Du befindest dich hier: Home » Südtirol » Der Protest der Kleinen

Der Protest der Kleinen

Foto: 123RF.com

73 kleine und mittlere Familienbetriebe aus den Ferienregionen Ahrntal und Gitschberg-Jochtal beklagen in der Debatte um die Ortstaxe fehlende Gerechtigkeit. Größere Betriebe müssten auch mehr bezahlen.

von Markus Rufin

Nach den Tourismusgenossenschaften, dem HGV und den Belvitahotels nehmen nun auch 73 kleine und mittlere Familienbetriebe aus den Ferienregionen Ahrntal und Gitschberg-Jochtal Stellung zu der Debatte um die Ortstaxe.

In einem offenen Brief betonen die 73 Betriebe, dass sie es begrüßen, dass sich die Landesregierung mit Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ernsthaft auseinandersetze: „Wir verstehen und unterstützen Ihre Zielsetzung, dass die Tourismuswerbung durch die Tourismusbetriebe selbst getragen und nicht vom Landeshaushalt finanziert werden soll.“

In ihrem Brief greifen die Betriebe auch den HGV an. Dieser übe starken Druck auf Landesrat Arnold Schuler aus, vertrete aber nur die Interessen der Luxushotels. Im HGV-Landesausschuss seien die Kategorien der Ein- und Zwei-Sterne-Betriebe überhaupt nicht und jene der Drei-Sterne-Betriebe nur mit 15 Prozent vertreten. Dabei stellen die Vier- und Fünf-Sterne-Betriebe nur eine Minderheit dar. Da der HGV also die Meinung nicht vertrete, wenden sich die Kleinen und mittleren Betriebe nun mit einem offenen Brief an die Politik.

Dies sei deshalb nötig, da der bisherige Vorschlag, die unterschiedlichen Kategorien von bisher drei Klassen in nur noch zwei Klassen zusammenzufassen, vor allem für die Kategorien der Ein- bis Zwei-Sterne, Urlaub auf dem Bauernhof und der Privatzimmervertreter eine unverhältnismäßig hohe Erhöhung der Ortstaxe von 112 Prozent mit sich bringe.

Für Drei-Sterne-Betriebe sei eine Erhöhung von 50 Prozent vorgesehen, bei Vier- und Fünf-Sterne-Betrieben entspricht der Vorschlag einer Erhöhung von 56 Prozent.

„Dieser Vorschlag stünde im kompletten Gegensatz zu Ihren eigenen Grundsätzen der Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“, kritisieren die 73 familienunternehmen.

Der mediale Druck der letzten Wochen hat inzwischen auch beim Hoteliers- und Gastwirteverband ein leichtes Umdenken bewirkt. Dabei wurde vom HGV zuletzt vorgeschlagen, doch bei den bisherigen drei Klassen zu bleiben und für die unterste Klasse eine Ortstaxe von 1,50€ vorzusehen.

Für die Betriebe, die den offenen Brief verfasst haben, ein No-Go: „Dieser Vorschlag zeigt neuerlich auf, welche Ungleichbehandlung die Interessensvertretung für die Kleinbetriebe in Kauf zu nehmen bereit ist. Nämlich 76 Prozent Erhöhung für die Kategorie Ein- und Zwei-Sterne und nur 56 Prozent Erhöhung für die Hotels mit Vier- und Fünf-Sternen.“

Der aktuelle Vorschlag zur Reform der Ortstaxe gefährde laut den Unternehmen sogar den sozialen Frieden in der Bevölkerung, weil einige wenige bevorteilt werden: „Einerseits haben Luxushotels einen massiv höheren Ressourcenverbrauch (verbaute Fläche, Trinkwasser usw.), und gleichzeitig führt dieser Anteil an Touristen zu mehr Ausverkauf der Heimat (kaufen Wohnungen als Geldanlage und treiben damit mit die Immobilienpreise in die Höhe). Dies verstärkt die sozialen Unterschiede der Luxustouristen zur normalen Südtiroler Bevölkerung und führt zu immer weiter fallender Akzeptanz, die Tourismusgesinnung stürzt als Folge immer weiter ab.“

Letztendlich zeige dies auch der offene Brief der neun Belvitahotels, die eine Ortstaxe von 2,50 Euro für ihre Gäste als zu hoch erachten. Gleichzeitig sollten die Ein-Stern-Betriebe eine Ortstaxe von 1,50 € bei einem Nächtigungspreis von 30 Eurofür Jugendgruppen bezahlen.

