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„Die Jugend ist nicht verloren“

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Die Jugendgewalt in Südtirol ist zum Wahlkampfthema erkoren worden. Südtirols Jugendzentren berichten über ihre Erfahrungen. Zeigt unsere Jugend wirklich eine höhere Gewaltbereitschaft?

Petra Wörndle, Geschäftsführerin Jugendzentrum Fly Leifers:

Wir hatten im Jugendzentrum auch schon mal mit gewalttätigen Jugendlichen zu tun. Es gab aber selten brutale körperliche Übergriffe untereinander oder gegenüber JugendarbeiterInnen. Es handelte sich größtenteils um kleinere Streitigkeiten. Jugendliche berichteten uns aber des Öfteren von gewalttätigen Aktionen auf dem Gemeindegebiet. Durch fehlende Angebote für junge Erwachsene in Leifers verspüren sie oft Langeweile und fehlende Wertschätzung. So kann es passieren, dass der jugendliche Leichtsinn des Öfteren zum Vorschein kommt. Im Prinzip gab es immer schon gewalttätige Jugendbanden. Heutzutage wird das Thema aber viel mehr mediatisiert und das meistens im Negativen. Durch die unsicheren Situationen, familiären und gesellschaftlichen Wandel sind Jugendliche zunehmend unsicherer und perspektivloser. Symptome dieses Phänomens können sich in Gewalttaten, erhöhten Medienkonsum oder ähnlichem äußern, müssen es aber nicht. Es ist aber auf keinen Fall richtig, dieses Thema zu verallgemeinern. Man sollte sich ständig aufs Neue reflektieren und beachten, dass jede Person einen anderen Charakter hat. In großen Jugendbanden agieren meistens nur einzelne Täter und selten die ganze Gruppe, so wie berichtet wird. Es ist sicherlich gut, dass das Thema von Politikern angesprochen wird. Es sollten konstruktive Lösungsvorschläge in Zusammenarbeit mit den Jugendvereinen erarbeitet werden, welche präventiv wirken und den jungen Menschen eine Perspektive und ein sicheres, gemeinsames Zusammenleben ermöglichen. Für eine gute Umsetzung braucht es viel Rückhalt und Vertrauen von Seiten der Gemeinden und der öffentlichen Körperschaften. Über die Zunahme von Jugendgewalt bin ich nicht besorgt. Ich bin aber durchaus besorgt über die gesellschaftliche Entwicklung, in der es jetzt schon oft schwierig für die Jugendlichen ist, ihren Platz zu finden, agieren oder sich entfalten zu können. 

Florian Ploner, Geschäftsführer Jugendzentrum Jux Lana:

Bei den Jugendlichen ist eine Frustration bemerkbar. Das gab es eigentlich zu jeder Zeit schon, sei es wegen dem Elternhaus, der Freunde oder warum auch immer. Die Toleranz mit diesem Frust umzugehen hat allerdings abgenommen, weil sich die Jugendlichen weniger betätigen. Das ist aus meiner Sicht der Hauptgrund für das aggressive Verhalten der Jugendlichen, sei es körperlich als auch verbal. Die Jugendlichen von heute sind nicht gewaltbereiter als früher, die Umstände haben sich einfach massiv geändert. Die Gesellschaft hat sich insofern auch geändert und der Leistungsdruck ist größer geworden. Das bekommen die heranwachsenden Jugendlichen natürlich mit. Ich glaube es ist wichtig darüber zu reden, sodass sich die Gesellschaft über die Folgen bewusstwird und es nicht einfach unter den Teppich gekehrt wird. Es sind ja nicht nur Jugendliche sondern auch Erwachsene, die oft austicken. Die Erwachsenenwelt stellt die Jugendlichen sehr gern als Sündenböcke dar. Ich finde es wichtig, dass wir positiv mit diesem Thema umgehen. Wir sollten nicht sagen, dass die Jugend verloren ist. Es ist ganz klar, dass man manchmal einen schlechteren Tag hat und aggressiver daherkommt, aber wenn man den Jugendlichen anspricht und er sieht, dass sich jemand Zeit nimmt, ist schon viel geholfen. Es gibt auch Jugendliche die allein die angenehmsten Leute sind und in der Gruppe auf einmal das Alpha-Tier spielen und versuchen Streite anzuzetteln, um zu zeigen, dass sie dazugehören. Es ist wichtig diese Jugendlichen zu begleiten. 

