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Vandalen im Klettergurt

Zuerst wurde ein Buddha von Reinhold Messner gestohlen, jetzt die Muttergottes-Statue eines edlen Spenders verunstaltet. Am Klettersteig „Hoachwool“ in Naturns werden religiöse Symbole regelmäßig Ziel von Vandalenakten.

von Karin Gamper

„Als ich die Fotos von der bemalten Muttergottes-Statue gesehen habe, war ich gelinde gesagt schockiert. Ich habe mir gedacht: Wer bitte steigt eigens mit einem wasserfesten Filzstift einen anspruchsvollen Klettersteig hoch, um dort eine Madonnen-Figur zu verunstalten?“. Das fragt sich Ludwig Gorfer, Bergführer und Erbauer des bekannten „Hoachwool-Steiges“ in Naturns.

Was ist geschehen?

Am letzten Sonntag machten Kletterer eine Entdeckung, die seither in Bergsteigerkreisen für großen Unmut sorgt. Unbekannte haben die kleine Madonnen-Statue, die die Felsnische mit dem Wandbuch im oberen Teil des Klettersteigs schmückt, mit einem schwarzen Stift besudelt. Die Figur zeigt die Muttergottes mit dem Jesukind. Die kleine Holzstatue wurde 2022 von einem Naturnser gestiftet und von einem Schnitzer aus dem Ort hergestellt. Im Juli vergangenen Jahres wurde die Figur am Klettersteig aufgestellt. „Ich selbst habe sie hochgetragen und mit Schrauben an der Felswand befestigt“, erzählt Ludwig Gorfer. Die Statue sollte ein beschützendes Auge auf alle werfen, die sich den „Hoachwool“ hochwagen.

Umso fassungsloser war der Bergführer, als ihm ein Bekannter am letztenSonntag ein Foto von der bekritzelten Madonna schickte. Gorfer machte den Vandalenakt via Facebook publik und erhielt innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Rückmeldungen. „Die Leute sind erbost und verstehen nicht, warum jemand so etwas tut“, berichtet Ludwig Gorfer.

Wer den Filzstift zur Hand genommen hat, ist unbekannt. Allerdings steht fest: Es muss ein geübter Kletterer gewesen sein. Denn der Hoachwool-Steig in Naturns gilt als schwierig.

Es ist ein Höhenunterschied von 630 Meter zu überwinden, die Kletterzeit ist mit 4,5 Stunden angegeben. Die Nische mit der Madonnen-Statue und dem Wandbuch, in das sich die Kletterer eintragen können, befindet sich im oberen letzten Drittel, das von einigen steilen Vertikalpassagen der Schwierigkeitsstufe D geprägt ist. Das heißt: Für erfahrene Kletterer schwierig, alle andere sollten es gar nicht erst versuchen. Für den mühsamen Aufstieg werden Kletterer mit einer phänomenalen Aussicht auf die Untervinschger Talsohle und das gegenüberliegende Schloss Juval von Bergsteigerlegende Reinhold Messner entlohnt.

Letzterer ist übrigens ebenfalls öfters am Hoachwool-Klettersteig unterwegs. Messner hat deshalb gleich nach dessen Eröffnung im Jahr 2014 eine kleine Buddha-Statue für die Felsnische gestiftet. Doch auch diese hatte nicht lange Ruhe. „Sie war nicht verankert und stand keine zwei Wochen dort, dann hat sie ein Unbekannter gestohlen“, erinnert sich Ludwig Gorfer.

Was geschieht jetzt mit der besudelten Madonnen-Statue? „Ich werde hochsteigen, sie abmontieren und reinigen lassen“, sagt der Bergführer. Sollten dafür Kosten entstehen, werde er sie selbst tragen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • gerhard

    Auf dem Berg ist man Gott näher. Sagt so mancher Alpinist.
    Ich kann das als fanatischer Ateist nicht nachvollziehen.
    Muss ich ja auch nicht.
    Aber ich kann es doch einfach so stehenlassen.
    Wenn nun gläubige Menschen an so exponierter Stelle eine kleine, harmlose Statue anbringen, dann empfinde ich als hundsgemein und widerwärtig, eine solche Andachtsstelle zu besudeln.
    Das ist respektlos und hinterfotzig zugleich.
    Dieser Trottel, (gleich ob männlich oder weiblich) soll sich schämen.
    Das ist unverzeihlich.

  • romy1988

    Hier scheinen einige (oder eine/einer) zuviel Freizeit zu haben. Schämt euch in Grund und Boden.

  • wichtigmacher

    Dös wor siecherlich a Piefke, der sich af Holbweg in die Hosn gschissn hot und den se donn mitn Hubschrauber aussergholt hobm……
    Wia so foscht jedn Tog do obm passiert, und olls mit unsere Stuiergelder

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