Die Betriebe erinnern daran, dass es im restlichen Italien eine sinnvolle Regelung gebe: „Da es sich bei der Ortstaxe um eine Steuer handelt, haben die meisten italienischen Tourismusgebiete die Höhe der Ortstaxe proportional zum Nächtigungspreis orientiert. Dabei werden durchschnittlich nicht mehr als ein Euro Ortstaxe je Stern vorgesehen.“

Die betriebe haben auch Alternativ-Vorschläge vorbereitet. Sollten die drei Klassen beibehalten werden, sollte die Ortstaxe für Ein- und Zwei-Sterne-Betriebe bei einem Euro, bei Drei-Sternen bei 1,80 Euro und bei 4- und 5-Sternen bei drei Euro liegen.

Bereits dieser scheinbar niedrige Basissatz führe in unseren Ferienregionen zu einer hohen Gesamtortstaxe von 1,90 Euro für die niedrigsten Kategorien, da die lokale Erhöhung – welche zumeist voll ausgereizt wird –immer noch dazu zu rechnen ist.

Sollten die Kategorien bis Drei Sterne zusammengefasst werden, schlagen die 73 Betriebe vor, dass diese künftig 1,80 bezahlen. Vier- und Vier-S-Betriebe sollten vier Euro von ihren Gästen verlangen, Fünf-Sterne-Betriebe sollte eine Ortstaxe von fünf Euro vorgeschrieben werden.

Diese Variante mit dem hohen Wert von 1,80 Euro sei für die unteren Kategorien dann akzeptabel, wenn keine lokale Erhöhungen auf Gemeindeebene mehr hinzukommen können, weshalb die höchste Kategorie hier auf das gesetzliche Maximum angehoben wurde.

Unterm Strich sei es wichtig, dass die Gesamtortstaxe unter der psychologisch wichtigen Schwelle von zwei Euro bleibe.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (17)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • romy1988

    Das Problem der Ortstaxe kann ich nicht ganz nachvollziehen, schließlich ist doch der Gast derjenige, der sie bezahlen muss. Wenn Jugendgruppen nur 30€ (???) für eine Übernachtung bezahlen, werden sie wohl auch das Geld für die Ortstaxe aufbringen können. Es überrascht mich, dass es in Südtirol noch 1- und 2-Sternebetriebe gibt.

    • griassdi

      Es überrascht mich, dass es noch solch

      • griassdi

        … Kommentare gibt
        Wenn die Ortstaxe eh der Gast bezahlt, macht es für einen 4 oder 5 Sterne Gast wohl auch keinen Unterschied, wenn er 4 oder 5 € mehr bezahlt, das ist ja kaum ein Trinkgeld.
        Ich weiß nicht, wie weltfremd der Kommentator ist. Er/sie fordert ja, dass ein Spitzenverdiener einen niedrigeren Steuersatz (die Ortstaxe ist eine Steuer!) zu zahlen hat als ein Jugendlicher im Summercamp. Also wie wenn jemand mit 2.000 € Monatslohn 1.000 € Steuern bezahlen müsste, und jemand mit 15.000 € Monatslohn nur 2.500 €.
        Aber wahrscheinlich sitzt die Person eh im HGV irgendwo ganz oben. Der Fisch stinkt ja immer vom Kopf her

  • nochasupergscheiter

    Bravo! Bin zwar nicht im tourismussektor tätig, aber wie überall soll eben der kleine Mann die Zeche zahlen…
    Wenn jemand in der Lage ist über 250 oder 300 Euro am Tag zu bezahlen, fallen auch 5 Euro taxe pro Tag nicht ins Gewicht…
    Die Grossen und die Verbände hauen mit ihren schönen Begriffen um sich, Nachhaltigkeit, Solidarität usw.
    Ja aber alles nur, solange sie noch mehr verdienen und noch reicher werden…
    Letztendlich gibt es die ganzen 5 Sterne Betriebe nur auf Kosten der Kleinen, die Steuern werden optimiert, die Garage steht voller teurer sogenannten „Mietwagen“ mit denen der Hotelier selbst herumkurvt…
    Gleich wie die Politik eine Gehaltserhöhung bei der sie keine Steuern mehr zahlt als ersparniss die das Volk verkauft… Derweil ist es nur eine Umgehung der Bestimmungen für die sie selbst einzutreten hätten…
    Die Erhöhung der Gehälter der Führungskräfte der Beamtenschaft war auch ein Heimspiel, das wurde natürlich auch sofort genehmigt… Auch hier das gleiche, die ganzen Zulagen sind bei den veröffentlichten bruttogehältern nicht dabei, und Steiner, seid er selbst bei den abkassierern ist, suhlt sich im geldtopf den der Bürger bezahlt… Und zum Schluss heisst es… Hob i net gewusst, Schwester, welche Schwester…

  • hallihallo

    ja, es ist ganz klar, daß der hgv nur für die 4-5 sterne kategorie arbeitet. aber im vorstand sitzen und vor allem reden vor allem die vertreter dieser kategorien. die vertreter der kleineren betriebe sind in der minderheit und deren vorschläge werden als lächerlich abgetan und überstimmt. ein beispiel: ein gast zuviel im haus soll eine strafe vom hundertfachen der ortstaxe betragen.
    bei einem 50,00 euro garni sind daß bei uns 200,00 euro, beim 5 sterne hotel mit einem preis von 300,00 euro beträgt die strafe 250,00 euro , also verdient der gastwirt trotz strafe immer noch.
    viele kleine betriebe , welche in den ortszentren in den 60- 70 jahren entstanden sind, hatten kaum eine erweiterungsmöglichkeit und können nicht mal jetzt die paar dritten betten nachmelden, weil der parkplatznachweis es verhindert, während die riesen-hotels in der grünen wiese wiederum nach großen zubauten jetzt auch noch massenweise die betten in ordnung bringen können.
    das ist aber das resultat, weil immer alle von qualitativem tourismus gesprochen haben und um eine bestimmte qualität zu bieten, brauchen die betriebe auch eine bestimmte größe. und das haben die großen zu recht genutzt.

  • andreas

    2,5-3% vom Zimmerpreis und der „soziale Frieden“ im Land bleibt gewahrt, wobei ich nicht überdramatisieren würde, da ich wegen ein paar Hoteliere keine größere Gefährdung des sozialen Friedens sehe.

    Wobei ab Zimmerpreisen von € 250,00 durchaus auch 4-5% angebracht wären, da dieses Klientel dazu beiträgt, dass das allgemeine Preisniveau in Südtirol steigt.
    Und wenn dem Luxusklientel dies zuviel ist, trägt dies zur „Nachhaltigkeit“ und Regelementierung des Tourismus bei, welche ja gewollt ist.
    Es ist nämlich alles andere als „nachhaltig“, wie die IDM suggeriert, nur mehr Reiche in Südtirol zu wollen, den durch diese steigt das allgemeine Preisniveau und macht Südtirol, wie in Gröden gesehen, für viele Einheimische unerschwinglich.

  • vinsch

    Sie verstehen es nicht??? Dann schaut euch mal die Preise dieser 4 und 5 Sterne Hotels an. In der Nebensaison unterbieten sie sich und die Kleinen müssten sich unter dem Strich verkaufen. Diese Hotels bieten in der Nebensaison ihre Betten zu Schleuderpreisen an, wollen einfach nur mehr ihr Haus voll bekommen und das geht auf Kosten der kleinen Betriebe. Es gibt Betreibe im 4Sternebereich, die wesentlich billiger sind, als Dreisternebetriebe. Das war und ist dem HGV egal, die Kleinen können so einfach nicht mehr überleben. Und hier meine ich vor allem Dorfgasthöfe, B&B usw.

    • andreas

      Und? Möchtest du staatlich festgelegte Mindestpreise?
      Diese Betriebe haben üblicherweise Festangestellte, welche bezahlt werden müssen und schicken die Mitarbeiter nicht in die von der Gesellschaft finanzierte Arbeitslosigkeit.

      Schließ den Laden in der Nebensaison, wenn er sich nicht rechnet, da die anderen Häsuer dir zu sehr Konkurrenz machen oder senke die Preise.

      Wir leben nun mal in einer freien Marktwirtschaft und Preisabsprachen, wie du sie forderst, sind verboten.
      Also passe dich dem Markt an und vermeide dieses ständige Geplärre, wie schlecht ihr behandlet werdet, denn schon bei Corona habt ihr eine Menge Geld kassiert oder kannst mir ein Hotel sagen, welches wegen Corona geschlossen hat?

