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„Ein absoluter Glücksfall“

Foto: Alex Filz

Die Vinitaly 2024 ist Geschichte, die 90 Südtiroler Produzenten, die sich auf der Wein-Leitmesse in Verona vorgestellt haben, sind zufrieden. 

Hunderte Weinproduzenten, -händler, -journalisten und -liebhaber aus aller Welt waren auch in diesem Jahr wieder am von IDM Südtirol und Konsortium Südtirol Wein organisierten Gemeinschaftsstand zu Gast. „Das Interesse war groß, die Produzenten sind zufrieden und die Bühne war die richtige, um den Besucherinnen und Besuchern einen Ausblick auf den neuen Jahrgang 2023 zu geben“, erklärt Andreas Kofler, Präsident des Konsortiums Südtirol Wein.

Das Wetter hat es im vergangenen Jahr mit den Weinbauern nicht gut gemeint, „es war ein Jahr mit enormem Aufwand“, sagt Gerhard Kofler, Kellermeister der Kellerei Girlan und Mitglied der DOC-Verkostungskommission.

„Die Südtiroler Weinbauern haben aber viel Erfahrung mit widrigen Bedingungen, sie wissen, was zu tun ist, und bringen den nötigen Fleiß mit“, so Kofler. „Deshalb werden gerade in solchen Jahren die qualitativen Unterschiede aufgezeigt.“

Das bestätigt auch Stephan Filippi, Kellermeister der Kellerei Bozen und Präsident des Südtiroler Verbandes der Önologen: „Wir haben den Vorteil, dass unsere Bauern eine Passion für den Wein entwickelt haben und entsprechend zu Werke gehen“, so Filippi, der darüber hinaus auf ein gut funktionierendes Netz von Organisationen verweist, die den Bauern beratend und unterstützend zur Seite stünden.

Stephan Filippi (Foto: Kellerei Bozen)

Große Rote, fruchtintensive Weiße

In Sachen Witterung hebt Filippi allerdings auch einen positiven Umstand hervor.

„Die ungewöhnlich hohen Temperaturen nach Beginn der Ernte waren vor allem für später reifende Sorten und Lagen ein absoluter Glücksfall“, so der Bozner Kellermeister. „Sie haben die Ernte im Positiven beeinflusst, die Qualität ist noch einmal gestiegen, weil die Trauben vollreif geerntet werden konnten.“

Gerade die Südtiroler Rotweine des Jahrgangs 2023 spiegelten dies wider: kräftig, farbintensiv, mit guter Frucht und voll ausgereiften Tanninen. „Bei den Rotweinen ist der 2023er ein großer Jahrgang mit sehr eleganten Weinen“, so Filippi.

Auch bei den Weißweinen erwarten sich die Experten einen interessanten Jahrgang. „Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie sehr fruchtintensiv sind“, erklärt der Bozner Kellermeister.

Und sein Girlaner Pendant fügt hinzu: „Die Weißweine sind schön frisch und elegant, der Alkoholgehalt ist etwas niedriger, was für mehr Trinkfreude sorgt.“ 

Martin Foradori und Andreas Kofler (Foto: Südtirol Wein/Armin Huber)

Lagrein, Vernatsch & Co.

Bei den Rotweinen hebt Filippi vor allem den Lagrein hervor.

Er freue sich auf „einen der ganz großen Jahrgänge“, so der Kellermeister, der dafür sehr reife Trauben verantwortlich macht. „Sie sorgen für feine, runde Tannine“, so Filippi.

Ähnliches gelte für Cabernet und Merlot und auch der Blauburgunder entwickle sich gut. Das bestätigt auch Kofler: „Der Blauburgunder des Jahrgangs 2023 fällt nicht ganz so kräftig aus wie jener im Vorjahr, er zeichnet sich aber durch sehr viel Frucht und Eleganz und ein bisschen weniger Alkohol aus.“

Für den Vernatsch – in Filippis Fall den St. Magdalener – erwarten sich die Experten ebenfalls einen sehr guten Jahrgang. Auch dazu habe der warme Herbst beigetragen. „Er hat die Beeren leicht eintrocknen lassen, dadurch werden sie kleiner und konzentrierter, der Wein bekommt mehr Frucht und Farbe“, so Filippi.

Foto: Alex Filz/IDM

Geduldprobe, Gewinner und ein Fazit

Bei den 2023er-Weißweinen stehe die Fruchtigkeit im Vordergrund, erklären die beiden Kellermeister. Gerade nach einem hitzebetonten und daher schwereren Jahrgang 2022 könne man sich wieder auf leichtere, frischere Weine freuen. So warte der Sauvignon mit einer etwas frischeren Stilistik auf, während sich der Weißburgunder sehr gut entwickle. „Für den Gewürztraminer war 2023 dagegen Jahr, in dem Geduld gefragt war“, erklärt Kofler.

Die Trauben hätten lange gebraucht, bis sie die richtige Reife erreicht hätten. Grundsätzlich falle der Gewürztraminer-Jahrgang etwas leichter aus, „wo aber die Anlagen und Erträge stimmen, wurden Trauben für fruchtige, elegante Weine geerntet“, so Kofler.

Der Jahrgang 2023 bestätige zudem den Chardonnay als eine der interessantesten weißen Rebsorten in Südtirol, sind sich Filippi und Kofler einig. Er erweise sich, so Kofler, als widerstandsfähig gegen Wärme, halte die Säure in heißen Jahren besser und sei zudem kaum von Fäulnis betroffen, was wiederum dazu führe, dass man die Trauben selbst in einem feuchten Herbst lange hängen und damit voll ausreifen lassen könne.

„Alles in allem hat der Jahrgang 2023 sehr stilechte Weine hervorgebracht, die Trinkgenuss versprechen und auch langlebig sein können“, so Filippi. Für Kofler könnte der 2023er gar nahe an die ganz großen Jahrgänge 2016 und 2019 herankommen. Und im Vergleich zum Vorjahr sagt er: „Der Jahrgang 2022 war butterweich und einfach, der Jahrgang 2023 ist dagegen eckig, kantig und deshalb spannend.“

Foto: Benjamin Pfitscher/IDM

 

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