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„Großes Missverständnis“

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In den Tabaktrafiken ist seit kurzem ein neues Produkt erhältlich: Velo. Was es mit den Nikotinbeuteln auf sich hat und warum sie bis jetzt in Italien illegal waren. Werden sie die Zigaretten in Zukunft ersetzen?

von Julia Koppelstätter

Velo ist seit Neuestem in den Tabaktrafiken Italiens erhältlich. Doch rund um das neue Produkt gibt es ein großes Missverständnis: Viele glauben, dass es sich bei Velo Produkten um Snus handelt, was jedoch nicht der Fall ist. Snus hat seinen Ursprung in Schweden und ist in den nordischen Ländern sehr beliebt, es enthält Tabak als auch Nikotin. Die übliche Art des Konsums besteht darin, das Produkt zwischen Zahnfleisch und Oberlippe zu geben und es für einige Minuten dort zu lassen. Das Nikotin wird über die Mundschleimhaut in die Blutbahn aufgenommen und wirkt ähnlich wie Zigaretten: es erhöht den Puls, entspannt und macht wach.

Velo hingegen ist ein Nikotinbeutel, auch „Nicotine Pouches“ genannt. Anders als bei Snus, kommt das Nikotin im Velo von Nikotinsalzen und nicht vom Tabak. Der Tabak ist auch der entscheidende Unterschied, warum Snus in allen EU-Ländern außer Schweden verboten ist und Nikotinbeutel nicht. Trotzdem war bisher jegliche Form von Nikotinbeutel in Italien verboten. Was hat sich geändert?

„Man kann Velo seit letzter Woche kaufen, denn nach einer genaueren Analyse des Produkts hat sich sogar Italien bereit erklärt, es bei uns erhältlich zu machen. Wie es in anderen Ländern auch schon der Fall war“, erklärt Patrizio Scarpi, Trafikant im Tabaktrafik Walther in Bozen.

Seit zirka einer Woche dürfen die Tabakläden Südtirols die Velo Produkte verkaufen, bestätigt auch der Trafikant Niccolò Pagani vom Tabakladen Kolping: „Wir können Velo seit etwa einer Woche verkaufen, weil die ADM, Agentur für Akzisen, Zölle und Monopole, den Verkauf wegen der Rezeptur des Produktinhalts zuvor blockiert hatte.“

Doch nicht nur in Südtirol, sondern in ganz Italien ist Velo legal. „Es ist in ganz Italien legal, da die ADM, nicht darüber entscheiden darf, es in einer Region zu legalisieren und in einer anderen nicht. Deswegen ist es aktuell in ganz Italien erhältlich. Ich weiß, dass das Unternehmen, das Velo verteilt, damit in Venedig begonnen hat, um das Produkt zu testen“, erklärt Scarpi.

Auch die Trafikanten sind sich darüber im klaren, dass Velo kein Snus ist. „Velo ist ein sogenannter Niktotinbeutel und hat natürliche Aromen, es ist kein Snus“, so Pagani.

Velo scheint nach einer Woche schon relativ beliebt bei den Südtirolern zu sein, vor allem bei den jungen Leuten. Der Grund dafür könnte die Hockeyszene sein, glaubt Pagani: „Es verkauft sich gut, vor allem an junge Leute. Besonders an Eishockeyfans, denn Hockeyspieler aus Amerika und dem Norden wie Schweden und Norwegen haben es hierhergebracht. Sie bilden glaube ich die Hauptkunden.“

Ein gewisser Zusammenhang zwischen Snus und dem neue zugelassen Produkt besteht also offenbar doch. Denn auch Snus ist in der Hockeyszene beliebt, Velo wird als deutlich abgeschwächte Version wahrgenommen.

Auch Scarpi denkt, dass die Zielgruppe der Veloprodukte junge Leute sind. Dass Velo vor Italien bereits in anderen Ländern erhältlich war, spielt bei der hohen Nachfrage auch eine Rolle: „Velo verkauft sich relativ gut, obwohl es bei uns erst seit kurzem erhältlich ist. Ich würde sagen, dass die Konsumenten eher junge Leute sind. Und bevor es in Italien legal wurde, haben sie Velo ja schon in anderen Ländern gekauft, wie Österreich zum Beispiel, jetzt ist der Aufwand halt nicht mehr so groß“, sagt Scarpi.

Allerdings denkt keiner der beiden Traffikanten, dass Zigaretten und Vapes vom neu erhältlichen Velo Produkt in den Schatten gestellt werden. „Ich denke nicht, dass, Velo irgendwann gefragter sein wird als Zigaretten oder Vapes. Es ist eine andere Art der Nikotinaufnahme – Zigaretten sind Zigaretten und Velo ist Velo. Daran wird sich meiner Meinung nach auch nichts ändern. Es könnte aber andere Produkte wie zum Beispiel Makla (ein Oraltabak, Anm. d. Red.) ersetzen, dass wäre durchaus möglich“, so Scarpi.

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