixen und Meran liefen; die Orthopädie in Bruneck würde in diesen Tagen ausgeschrieben. Er unterstrich auch, dass es zu den Aufgaben eines Chefarztes im öffentlichen Dienst gehöre, einen Teil seiner Arbeitszeit der Organisation der Abteilung und Abwicklung rechtlich-administrativer Tätigkeiten zu widmen:

„Gegen die überbordernde Bürokratie habe auch ich kurzfristig keinen Zauberstab. Dieses Problem ist aber ein sektorenübergreifendes und betrifft mehr oder weniger die Führungskräfte aller Wirtschaftsbereiche.“ Gerade bei der Entwicklung der Betreuungspfade benötigen wir auch die Mitarbeit der Chefärzte.

Im Anschluss an die Primarsitzung wurde zwischen Generaldirektor Thomas Schael und Landesrätin Martha Stocker vereinbart, eine Arbeitsgruppe bestehend aus Ressortdirektor Michael Mayr, Abteilungsdirektorin Laura Schrott, Generaldirektor Thomas Schael und SABES-Personaldirektor Christian Kofler einzuberufen, um Möglichkeiten der professionellen Ärztepersonalanwerbung zu entwickeln.

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