Du befindest dich hier: Home » Politik » Die Bauern-Tour

Die Bauern-Tour

In diesen Tagen treffen sich die per Basiswahl ermittelten bäuerlichen Kandidaten für die Landtagswahl mit allen erweiterten Bezirksbauernräten, um die politischen Anliegen der Bäuerinnen und Bauern in den nächsten fünf Jahren zu diskutieren. Den Auftakt machten die Bezirke Bozen und Pustertal.

Zum Jahresende 2022 haben die Mitglieder des Südtiroler Bauernbundes, der Bauernjugend, der Bäuerinnenorganisation und der Seniorenvereinigung per Basiswahl die vier Kandidaten für die Landtagswahl ermittelt.

Den meisten Zuspruch erhielten Franz Locher, Maria Hochgruber Kuenzer, Sepp Noggler und Luis Walcher. Sie werden von den bäuerlichen Organisationen unterstützt.

Nun geht es darum, die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern zu sammeln und daraus ein Arbeitsprogramm zu erstellen. Dazu treffen sich die Kandidatin und die Kandidaten mit den sechs Bezirksbauernräten, teilt der SBB mit.

Den Anfang machten die Bezirke Bozen und Pustertal.

In beiden Bezirken ist das Großraubwild ein gefühltes Thema. Viele Mitglieder der Bezirksbauernräte zeigten sich verärgert und resigniert zugleich. Außer verständnisvollen Worten sei bis jetzt noch nicht viel passiert, hieß es in Bozen und Bruneck. „Wir fordern Lösungen, damit die Tiere auf den Almen sicher sind. Sonst wird die Almwirtschaft aufgegeben, was gravierende Folgen für das Landschaftsbild, die Freizeitnutzung und den Tourismus hätte“, fasste der Bozner Bauernbund-Bezirksobmann Oswald Karbon zusammen.

Kritisch wurde auch bemerkt, dass der Schutz von Grund und Boden nach wie vor nicht reiche. Gemeint war nicht nur der fehlende Respekt vor privatem Eigentum. Noch immer werde viel zu viel wertvoller Kulturgrund für Gewerbebauten, Hotels usw. versiegelt. „Im Bezirk Bozen soll die Bahnlinie nach Meran modernisiert werden. Das derzeitige Projekt würde sehr viel wertvollen Kulturgrund benötigen“, so Karbon. Der Bezirksbauernrat sei für eine Modernisierung, allerdings auf der Bestandsstrecke. „Auch die Ansiedlung des Unternehmens Alpitronic in Terlan muss überdacht und ein besserer Standort gefunden werden.“

Einige Bezirksbauernräte warnten vor einem Ausverkauf der Heimat.

Wohlhabende würden immer wieder Grundstücke oder auch ganze geschlossene Höfe kaufen. „Bauern, die ihren Hof erweitern und eine Wiese zukaufen möchten, bleiben dabei oft auf der Strecke, weil sie die hohen Grundstückspreise nicht zahlen können“, so Karbon. Auch müsse den Hofaufgaben entgegengewirkt werden. „Die Situation in Südtirol ist zwar deutlich besser als in anderen Ländern, aber auch hierzulande werden Höfe aufgelassen. Das müssen wir mit allen Mitteln verhindern“, sagte in Bruneck der Pusterer Bauernbund-Bezirksobmann Anton Tschurtschenthaler.

Ein Thema auf beiden Treffen war die Bürokratie. „Die Auflagen werden mehr und mehr. Zudem erlassen Beamten Regeln, die in der Realität nicht anwendbar sind. Was wir brauchen, sind weniger, dafür aber klarere Bestimmungen, sonst interpretiert sie jeder Beamte anders“, sagte Tschurtschenthaler. Ärgerlich sind die oft langen Wartezeiten. Diese seien häufig dem Personalmangel geschuldet. „Um die Ämter zu entlasten, braucht es Vereinfachungen.“

Zur Sprache kamen auch die Förderungen. Sie wird es weiterhin brauchen, um die erschwerten Bedingungen gegenüber Betrieben in Gunstlagen auszugleichen. „Das Problem ist, dass die Auflagen zunehmen und oft kaum mehr zu bewältigen sind. Hier wäre weniger mehr“, so Karbon. Zugleich brauche es mehr Unterstützung für die Klein- und Kleinstbetriebe.

Verbesserungen brauche es bei den öffentlichen Ausschreibungen für Lebensmittel. „Wir müssen sicherstellen, dass zukünftig heimische Lebensmittel in die Küchen kommen.“

Im Bezirk Bozen herrscht Sorge wegen der geplanten Reduzierung der Pflanzenschutzmittel im Obst- und Weinbau. Damit hätten die Bäuerinnen und Bauern in Zukunft weniger Mittel gegen bekannte und neue Schädlinge sowie Krankheiten zur Verfügung.
Weitere Themen waren die Sicherung der Wasserversorgung für die Landwirtschaft und der Borkenkäfer, der vielen Waldbesitzern zu schaffen macht. Hier forderten die Bezirksbauernräte Unterstützung, um das Schadholz aus den Wäldern bringen zu können. Angesprochen wurde auch der niedrige Holzpreis. Wichtig wäre, dass die Fernheizwerke mehr heimisches Holz abnehmen würden.

Die bäuerliche Kandidatin und die bäuerlichen Kandidaten für die Landtagswahl versicherten, sich für die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern auch in den nächsten fünf Jahren einzusetzen und Lösungen zu finden.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen