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In der Propst-Bude

Johann Huber

Ist die Kurie mit der Veröffentlichung der Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen Innichner Propst Johann Huber zu weit gegangen? Ein Gastbeitrag.

Die Mitteilung der Diözese über den angeblichen Missbrauch von Minderjährigen durch den verstorbenen Propst von Innichen, Johann Huber, hat zu unterschiedlichen und auch kontroversen Reaktionen geführt.

Es gab die, die Kurie lobten, weil sie die angeblichen Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen Ex-Propst von Innichen öffentlich gemacht hat.

Es gab aber auch die, die Diözese kritisiertn, weil sie die Vorwürfe erst unmittelbar nach dem Tod von Johann Huber öffentlich gemacht hat. Also zu einem Zeitpunkt, wo der Geistliche sich nicht mehr wehren kann.

Zwei gute Bekannte des Geistlichen, der Arzt Toni Bovenzi und der Ingenieur Georg Kerschbaumer, haben der TAGESZEITUNG folgenden Gastbeitrag zukommen lassen.

„Den uns als unverständlich erscheinenden Missbrauchsvorwürfen gegen den Hochw. Probst Hans Huber sollten einige Sachverhalte entgegengesetzt werden.

Das Umhören in Bekanntenkreisen ergab nicht den leisesten Verdacht dazu, im Gegenteil.

Die Missbrauchsvorwürfe lassen sich nicht in das Erscheinungsbild des Probstes Hans Huber einordnen, auch nicht in das Denkmuster dieses Priesters. Man wusste ja, wie er ,tickt‘, abwegige Verhaltensweisen, bzw. Neigungen, wären aufgefallen.

Im Gegenteil, seine weisen Ratschläge wusste man zu schätzen. 

Zur ,Probst-Bude‘:

Der Urknall der ,Probst-Bude‘ hallt heute noch nach.

An der Rückseite der Probstei befand sich in früheren Zeiten noch der Holzzubau, den Probst Hans Huber den Jugendlichen als Treffpunkt zur Verfügung stellte.

Mit Wohlwollen begleitete Probst Hans Huber die Entwicklung dieses Treffpunktes.

Natürlich wurden einige Bier auch über den Durst getrunken.

Der Propst hat seinerzeit auch Wasser nicht in Limonade, sondern in Wein verwandelt.

Die ,Probst-Bude‘ war eine private Diskothek, nicht mehr und nicht weniger.

Alle Getränke waren erschwinglich und belasteten den Geldbeutel nicht weiter.

Probst Hans Huber stattete seiner Bude öfters einen Besuch ab, schaute nach dem Rechten, verhielt sich jedoch wohlwollend gegenüber.

Die Jugendlichen fühlten sich wohl in der ,Propst-Bude‘..

Die Versetzung nach Vals:

Das Treiben in der ,Probst-Bude‘ ist so manchem sauer aufgestoßen.

Probst Hans Huber wurde vom Bischof zum Rapport geholt.

Prompt folgte die Versetzung in das 100-Seelen-Dorf Vals.

Von Missbrauchsfällen war nichts bekannt.

Probst Hans Huber hat seinen ungebrochenen Optimismus, seinen Humor, seine Aufgeschlossenheit und seine Fröhlichkeit mitgenommen.

Die ,Probst-Bude‘ fiel der Spitzhacke zum Opfer.

Nun, während derzeit Wellness-Tempel wie Pilze aus dem Boden schießen, Dorfgasthäuser zusperren, Diskotheken gibt es schon lange nicht mehr, oder zu weit weg, haben es Jugendliche heute nicht leicht, sich zwangslos irgendwo zu unterhalten, gleiten somit in den Handykonsum ab. Das Einhergehen stark gestiegener Suizide ist auffallend.

Letzter Akt:

Zeugengegenüberstellungen können nicht mehr stattfinden.

Was muss wohl die Maria, seine Pfarrhaushälterin, angesichts dieser Missbrauchsvorwürfe denken? Sie wird heute im Altenpflegeheim in St. Johann gut versorgt.

Es erscheint uns wichtig, einige Sachverhalte bekanntzumachen.

Zumal In Zeiten akuter Priesternot, der Priesterberuf zu einem Kamikazeberuf geworden ist.

Das ist alles.“

Ing. Georg Kerschbaumer, Betreiber einer Gastwirtschaft

Dr. Toni Bovenzi, Facharzt für Intensivmedizin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

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  • opa1950

    Die Kurie wollte mit dieser Aufmachung viele größere Skandale vertuschen.

  • andreas

    Aus Scham melden sich viele Opfer nicht bzw. wollen anonym bleiben und wenn diese Beiden ihn von allem freisprechen möchten, ist das mit dieser Stellungnehme gründlich schief gegangen.

    „Man wusste ja, wie er ,tickt‘,…“
    Solche Behauptungen sind schon mal falsch, da erstens, wer ist dieser „man“ und dieser „man“ kann höchstens vermuten, niemals wissen. Die eigenen Wahrnehmung entspricht nun mal nicht immer der Realität.

    Wenn sie Priester als „Kamikazeberuf“ bezeichnen, weil Mißbrauchsfälle publiziert werden, ist das eine recht eigenartige Einstellung.
    Der Vatikan versteckt 1.000de von Unterlagen mit Mißbrauchsfällen, so abwegig sind Vorwürfe gegen Einzelne dann wohl nicht.

    Suizide damit zu erklären, dass ein Prister keine Diskobude mehr betreibt, ist wohl etwas weit hergeholt.

    Die Beiden werden wohl gute Erfahrung mit ihm gemacht haben, deshalb anzunehmen bzw. zu behaupten, dass Mißbrauchsfälle auszuschließen sind, wider spricht jeglicher Erfahrung.

  • asd

    Unmöglich so jemanden zu erkennen. Für alle unmöglich.

  • saustall_kritiker

    Bei dieser Geschichte, wie sie vom derzeitigen Bischof bzw. seinen Gehilfen auf hintervotzigste Weise NACH dem Tod eines Priester verbreitet wurde, fällt mir die Geschichte aus der Bibel mit der Sünderin ein, welche die Pharisäer steinigen wollte. Jesus, der auch anwesend war, sagte dann: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Darauf schlichen sich alle davon, als erste die obersten Hohenpriester. Der Bischof soll doch dort in der Bibel nachlesen…..

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