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Der Putsch

Warum die Mitglieder des Südtiroler Imkerbundes den bisherigen Obmann Erich Larcher abgewählt haben. Und was der neue Chef sagt.

von Artur Oberhofer

Der Neue will nur nach vorne blicken. „Ich will mit neuem Elan und ohne Polemik durchstarten und nicht zurückblicken“, sagt Christian Trafojer, der frischgebackene Obmann des Südtiroler Imkerbundes. Sein Vorgänger, Erich Larcher dagegen stellt konsterniert fest: „Neid muss man sich eben hart erarbeiten.“

Im Südtiroler Imkerbund ist am Samstag ein Putsch über die Bühne gegangen. Der Vahrner Imkerei-Unternehmer Erich Larcher, der seit 2021 im Amt war, wurde abgewählt, um nicht zu sagen: abgewatscht. Larcher erhielt nur 35 Stimmen, sein Herausforderer Christian Trafojer kam auf 77 Stimmen.

Über die Hintergründe, die schlussendlich zum Putsch geführt haben, will der neuen Imker-Chef nicht sprechen. „Wir wollen nicht zurückschauen, wir wollen es besser machen“, sagt der 64-jährige Christian Trafojer.

Hinter vorgehaltener Hand berichten die Larcher-Gegner, dass es unter der Ägide des Eisacktaler Imkers „sowohl zwischenmenschlich arg gehapert” habe als auch vereinspolitisch. Es heißt, Erich Larcher habe den Imkerbund „diktatorisch geführt“. Fast schon legendär ist der Fall einer jungen Hönigkönigin, die Larcher zur Schnecke gemacht haben soll, weil sie ein Kleid getragen hat, das dem Imker-Chef nicht gefiel („… du schaust Scheiße aus“).

Auch werfen Mitglieder dem abgwählten Obmann zu, insbesondere in eigener Sache gehandelt zu haben. So betreibe er eine eigene Imker-Akadamie, gewissermaßen als Konkurrenz zum Imkerbund, heißt es. Und er verkaufe in seinem Betrieb so viele Produkte, die er „ohne Zukäufe nie produzieren“ könne.

Auch zweifeln Insider, ob Larcher im Besitz aller notwendigen Konventionen ist. Bestimmte Produkte dürfen in Italien nur von konventionierten Apotheken hergestellt werden. Larcher selbst weist die Vorhaltungen empört zurück: „Ich liefere das Grundprodukt und lasse die verschiedenen Produkte dann von Betrieben, die dazu berechtigt sind, herstellen.“ Punkt. Amen.

Dass es bei ihm viele Interessenskonflikte gegeben habe, verneint Erich Larcher. Er führt den Putsch darauf zurück, dass er die Digitalisierung des Imkerbundes gegen den Willen der älteren Generation im Imkerbund habe durchziehen wollen. „Das war von den Älteren nicht gewollt“, sagt er. Im Vorstand hätten seine vereinsinternen Gegner „nicht Pipp und nicht Papp gesagt“, hinter seinem Rücken habe man seine Pläne boykottiert. „Dabei“, so sagt Larcher, sei die Digitalisierung im Bund „längst überfällig. „Jeder einzelne Imker müsste mir dankbar sein.“ Findet er.

Der ebenfalls kolportierte Vorwurf, dass sein Nachfolger in puncto Vereinsfinanzen ein „zaches Erbe“ angetreten habe, will Erich Larcher ebenfalls so nicht stehen lassen. „Ein Mitglied des Vorstandes hat all die drei Jahre gegen mich gearbeitet, ich wurde drei Jahre angelogen, das ist die Wahrheit.“

Die Larcher-Gegner führen weiters in Feld, dass Larcher den mühsam aufgebauten Dialog mit dem Bauernbund „mit seiner reaschen Art“ wieder zunichtegemacht habe. „Wie der Larcher über die Bauern drübergefahren ist, war schon heftig“, heißt es.

Hat sich Erich Larcher den Putsch erwartet? „Ich bin eigentlich ohne Erwartungen zur Versammlung hingegangen“, sagt er, „am Ende habe ich gewonnen, weil ich jetzt mehr Zeit für mich und für meinen Betrieb habe.“ Den Obmann in einem 3.600 Mitglieder starken Verein zu machen, sei nicht ohne. „Da muss man Bürgschaften unterschreiben, man hat große Verantwortung“, so Larcher. Und fügt hinzu: „Ich bin froh, dass es so ausgegangen ist.“

 

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