      • vinsch

        Die Hotels schicken die Angestellten nicht in die finanzierte Arbeitslosigkeit??? Wo leben Sie eigentlich? Diese Hotels gibt es kaum, lediglich die Chefköche werden das ganze Jahr angestellt, aus Angst sie zu verlieren, die anderen sind alles Saisonsangestellte. Informieren Sie sich besser.
        Ich habe von keinen staatlich festgesetzten Preisen gesprochen. Wenn die Ortstaxe jedoch angepasst wird, dann ist der Preis für den Gast automatisch höher, aber so weit können Sie ja nicht rechnen….

    • andreas1234567

      Hallo @vinsch

      gut beschrieben, hab ich selbst erlebt. Herbst in Hinterpasseier, selbst wie immer um faire 48 Euro im 2*.Familienpension DZ/Frühstück (das DZ war das „Upgrade“ wegen direkter Buchung in der Unterkunft ohne „Zwischenwirte)
      Hab mich dann auf Alm und Hütte von 4Sternenbewohner mit Spa und HP auslachen müssen, die hatten das um 45 Euro über ein „kommen sie hier, schauen die schnell, billigbilligbillig“-Portal geschossen.
      Am Ende geht die Rechnung auf, abends an der Bar wird konsumiert und im Spa wird sich was gegönnt.

      Jeder ruinierte Kleinbetrieb macht Betten frei, drei ruinierte Kleinbetriebe sind ein Anbau in der Luxuskategorie.

      Und das ist das perfide, die Schlachtopfer sollen Geldeintreiber per Ortstaxe spielen um diejenigen zu finanzieren welche „Gäste im hoher Wertschöpfung“ anlocken sollen, so ist das originale Geschwätz der IDM auf deren Seite.
      Kleinbetriebe sollten wegen Nichtleistung gar nichts für die IDM eintreiben müssen, diese Gelder sollten, wenn überhaupt,in den jeweiligen Dörfern verbleiben.
      Und die Luxushoteliere sollten ihren Fanclub welcher „Gäste mit hoher Wertschöpfung“ will dann komplett selbst bezahlen, meinetwegen auch 20 Euro Ortstaxe eintreiben. Dafür kann die IDM dann Prospekte auf duftendem Büttenpapier drucken und per Reitkurier nachhaltig zu den Villen und Palästen der Interessenten bringen.

      Bin jedesmal erschrocken wie dreist die Kleinbetriebe ausgerottet werden sollen und wie hochnäsige Werbevereine welche auch für solche Desaster wie die millionenteuren „Nachhaltigkeitstage zu Bozen“ verantwortlich zeichnen immer fetter gemästet werden sollen und das trotz gegenteiliger Politikbeschlüsse.

      Auf Wiedersehen in Südtirol

  • bernhart

    Sekr interessante Kommmentare, zwischen den Zeilen ist in den meisten Kommentaren der Neid zulesen.3 oder 5 Steren was ändert das?? Jeder Gast hat die gleichen Schipisten, Wangersteige,Almen Schutzhütten und dergleichen ,jerder Urlauber findet die selben Bedingungen vor , ob 2 Sterne oder 5. Der Betrieb mit 5 Sternen kann und musste investieren damit er soweit gekommen ist, deswegen darf er doch nicht gefragt werden,4 -5 Stetrne Häuser braucht es ,genau so wie 3 und 3 Häuser.. Bin dafür , dass alle die selbe Ortrtaxe entrichten sollten, man muss es ja nicht übertreiben, wie es zur Zeit der Fall ist.
    Alle 2 Jahre wird sie neu angepasst um Strukuren künstlich am Leben zu erhalten, und das ist totaler Blödsinn, denn diese bleiben immer morode.

    • hallihallo

      tja bernhart, selbst die verfassung sagt, daß jeder steuern nach seinen möglichkeiten zahlen soll.
      nach deiner logik müßte der arbeitnehmer , der 1.500,00 euro im monat verdient gleich viel steuern zahlen , wie jener der 10.000,00 euro verdient.
      er nutzt die gleichen straßen, die kinder gehen in die gleiche schule und das krankenhaus ist dasselbe. das ist deine logik , oder??

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen