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Ein Bett für alle

Der Verein Housing First macht nun Ernst mit seinen Plänen, das Dormizil in der Rittnerstraße in ein Mini-Kondominium für Obdachlose umzubauen. In der Fastenzeit wird erst einmal Geld für ein Notschlafbett gesammelt.

von Thomas Vikoler

Sabine, 28, ist eine talentierte Malerin mit Studienabschluss, die aber keine geeignete Arbeit gefunden hat und unter Depressionen leidet. Oder Marco, 50, der eine Drogentherapie und eine Scheidung hinter sich hat. Die beiden gehören zur Klientel des Dormizil, der privaten Notschlafstelle in der Bozner Rittnerstraße.

Der im Oktober 2020 gegründete Verein Housing First hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen wie Sabine oder Marco nachhaltig zu helfen. Nicht allein mit einem warmen Bett für einige Tage (wie in diesem Winter), sondern mit einer längerfristigen Wohnperspektive.

Nach skandinavischem Vorbild will der von Magdalena Ammon angeführte Verein das Konzept des Housing First (also eine zeitweise feste Wohnung als Grundlage für die Wiedereingliederung in die Gesellschaft) umsetzen. Und zwar über einen Umbau des Gebäudes in der Rittnerstraße, welches die Haselsteiner-Stiftung dem Verein für 30 Jahre überlassen hat. In den vergangenen Wintern kamen dort bis zu 25 Obdachlose kurzzeitig unter.

Nun sollen im Dormizil neun Kleinwohnungen für bis zu achtwöchigem Wohnen während des ganzen Jahres errichtet werden. Dazu, im Dachgeschoß, eine Notunterkunft für höchstens fünf Personen und im Tiefparterre eine Dusche und ein Waschraum für Obdachlose. Geplant sind auch ein Veranstaltungsraum und ein Büro für Sozialarbeit sowie ein für alle Interessierten zugänglicher Innenhof.

Geschätzte Gesamtkosten für das private Projekt: 1,3 Millionen Euro. Die Bauarbeiten am Gebäude gegenüber dem Bozner Busbahnhof sollen in Herbst beginnen und im Laufe des Jahres 2024 abgeschlossen werden.

Der Verein verstand seine Arbeit bisher als Korrektiv zu einem öffentlichen Fürsorge-System, das nicht für alle Bedürftigen einen Schlafplatz garantieren kann. Nun will er mit Hilfe von Spenden sein namensgebendes Konzept umsetzen.

Wie die Unterbringung der Bedürftigen nach dem maximal zweimonatigen Aufenthalt im umgebauten Dormizil organisiert werden wird, ist zu sehen.

Aufgerufen ist derzeit wiederum die sogenannte Zivilgesellschaft. Die Vereinsmitglieder haben Spendenpakete geschnürt, die von einem Ziegel (30 Euro) bis zu einem verbauten Kubikmeter (1.500 Euro) bis zu einer Wohnungseinrichtung (12.000 Euro) bis zu einer gesamten Wohnung (95.000 Euro) reichen.

Während der Fastenzeit will Housing First zudem in Zusammenarbeit mit der Raiffeisen Landesbank und Ethical Banking, die ihre Crowdfunding-Plattform zur Verfügung stellen, 25.000 Euro für die Schaffung des Notschlafbereiches im Dachgeschoß sammeln.

Motto: „Ein Notschlafbett für alle, alle für ein Notschlafbett“

„Immer mehr Männer und Frauen in Südtirol landen plötzlich auf der Straße und brauchen Übergangsschlafplätze: Zu geringes Einkommen, Trennung, Scheidung, familiärer Streit, Sucht oder Krankheit machen Menschen wohnungslos. In der künftigen Notschlafstätte des Dormizil haben Menschen die Möglichkeit, sich neu zu organisieren und können bis zu zwei Monate an einem geschützten Ort verbringen“, sagt Paul Tschigg über die zukünftige Ausrichtung.

Weitere Informationen zu diesem Projekt gibt es unter www.dormizil.org oder unter www.raiffeisen.it.

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