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Der Mesner-Streit

In St. Veit in Prags möchte der bisherige Mesner seinen Dienst nicht mehr ausüben. Laut Grundbucheintrag ist er aber dazu verpflichtet. Die Hintergründe eines bizarren Mesner-Streites.

von Markus Rufin

In Südtirols ist der Beruf des Mesners noch immer hoch angesehen. Oftmals wird er von Generation zu Generation weitergereicht, was auch daran liegt, dass das mit der Kirche vertraglich geregelt ist. Oft bekommt der Mesner dafür eine eigene Wohnung, Grundstücke oder sogar einen ganzen Hof.

So war es auch in St. Veit in Prags. Für 40 Gulden übernahm eine Familie die Mesnerei. Mit dem Geld wurde ein Hof und ein Grund gekauft. Die Verpflichtung zum Mesnerdienst wurde dabei in das Grundbuch eingetragen. Das ist auch heute noch der Fall.

Doch bereits in Vergangenheit versuchten Mitglieder der Mesnerfamilie sich vom Vertrag loszueisen. Bisher ohne Erfolg. So sei bei einer Pfarrversammlung in den 60er-Jahren eine große Ablösesumme von mehreren Millionen Lire vereinbart worden, damit der Dienst aufgelassen werden kann. Der Mesner entschied sich daraufhin dennoch weiterzumachen.

Laut Grundbuch ist die Familie nach wie vor dazu verpflichtet, den Dienst auszuführen. Nachdem der jetzige Mesner in den Jahren zuvor bereits Tätigkeiten, wie das Putzen der Kirche oder die Ausstattung der Kirche mit Blumen an andere Mitglieder der Pfarrgemeinde abgab, erklärte er, dass er auch die anderen Mesnertätigkeiten nicht mehr übernehmen wollte.

Das Problem dabei: Die Pfarrgemeinde suchte zwar nach einer Lösung, fand bisher aber keine Interessenten. Das liegt auch daran, dass viele Mitglieder der Pfarrgemeinde der Ansicht sind, dass sich der aktuelle Mesner an die Verpflichtung halten müsse. Er habe dafür schließlich auch den Hof bekommen. Ein neuer Mesner würde diesen Luxus nicht mehr erhalten.

In den vergangenen zwei Jahren gab es mehrere Treffen, Besprechungen und Versuche, Lösungen zu finden. Am vergangenen Wochenende eskalierte die Situation dann aber. Am Sonntag hätte in St. Veit eine italienische Messe stattfinden sollen. Weil der Mesner aber nicht kam, entfiel die Messe. Wie an der Anschlagtafel zu lesen war, erklärte die Mesnerfamilie, dass sie aus Altersgründen und aus gesundheitlichen Gründen den Mesnerdienst nicht mehr ausüben werde.

Die deutsche Messe am Sonntag fand zwar statt, allerdings musste der Priester selbst zeitgleich Mesner machen. Wie es an den kommenden Sonntagen weitergeht, steht noch in den Sternen. Man muss weiterhin schauen, ob der jeweilige Priester dazu bereit ist, selbst auch Mesner zu sein, andernfalls werden weiterhin Messen entfallen.

Die Pfarrgemeinde befindet sich in einem richtigen Dilemma. Zwar wurden unzählige Lösungsversuche unternommen, es ist wohl aber eine notariell beglaubigte Lösung oder sogar eine richterliche Entscheidung von Nöten.

Das bestätigt Michael Mitterhofer vom Amtsleiter in der Diözese Bozen-Brixen: „Das Thema ist sehr komplex und vielfältig. Im konkreten Fall ist nicht eindeutig klar, ob es eine Familie ist, ob eine Stiftung oder mehrere gemeinsam sich dazu verpflichtet haben, den Dienst zu übernehmen.“

Eine einfache unbürokratische Lösung komme aber keinesfalls in Frage. „Nachdem der Dienst im Grundbuch eingetragen ist, handelt es sich um eine Reallast“, erklärt Mitterhofer. „Es gab in St. Veit seit Jahrhunderten Streitigkeiten.“

Der Fall landete sogar vor dem Bezirksgericht, das eben entschied, dass bei einer Abtretung des Mesnerdienstes eine hohe Ablösung fällig ist, mit der die kommenden Mesner entschädigt werden sollen.

Der Pfarrer, der gesetzlicher Vertreter der Pfarrgemeinde ist, müsste dieses Recht einfordern, hat das aber bisher nicht gemacht. Zu den neuesten Entwicklungen möchte er sich nicht äußern.