Nina Hochgruber, Jugendarbeiterin Jugendgruppe Aggregat Ahrntal:

Bei unserer Jugendgruppe ist Jugendgewalt kein Thema. Wir haben zwar mehrere Treffs, aber Gewalt kommt nirgendswo vor. Ich finde es aber auf jeden Fall wichtig, dass sich die Politik dazu Gedanken macht und noch wichtiger finde ich, dass auch Maßnahmen ergriffen werden. Zum Beispiel bei den Vorkommnissen in Meran finde ich es wichtig, dass etwas unternommen wird. Natürlich ist das bei Jugendlichen sehr schwierig, besonders wenn sie unter 14 sind. Ich finde Konsequenzen wichtig, denn wie sollen sie sich orientieren, wenn ihnen keiner Grenzen setzt? Sie befinden sich in der Phase der Identitätsbildung und testen sich aus. Wenn sie dementsprechend nie eine Grenze erfahren, kann sich die Identität ja auch nicht positiv entwickeln. Aber Jugendgewalt ist kein neues Phänomen, das gab es in der Vergangenheit auch schon. Dementsprechend denke ich nicht, dass sich die Jugend verändert hat und gewaltbereiter ist, man muss einfach reagieren und ihnen ein Vorbild sein. Man sollte das Thema allerdings nicht verallgemeinern. Verallgemeinerungen finde ich tendenziell nie gut. Es macht keinen Sinn sie auszusprechen, weil jeder Mensch ein Individuum ist und man nicht alle in einen Topf werfen kann.

Umfrage: Julia Koppelstätter

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Kommentare (20)

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  • gerhard

    Die Jugend allgemein hat sich nicht verändert.
    Das ist Quatsch.
    Nur hatten wir früher einfach eine andere Gesellschaft.
    Da waren Werte, Anstand, Karakter und Benehmen Bestandteil einer guten Erziehung.
    Vornehmlich Jugendliche aus anderen Kulturkreisen und mit Migrationshintergrund scheren sich TEILWEISE einen Dreck um Gegebenheiten Ihres Gastlandes.
    Der Terror kommt nicht von der Jugend allgemein und hier lassen wir uns von Linken und Jugendhilfeverantwortlichen auch nichts einreden.
    Es ist immer wieder das gleiche Völkchen aus sozialen Randgruppen und Migranten, die den Ärger machen, kriminell werden und Strafttaten begehen.
    Und Politiker reagieren erst dann, wenn das eigene Söhnchen mal eine Tracht Prügel bekommen hat.
    Hier hilft nur konsequentes Durchgreifen, Knast und Ausweisung.
    Soll sich denn jetzt die Allgemeinheit dem Pöbel anpassen?
    Sollten nicht die Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Ihrem Gastland ihren bescheidenen Platz suchen, zuerst einmal Leistung zeigen und dann erst, wirklich erst dann, Forderungen stellen?

  • meraner

    Leifers:“Wir hatten im Jugendzentrum auch schon mal mit gewalttätigen Jugendlichen zu tun. Es gab aber selten brutale körperliche Übergriffe untereinander oder gegenüber JugendarbeiterInnen.“
    Ahrntal: „Bei unserer Jugendgruppe ist Jugendgewalt kein Thema. Wir haben zwar mehrere Treffs, aber Gewalt kommt nirgendswo vor.“ Woran wirds wohl liegen?

  • romy1988

    Die Meinungen der Jungendzentrenleiter mögen nett klingen, sicher ist aber, dass es immer mehr gewalttätige Jugendliche gibt, der Hauptanteil mit Migrationshintergrund. Wir haben zuviele Ausländer angesiedelt, hin oder her. Sie treten vorwiegend in Gruppen auf, um sich als stark zu präsentieren. Man muss Angst haben, von ihnen angemotzt und bestohlen zu werden. Triffst Du sie alleine, sind’s nur kleine Hosenscheißer.

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