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Eisbad erhitzt Fischer

Was als Veranstaltungshighlight der Kurverwaltung gedacht war, ist bei den Meraner Stadtbach-Fischern gar nicht gut angekommen. Das winterliche Eintauchen in die kalte Passer sorgt für Unmut.

von Karin Gamper

Es war am letzten Januar-Sonntag, als in Meran ein außergewöhnliches Event der Kurverwaltung auf dem Programm stand. Unter der Anleitung von Referent Christian Zöschg aus Algund konnten Interessierte in der vier Grad kalten Passer ein kurzes Bad nehmen. Rund zehn Teilnehmer packten die Gelegenheit beim Schopf und drehten im seichten Gewässer beim Steinernen Steg eine Runde.

Das Eisbaden erfreut sich vor allem im Norden Europas großer Beliebtheit, weil es sich positiv auf das Immunsystem auswirken soll. Doch Vorsicht: Es sollte immer unter Aufsicht, mit Vernunft, nur kurz und ausschließlich bei guter Gesundheit durchgeführt werden, da es auch Risiken birgt.

Hierzulande gibt es eine Handvoll Südtiroler, die regelmäßig ins kalte Wasser steigen. Christian Zöschg gehört dazu. Er praktiziert das Eisbaden bereits seit vielen Jahren. Im Freien oder auch in einem Bottich, den er sich auf seine Terrasse gestellt hat. Von der Kurverwaltung hatte er den Auftrag erhalten, Interessierten an drei Tagen für die Veranstaltungsreihe „Merano Vitae“ beim Eisbad in der Passer zur Seite zu stehen. Als Termine hatte man sich auf den 29. Jänner, 18. Februar und 11. März geeinigt.

Bei den meisten Meranern ist der Gag der Kurverwaltung gut angekommen. Nicht so bei den Stadtbach-Fischern, in deren Zuständigkeitsbereich die Passer fällt. Sie üben harsche Kritik und haben diese auch schriftlich der Kurverwaltung zukommen lassen.

„Wir sind nicht gegen das Eisbaden an sich“, schickt Andreas Riedl vom Fischereiverein Passerfischer/Stodtboch voraus, „allerdings werden dadurch die Laichstellen in der Passer beeinträchtigt“. Die im Boden abgelegten Eier seien durch die eisbadende Gruppe gestört worden. „Die Fischeier reagieren sehr empfindlich und es ist nicht ideal, wenn Menschen darauf herumtrampeln“, betont Riedl. Er bemängelt, dass die Stadtbach-Fischer nicht vorab von der Kurverwaltung kontaktiert wurden.

Gelten die Vorbehalte der Fischer nur für die Laichgebiete, oder generell für das gesamte Gewässer? „Die Passer ist keine Badewanne, sondern ein Naturraum“, sagt Andreas Riedl dazu, „es stellt sich deshalb die Frage, ob man ausgerechnet hier ein Eisbad nehmen muss“. Als Gag könnte die Kurverwaltung genauso eine Wanne auf der Promenade aufstellen oder auf den Therme-Teich bzw. ein Schwimmbad ausweichen.

Die Fischer wünschen sich von der Kurverwaltung, dass keine weiteren Treffen in der Passer organisiert werden. Ein berechtigtes Anliegen oder eine Überreglementierung eines Trends, der Fuß fassen könnte? „Wir möchten lediglich die Laichgebiete schützen und obendrein verhindern, dass es aufgrund von Nachahmern zu Schäden kommt“, so Riedl.

Für Christian Zöschg kommt die Kritik wie ein Blitz aus heiterem Himmel. „Das hätte ich mir jetzt wirklich nicht erwartet, denn ich bin der Erste, der die Natur schützen will“, meint er. Es gebe jedoch am Ufer kein Verbotsschild und auch sonst keine Hinweise, die auf ein Badeverbot schließen lassen. „Ich werde mit den Fischern das Gespräch und Alternativen suchen“, erklärt Zöschg, der das Ganze mit Humor nimmt.

Ob die bereits geplanten Termin vom 18. Februar und 11. März noch stattfinden, ist derzeit fraglich. Die Kurverwaltung hat sie auf Eis gelegt. Nicht nur wegen der Fischer, sondern auch zur genaueren Überprüfung der Frage, wer für die Teilnehmer im Falle eines Unfalls haftet.

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