Laut Mitterhofer gibt es für die Pfarrgemeinde aber zwei Möglichkeiten: „Entweder es kommt zu einer Ablöse, die aber notariell beglaubigt werden muss, damit der Dienst nicht mehr im Grundbuch als Verpflichtung aufscheint, oder man streitet vor Gericht.“

Der Fall in St. Veit im Pragsertal sei laut Mitterhofer kein Einzelfall. In Südtirol sei die Verpflichtung zum Mesnerdienst durch einen Grundbucheintrag nicht unüblich. Häufig waren jahrelange Streitigkeiten die Folge.

Wie es in Prags weitergeht, ist jedenfalls unklar. Die Fronten scheinen jedenfalls verhärtet. Aktuell ist niemand in Sicht, der den Mesnerdienst übernehmen könnte. Die Mitglieder der Pfarrgemeinde fordern daher eine Klärung des Falles vor Gericht. Bei einer Versammlung aller Mitglieder wurde vor eineinhalb Jahren dazu sogar ein Beschluss gefasst, gegen den nur zwei Mitglieder stimmten. Kurie und Pfarrer weigern sich aber, vor Gericht zu ziehen.

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Kommentare (7)

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  • pingoballino1955

    Kein Problem,die Kirchen werden sowieso leer,dann braucht es auch keinen Mesner.in mehr!

  • hoi_du

    … warum soll sich ein Privater um eine Reallast kümmern, wenn auch öffentliche Verwaltungen sich nicht an die Eintragungen im Grundbuch halten … z.B. wird schon mal Privatbesitz von Gemeinden an Dritte verpachtet … oder denken wir mal an das ganze Wegenetz … oder an die ganzen Infrastrukturen, welche durch privates Eigentum geführt werden und nicht enteignet / bzw. entschädigt werden und sich die öffentliche Verwaltung sich als Eigentümer aufführt …

    … allen voran unternimmt unsere Landesregierung / Landesverwaltung (LH & Co) nichts gegen die Missachtung der Grundbücher, und genehmigt sogar solche Vorgänge …

    … zumindest sind das meine Erfahrungen …

    • rumer

      @hoi du
      Die Kirchen haben früher den Menschen Spenden abgeluchst, oft auch Felder und ganze Höfe. Dann wurde einer Familie ein Hof gegeben, diese musste dann aber auf alle Ewigkeit den Messnerdienst erfüllen. Der Messnerdienst war de fakto die Miete für den Hof.
      Der Pragser Messnerfamilie steht es frei, den Hof wieder zurückzugeben, dann sind sie auch vom Messnerdienst entbunden.

      • hoi_du

        @rumer .., wäre sicherlich eine Möglichkeit… ethnisch und moralisch bleibt aber die Frage, weshalb die Messner das Grundbuch respektieren sollen, wenn der Rest, insbesondere unsere politischen Vertreter, welche eine Vorbild Funktion inne haben sollten dies auch nicht so genau nehmen …

  • gerhard

    Lauthals fluchend, ungewaschen, flegelhaft gegenüber dem Götzenanbeter, ich wüsste schon, wie ich kein Geld für die notarielle Auflösung dieses nutzlosen Götzendienstes bezahlen müßte, im Gegenteil, dieses bigottische Volk würde mir sogar Geld geben, damit ich nicht mehr komme!
    Ihr Obergötzenanbeter, habt ihr eigentlich mitbekommen, dass wir bereits im 21. Jahrhundert angekommen sind?
    Im 22. Jahrhundert gibt es Euch nur noch in den Geschichtsbüchern!

  • george

    ‚gerhard‘ scheint wohl der Obergötze zu sein, der bestimmen möchte, dass alle von den „Götzen“ abfallen, nur von ihm nicht bzw. von seiner abgöttischen Einstellung.

  • gerhard

    Nein, George, das stimmt nicht.
    Es soll jeder glauben was er will.
    Deswegen heißt es ja „Glaube“.
    Sonst würde das ja „Wissen“ heißen.
    Aber wenn einige wenige – und dabei noch immer weniger werdende- den Anderen vorschreiben wollen, was Richtig ist, dann finde ich das einfach lächerlich.
    Immer mehr fallen vom Glauben ab.
    Warum wohl?
    Weil dieses auf Unterdrückung, Angst, Hölle und Verdammnis basierende Geschäftsmodell ein Ladenhüter ist.
    Ich will gar nichts bestimmen, das ist boshaft unterstellt.
    Ich will aber, und das in aller Deutlichkeit gesagt, keinesfalls, das irgendjemand bestimmt, was wir zu glauben haben.
    Weder ein Oberheini in Rom noch irgend ein Wald-und-Wissen Clown in irgendeiner Kirche.
    Diese Zeiten sind „GottseiDank“ vorbei.

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