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„Nicht mehr im Gleichschritt“

(Foto: LPA/Michele Bolognini)

Vorbereiten auf Olympia 2026: Beschneiungsanlage, Speicherbecken, Stromversorgung, Schießstand. In Rasen Antholz bereitet die Preissteigerung für die Bauarbeiten Probleme. Mit möglicherweise unerwarteten Folgen.

von Silke Hinterwaldner

Wenn sich in Rasen Antholz die Gemeinderäte zur Sitzung treffen, geht es derzeit immer auch um Olympia. Das ist naheliegend: Schließlich werden dort in gut zwei Jahren olympische Biathlon-Bewerbe ausgetragen. So etwas will gut vorbereitet sein.

Zwar haben auch die politischen Gremien längst ihre grundsätzliche Zustimmung signalisiert, trotzdem branden immer wieder neue Diskussionen auf. Vor einer Woche wurden die Gemeinderäte darüber informiert, dass die neue Beschneiungsanlage von einer Bietergemeinschaft bestehend aus Techoalpin und Wieser realisiert wird. Allerdings konnte diese die Qualitätsausschreibung nur um Haaresbreite für sich entscheiden. Für diese Beschneiungsanlage braucht Antholz auch mehr Strom. Das heißt: Die Südtirol Arena in Antholz muss gut und sicher mit Strom versorgt sein. Wenn derzeit eine neue Hochspannungsleitung durch das Pustertal verlegt wird, kann auch Rasen Antholz davon profitieren. „Einerseits ist in der Anlage eine Erhöhung der Kapazität nötig, vor allem für die Beschneiungsalage“, sagt Bürgermeister Thomas Schuster, „gleichzeitig soll es eine doppelte Absicherung der Stromversorgung geben.“ Wenn es um Strom geht, bedeutet dies, dass die einzelnen Akteure optimal aufeinander abgestimmt sein müssen, vor allem bei Großveranstaltungen. Terna, Edyna und E-Werk Antholz haben sich diesbezüglich abgesprochen.

Die Beschneiungsanlage wird mit 6,5 Millionen Euro staatlich finanziert. Darin nicht enthalten ist die Errichtung eines – sehr umstrittenen – Speicherbeckens. Die Beschneiungsanlage funktioniert auch ohne Speicherbecken, aber die Kapazität wird nicht voll ausgeschöpft, entsprechend langsamer werden die Loipen beschneit. Diskutiert wird auch ein unterirdisches Speicherbecken, das aber zu sehr viel höheren Kosten führt und technisch aufwändig ist. Das überirdische Becken wiederum benötigt viel Fläche, ist landschaftlich ein Einschnitt.

Was den anlaufenden Bauarbeiten aber am meisten zu schaffen macht, sind die steigenden Kosten: Ob das Speicherbecken überhaupt noch finanzierbar ist, bleibt daher noch offen. Derzeit steht das Ausführungsprojekt zum Schießstand an: Das ursprüngliche Projekt wurde um ein Drittel gekürzt, um die Umsetzung überhaupt noch bezahlen zu können. Enthalten im Projekt ist nur noch ein Schießstand, der gemeinsam mit den Sportschützen genutzt werden soll.

Alles wird teurer, in Antholz rechnet man mit 25 Prozent Kostensteigerung. Wie viel dies tatsächlich ist, zeigen sehr eindrucksvoll die Zahlen. Ging man ursprünglich von rund 29 Millionen Euro aus, so benötigt man jetzt für dasselbe (bereits verkleinerte) Projekt knapp 38 Millionen Euro. Damit hat man wieder das Preisniveau der ursprünglichen Machbarkeitsstudie erreicht.

„An und für sich“, sagt Alexander Messner, „ist es gut, dass man die Projekte verkleinert, auch wenn dies lediglich aufgrund der Teuerung passiert.“ Den Rotstift setze man bei Dingen an, die man für Olympia nicht unbedingt benötigt, Stichwort Sportleistungszentrum. Das bedeutet, praktisch gesprochen: Man baut zwar die Räumlichkeiten, lässt sie aber leer. Dies könnte zur Folge haben, kritisiert Gemeinderat Messner, „dass wir nach 2026 leere Räume haben und niemanden, der die Ausstattung bezahlt“. Damit verbunden ist auch die Befürchtung, dass man die Anlagen an private Investoren abgeben müsse. Oder dass die leeren Räume ganz einfach als Lager genutzt werden.

Antholz muss derzeit auf zwei unterschiedlichen Ebenen aktiv sein: Auf der einen Seite läuft unter großem Zeitdruck die Planung für Olympia. Auf einer anderen Ebene sucht man nach Lösungen, die auch nach Olympia noch funktionieren können. „Aber das läuft nicht mehr im Gleichschritt“, sagt Alexander Messner, der selbst hofft, dass sich die Lage wieder normalisiert.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

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  • criticus

    Alle 4 Jahre schmeißt man Unsummen beim Fenster hinaus damit gewisse Funktionäre und Politiker gut dastehen und bezahlen darf der einfache Bürger. Wenn die Sportler mit den bestehenden Anlagen nicht zurechtkommen, dann sollen sie auch DAS lernen, sonst lasst doch den Scheiß!

  • gscheidhaferl

    Das Geld vom Steuerzahler kann ja rausgeschmissen werden! Da muss ja niemand die Verantwortung übernehmen!
    Aber dass sich Rentner mittlerweile schwer tun beim Einkauf schwertun, dass Leute in Bozen erfrieren, dass die überbezahlten Altmandatare nochmals mit Geld überhäuft werden, dass viele Gemeinden mit Protzbauten prahlen und das xfache immer kosten…. alles Wurscht. Trägt ja niemand die Verantwortung

  • dn

    Unglaublich, wie viel an Steuergeld da verprasst wird. Als Steuerzahler sollten wir über Kosten und Nutzen genau aufgeklärt werden .

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